Archiv der Kategorie: Allgemein

Vom 13. bis zum 21. Jahrhundert


Meine Lektüre im zweiten Drittel 2024 – Folge 15 des Lesetagebuchs


Berlin, September 2024 (ssl) Meine erste Graphic Novel berichtet von einer deutschen Familie in der Nazizeit. Überhaupt kommt reichlich NS-Geschichte, fiktiv und dokumentarisch, in dieser Leseliste des zweiten Drittels 2024 vor. Aber auch die Reiseberichte von Marco Polo, Analysen von Zeichnungen der Stadt Rom aus der Renaissance und, wie eigentlich immer, wahre Abenteuergeschichten aus der Kolonialzeit, in denen sich, je jünger sie sind, zunehmende Distanz der Autoren zu ihrem Thema findet.

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Hundert Bücher in der Pandemie

Meine Lektüre im ersten Quartal 2023 – Von Joseph Conrad über Frisch/Bachmann zu Manesse

Berlin, 31. März 2023 (ssl) Es sind tatsächlich hundert Bücher in den plusminus drei Jahren der Pandemie geworden, die ich gelesen und kurz oder lang besprochen habe. Genauer: Hunderteins. Wenn sich auch die zu Beginn dieser Aufzeichnungen erwähnte Lektüregrund „Kulturmangel während des Lockdowns“ schon lange erledigt hat, ist daraus doch eine neue nachhaltige Freizeitbeschäftigung entstanden. Sie besteht aus mehr als nur „Lesen“. Zunehmend wurde mir bewusst, dass ich nicht mehr einfach nur zum Zeitvertreib lesen und mich bestenfalls in die Welt der Handelnden oder des beschriebenen Sachgebiets hineindenken wollte. Vielmehr habe ich mir mit der selbst gegebenen Archivierungsstruktur ein bisschen Disziplin verordnet, nämlich: das Was, Wie und Warum jedes Buches zu erkennen und im Kopf mitteilungsfähig aufzuarbeiten. Am Ende hat man so tatsächlich mehr von der Lektüre. Deshalb lese ich nicht nur weiter, sondern schreibe die gewonnenen Erkenntnisse auch weiter in diesem Blog auf.

Liebe Verlage, die das lesen: Wenn Sie hier auch erscheinen wollen – nur zu. Senden Sie mir Ihr Programm: thomas.rietig@rsv-presse.de Ich bestelle garantiert nur Rezensionsexemplare, von denen ich mir Lesegenuss verspreche. Jedes Buch bekommt eine eigene Besprechung von ca. 3.000 bis 5.000 Zeichen plus Buchdeckelbild und eine Kurzrezension in der vierteljährlichen Buchliste. Zur Systematik (oder besser gesagt: Anarchie) der Buchauswahl finden Sie etwas am Ende des Posts.

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Forschergeist und Gruppendynamik

Nicholas Cranes „Breitengrad“ beschreibt eine chaotische Forschungsreise in den Anden

Berlin, 02. November (ssl) Vor fast 300 Jahren, im Mai 1735, brach eine französisch-spanische Forschergruppe aus dem damals bedeutenden französischen Atlantikhafen Rochefort auf, um in den Anden am Äquator der Frage nachzugehen, ob die Erde eine an den Polen abgeflachte oder eine am Äquator „zusammengedrückte“ Kugel ist. Dazu war es nötig, die Länge eines Breitengrades am Äquator mit der Länge möglichst weit im Norden oder Süden zu vergleichen. Es dauerte rund zehn Jahre, bis sie die Frage beantworten konnten, und das nur unter großen Opfern und Entbehrungen. Der Ablauf dieser Reise ist Thema des Buches „Breitengrad“ des britischen Geografen und Autors Nicholas Crane.

© Midas Verlag Zürich
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Bundeswehr entwickelt wieder Konzept für Lazarettzüge

Verteidigungsministerium: Für Zeiten unsicheren Luftraums, etwa Krieg im Baltikum

Berlin, 5. Juli (ssl) Die Bundeswehr entwickelt ein Konzept für den schienengebundenen Transport von Patienten in größerer Zahl. „Die Fähigkeit, eine große Anzahl Patienten medizinisch betreut zu verlegen, kann sowohl bei Landes- und Bündnisverteidigung, als auch bei infektiologischen sowie traumatologischen Großschadensereignissen notwendig werden“, erklärt das Verteidigungsministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag, die am Montag (4. Juli) vom Parlamentspressedienst veröffentlicht wurde. Details stehen offenbar noch nicht fest, gleichwohl geht die Bundeswehr von Voraussetzungen für den Einsatz aus, die ungewöhnlich detailliert angegeben werden.

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Bücherkorb 2022-2: Zeitgenossen Hemingway und Amundsen

Meine Lektüre im zweiten Quartal 2022 – Viel über die „lost generation“ und „lost“ Polarforscher

© Simon & Schuster

Berlin, 26. Juni 2022 (ssl) Die Leseerfahrungen der vergangenen drei Monate umfassen Sachbücher zu historischen und aktuellen Themen, etwa Verschwörungstheorien, aber auch Romane aus Gegenwart und Vergangenheit. Dabei stellten sich sowohl erwartete als auch überraschende Erkenntnisfortschritte ein. Es sind etwas mehr geworden als in der vorherigen Folge, weil sich immer mehr Bücher aufgefordert und unaufgefordert in meinem Briefkasten bzw. den Gabentischen sammeln und zugleich die anderen Aktivitäten, wohl wegen der Nachwehen der Pandemie, noch nicht wieder volle Fahrt aufgenommen haben. Allerdings habe ich eine Fernreise mit dem Neun-Euro-Ticket unternommen , die reichlich Gelegenheit zum Lesen bot.

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Meist ist die Neun-Euro-Welt in Ordnung

Bericht von einer Dorftour statt der üblichen Städtetour mit dem Billigticket

Berlin, 15. Juni (ssl) Chaos im Nahverkehr wegen des Neun-Euro-Tickets? Nicht, wenn man sich nicht gerade Ferienwochenenden oder ohnehin überlaufene Touristen-Hotspots als Zeit und Ziel aussucht. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und würde es zumindest allen weiter empfehlen, die vorurteilsfrei in Busse oder Bahnen des Nahverkehrs steigen und viel Zeit haben. Es ging von Berlin in ein Dorf im 350 Kilometer südlich gelegenen Fichtelgebirge. Mit dem Auto vier Stunden. Mit der Bahn mehr als doppelt so lange. Aber dabei gibt es noch viel zu erleben. Ein Reisebericht.

Bereit für die Sachsen-Franken-Magistrale. Regionalexpress nach Hof im Bahnhof Zwickau. © Foto: Thomas Rietig
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Keiler Putin heißt jetzt Eberhofer

Umtaufe aus aktuellem Anlass im Wildpark am Waldhaus Mehlmeisel (aktualisiert nach TV-Sendung)

Mehlmeisel, 22. April (ssl) Die Ära Putin ist im Fichtelgebirge seit Dienstag zu Ende. Unter starker Anteilnahme der Öffentlichkeit taufte Kabarettist und Musiker Hannes Ringlstetter einen kapitalen Keiler im Wildpark am Waldhaus Mehlmeisel um, der zuvor wegen seines russischen Stammbaums den Namen des Machthabers in Moskau getragen hatte. Nun heißt er „Eberhofer“ nach einem Krimihelden aus Niederbayern. Die Umtaufe verlief zwar sehr unterhaltsam, aber nicht ganz nach Plan, da der Täufling sich trotz reichlichen Nahrungsangebots dem Zeremoniell versagte.

Eberhofer, umgetaufter Putin, auf der Flucht vor Maggi und der Öffentlichkeit. © Foto: Rietig
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Ischinger appelliert an russische Diplomaten

„Wann wird der erste Botschafter zurücktreten?“

Berlin, 17. April (ssl) Der deutsche Diplomat Wolfgang Ischinger hat die Botschafter aus Russland zum Widerstand gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgefordert. Der langjährige Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz (2008-2022) appellierte am Ostersamstag via Twitter an die „persönliche und menschliche Würde“ seiner „langjährigen Kollegen (und Freunde) im russischen Außenministerium“ mit der Frage: „Wann wird der erste russische Botschafter oder Vize-Außenminister zurücktreten?“, und rief damit teils heftige Reaktionen in dem Nachrichtendienst hervor.

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Vom „Simpl“ bis zu den Ochsen von Laon

Meine Lektüre bis Ende März 2022 – Viel Frankreich, einmal Zwischenkriegszeit, einmal internationale Krisen

Berlin, 29. März 2022 (ssl) Aus pandemischen Leseerfahrungen werden jetzt auch noch krisenhafte Leseerfahrungen. Die Liste der gelesenen ebenso wie der zu lesenden Bücher wird immer länger, und das schöne Wetter im März hat die Lesezeit etwas verkürzt. Ein kurzer Paris-Aufenthalt beeinflusste die Liste ebenfalls massiv, nachdem schon vorher ein aktueller Bestseller mit Frankreich-Bezug vor mir lag. Hier also nun die Lektüren Nummer 56 bis 60.

Der Autor vor dem berühmten Bücherladen. © Arrow Books

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Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt

Der europäische Traum muss verteidigt werden

Genauso wie es den amerikanischen Traum gibt, der in der Verfassung der Vereinigten Staaten mit dem Begriff „Streben nach Glückseligkeit“ beschrieben wird, lebt auch Europa einen Traum, den Traum von Einigkeit und Recht und Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, vor allem von Frieden für diesen geschundenen Kontinent.

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Pandemie 2022-1: Naturerfahrungen durch die Jahrhunderte

Meine Lektüre im ersten Quartal 2022 – Von Younghusband über Zweig zu Schrott

Berlin, 17. Februar 2022 (ssl) Nun gehen meine gesammelten pandemischen Leseerfahrungen schon ins dritte Jahr. Es ist eher Zufall, dass sie diesmal mit Büchern über individuelle Methoden und Erfahrungen beginnen, wie sich der/die Einzelne durch Naturerfahrung, ob extrem oder alltäglich, möglicherweise höhere, auf jeden Fall aber optimistische Lebensperspektiven aneignen kann, aber in anhaltenden Corona-Zwängen kann das ja nicht schaden. Bemerkenswert ist dabei, dass das Erscheinungsdatum der beiden ersten Bücher knapp 90 Jahre auseinander liegt.

Mohn. Zu dem Buch „Wo die wilden Pflanzen wohnen“ (#54)

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Pandemie 2021-4: Von Asterix über Watteau bis zu Herrn Buffey

Meine Lektüre im vierten Quartal 2021

Berlin, 02. Januar 2022 (ssl) Es sollte eigentlich gar kein fünfter Teil meiner gesammelten pandemischen Leseerfahrungen mehr erscheinen, denn ich hatte gehofft, dass ich das Wort „pandemisch“ aus dem Leadsatz streichen könnte. Nun habe ich zwar die dritte Impfung hinter mir, hatte vor kurzem sogar eine Begegnung der dritten Art: Meine Corona-Warn-App zeigte Rot. Ein anschließender Test mit negativem Ausgang und das Ausbleiben der Symptome beruhigten mich aber wieder.

Allein: Das Gefühl des coronafreien Aufbruchs, das ich nach der zweiten Impfung hatte und mich freudig in den Frühling genießen ließ, stellte sich jetzt nicht wieder ein. Weniger, weil das Wetter sich auf Novembergrau beschränkte, sondern hauptsächlich, weil die anhaltende Pandemiesituation so aussichtslos scheint angesichts -zigtausender neuer Infektionen täglich und der Ratlosigkeit aller Entscheiderinnen und Entscheider. Selbst eine Impfpflicht, für die ich nachdrücklich stimmen würde,  wenn mich jemand fragte, trägt ja nur wenig zur Linderung der aktuellen Lage bei. Kurz und gut: Nach zwei, drei Museumsbesuchen, einer Weihnachtsfeier in Restaurant und Kneipe ist wieder der Rückzug in den Lesesessel angesagt, unterbrochen von mehrmaligen Fahrradtouren pro Woche, und deshalb wird die Leseliste fortgeführt.

 

 

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Ein leichtfertiges Versprechen

Plädoyer für eine Impfpflicht gegen das Corona-Virus

Wer jemals ein paar Tage auf der Intensivstation verbracht und überlebt hat, kann die Diskussion um die Impfpflicht nicht verstehen. Ganz abgesehen von körperlichen Schmerzen oder Unbehaglichkeiten durch den Anschluss von Sonden und Schläuchen überall, potenzieren sich bei dem Menschen in diesem Bett und bei seinen Angehörigen Ängste um das Leben oder die körperliche Unversehrtheit, wenn sie denn überhaupt in Gänze wiederhergestellt werden kann. Einmal genesen, wird der Patient alles tun, um nie wieder in diese Situation zu kommen, erst recht, wenn es sich nur um einen kleinen kostenlosen Stich in der Oberarm handelt.

Aber auch ohne diese Erfahrung wird es immer abstruser. Ja, die Bundesregierung hat zu Beginn der Pandemie einen schweren Fehler gemacht, indem sie versprach, es werde keine Impfpflicht geben. Es war ein Versprechen wie so viele, die gemacht werden, ohne vom Ende her zu denken. Die bei Journalisten verhasste Antwort: „Diese Frage stellt sich (noch) nicht“, wäre aus heutiger Sicht weit besser gewesen.

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Pandemie 2021-3: Von Urmel über Leuchttürme zum deutschen Wald

Meine Lektüre im dritten und vierten Quartal 2021

Berlin, 29. Oktober (ssl) Der vierte Teil meiner gesammelten pandemischen Leseerfahrungen beginnt mit einem Buch über eine prägende Fernseh- und Theatererfahrung meiner Kindheit und Jugend: „Herzfaden“ von Thomas Hettche, einem „Roman der Augsburger Puppenkiste“. Mal sehen, wie lange es diesmal dauert, elf Bücher zu lesen. Die Pandemie ist noch nicht zu Ende, mehr Arbeit als im zweiten Quartal gibt es auch nicht, sodass Zeit zur Verfügung steht. Wie immer, ist die Auswahl der Bücher mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Natürlich lese ich weder Bücher über Sachen, die mich überhaupt nicht interessieren, noch Romane, die mir schon vom Klappentext her nichts zu bringen scheinen. Aber das Bedürfnis, das Wissen in einem bestimmten Gebiet zu vertiefen. Oder (Vor-) Urteile innerhalb der Gesellschaft zu verifizieren oder zu falsifizieren. Oder Neugier. Oder eine Empfehlung oder einfach ein „Festlesen“ in einem Buch, das einem beim Nachschlagen in einem anderen in die Hände fällt. Oder ich greife mir eins, das ich schon immer mal lesen wollte. Die ersten drei Teile mit jeweils elf Buchbesprechungen mit Empfehlungen – oder eben auch nicht – finden die Leser hier und hier und hier. Und in diesem Beitrag stehen die nächsten.

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Wie heißt der Flughafen?

Hinter den Namen regen oft ambivalente Biografien zum Nachdenken an

Die Willy-Brandt-Wand am BER. © Thomas Rietig

Namen sind Schall und Rauch, heißt es. Welches Andenken bewahren eigentlich Flughäfen, nachdem sie einmal getauft sind, ihren Paten? Das fragte ich mich vor ein paar Tagen, als ich eine airliners.de-Kolumne schrieb, aber keine Lust mehr hatte, über den BER abzulästern.

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Ringen um die Zukunft des Nacht-TEE

Connecting Europe Express macht Halt in Berlin

Der historische TEE bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Berlin Südkreuz. © Fotos: Thomas Rietig

Berlin, 30. September (ssl) Als „rollendes Labor“ bezeichnen die Initiatoren den „Connecting Europe Express“ mit der beziehungsreichen Abkürzung CEE, einen Sonderzug, der seit einigen Wochen kreuz und quer durch den Kontinent fährt. Mit dem blauen Zug will die EU-Kommission im „Jahr der Schiene“ 2021 die Rolle betonen, die diesem Verkehrsträger im grenzüberschreitenden Verkehr beim Kampf gegen den Klimawandel zukommt. Die Laborfunktion besteht darin, die Hindernisse zu erkennen und zu überwinden, die diesem Verkehr im Wege stehen. Sie werden bei Zwischenhalten auf dem Weg von Lissabon nach Paris – mit Umwegen etwa über Budapest 20 000 km lang – thematisiert.

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Verkehr: Optimierung vor Ausbau – aber schnell

Ex-SBB-Chef plädiert für klimagerechte Mobilität

© NZZ Libro, Schwabe Verlagsgruppe AG

Die Schweiz hat ein spitzenmäßig funktionierendes Bahnsystem, das vermutlich auch den Anforderungen des Kampfes gegen den Klimawandel gewachsen ist. So wird es zumindest in Deutschland wahrgenommen. Immer wieder stehen hier die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und die anderen Gesellschaften in der Eidgenossenschaft als leuchtende Beispiele im Raum. Aber Mitarbeiter der Deutschen Bahn argumentieren gebetsmühlenhaft, dass sich das Schweizer Vorbild mit seinem durchgetakteten und sinnvoll vernetzten System wegen der Größe der Bundesrepublik nicht auf Deutschland übertragen lässt.

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20 Jahre 9/11

Rückblick, Autobiografisches, Analytisches

2012 ganz oben auf der Baustelle des One World Trade Center.

Berlin, 09. September (ssl) In meiner journalistischen Laufbahn bin ich mit mehreren Flugzeugunglücken konfrontiert worden. Daher hatte ich zumindest eine vage Vorstellung davon, wie groß ein Loch in einem Hochhaus sein würde, in das ein kleines Privatflugzeug gekracht ist. Denn das glaubten wir am Morgen des 11. September 2001, als die ersten Nachrichten über ein Flugzeug kamen, das ins World Trade Center geflogen war, und wir einen Blick auf den in unserem Berliner Associated-Press-Büro stets laufenden CNN-Monitor warfen. Der US-Nachrichtensender hatte unmittelbar nach der ersten Meldung über den Zwischenfall eine Kamera in Manhattan auf die Zwillingstürme gerichtet, in deren einem nun ein für eine Cessna viel zu großes Loch klaffte.

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Fichtelröschen wird gerade wachgeküsst

Das Gebirge zwischen Hof und Weiden kann noch entdeckt werden

Der Luchs im Waldhaus-Freigehege in Mehlmeisel. © alle Fotos: Thomas Rietig

Mehlmeisel, Berlin, 05. Juli (ssl) Tief im Fichtelgebirge gibt es einen kleinen See. In unserer Familie heißt er Geheimsee, weil er bis vor wenigen Jahren nicht einmal auf der offiziellen Fichtelgebirgs-Wanderkarte verzeichnet war. Nein, es ist nicht der Fichtelsee, der ist bereits ein anerkannter und touristisch voll möblierter Ausflugsort mit Hotel-Restaurant und Parkplätzen en masse. 

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Schluss mit dem Knochenjob zwischen Puffern

Digitale Rangierbahnhöfe sollen DB Cargo beim Wettbewerb mit dem Lkw helfen

Manager , Minister und Wahlkämpfer an der Zugspitze: DB Cargo-Chefin Sigrid Nikutta, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der Münchener CSU-Bundestagabgeordnete Stephan Pilsinger. ©alle Fotos: Thomas Rietig

– München Nord als digitales Testfeld

– Automatische Kupplung als Herzstück der Erneuerung

München, 9. Juni (ssl) Verkehrsminister Andreas Scheuer und DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta leuchten orange vom Bug der gut 50 Jahre alten Rangierlok. Sie wollen an der Spitze sein bei der Digitalisierung des Schienengüterverkehrs, insbesondere des Einzelwagenverkehrs. Die weitgehende Automatisierung und Beschleunigung der Prozesse beim Sortieren der Güterwagen ist eine wesentliche Bedingung, um das Jahrzehnte alte Ziel „Mehr Güter auf die Schiene“ endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Der Rangierbahnhof München-Nord soll den Anfang machen.

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Pandemie 2021-1: London, New York, Mehlmeisel und Südgeorgien

Meine Lektüre im ersten Quartal 2021

Berlin, 14. April (ssl) Eines meiner therapeutischen Projekte gegen einen Corona-Koller ist – neben dem Radfahren (https://schienestrasseluft.de/2020/05/28/reise-zum-mittelpunkt/) – die Lektüre bisher ungelesener Bücher aus meinen Regalen oder auch aus anderen Quellen. Der Gang zum local dealer gehört natürlich auch dazu. Die Auswahl trifft mehr oder weniger der Zufall. Auslöser kann die Idee sein, das Wissen in einem bestimmten Gebiet zu vertiefen. Oder (Vor-) Urteile innerhalb der Gesellschaft zu verifizieren oder zu falsifizieren. Eine Empfehlung oder einfach ein Festlesen in einem Buch, das einem beim Nachschlagen in einem anderen vor die Füße fällt. Oder ich greife mir eins, das ich schon immer mal lesen wollte. Die ersten elf Buchbesprechungen mit Empfehlungen – oder eben auch nicht – finden die Leser hier (https://schienestrasseluft.de/2021/01/10/pandemie-2020-von-hesse-bis-nettles/), und in diesem Beitrag stehen die nächsten.

Shackletons Antarktis-Expedition in Wort und als Musikexperiment und als Whisky – ein ganzheitliches Rezeptions-Erlebnis.
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Vom Flüsschen zum Weltklima

Torsten Schäfers Buch „Wasserpfade“ über die Modau und den Klimawandel

„Vielleicht schreibt er mir aus der Seele“, dachte ich, als der oekom Verlag mir ein Besprechungsexemplar von „Wasserpfade“ von Torsten Schäfer anbot. Ich erwartete eine Geschichte, teils fiktional, vielleicht romantisch, selbstreflektierend in Natur-, genauer Wasserbeobachtung im deutschen Mittelgebirge. Diese Erwartungen wurden zwar nicht erfüllt, aber zu Ende gelesen habe ich es trotzdem. Ein informatives Sachbuch.

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Amtrak Joe hat schon Millionen Bahn-Meilen hinter sich

Der neue US-Präsident ist ein dezidierter Bahn-Fan

Der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war schon als Senator und erst recht als Wahlkämpfer viel auf Reisen – vorzugsweise mit der Bahn. „Ich hätte auch den Hubschrauber nehmen können, aber im Zug schließt man viele Bekanntschaften“, begründet „Amtrak-Joe“ Biden diese Vorliebe.

Ein Hochgeschwindigkeitszug der US-Gesellschaft Amtrak auf dem Nordost-Korridor. Foto: Amtrak https://deutsch.amtrak.com/routes/acela-train.html
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Von Wohltätern und subalternen Journalisten

Investor Peter Löw zieht Bilanz seines Berufslebens – 250 Unternehmen gekauft – Eine von zwei Pleiten war dapd

Von Thomas Rietig

Berlin, 22. November (ssl) Höchst selten wird einem ein Buch zur Besprechung angeboten, in dem man selbst, wenn auch nicht namentlich genannt, vorkommt. Es handelt sich um das Werk „Flusenflug“ des Investors Peter Löw, der mit seinem Freund Martin Vorderwülbecke vor knapp einem Jahrzehnt den Deutschen Dienst der internationalen Nachrichtenagentur AP kaufte und mit der ihm bereits gehörenden Agentur ddp zur dapd verschmolz. Zwei Jahre später folgte die Pleite, und 300 Mitarbeiter standen auf der Straße. Transparenzhinweis: Der Autor der folgenden Rezension arbeitete für AP und dapd. Sie ist in der Ich-Form gehalten, um auch nur den Anschein von Objektivität zu vermeiden. Sie kann allerdings Spuren von Ironie enthalten.

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Ohne Kabel in die BER-Zukunft

Es geht auch ein paar Nummern kleiner – Ein Bausatz für den Airport

Kran und Betonmischer stehen bereit. Es kann losgehen: Der BER im Westentaschenformat. Copyright alle Fotos: Thomas Rietig

Berlin, 31. Oktober (ssl) Nun wird der Berliner Hauptstadtflughafen endlich eröffnet. Wer nicht selbst dabei sein kann oder vorerst nicht zum Fliegen kommt, kann sich trotzdem ein kleines BER-Event mit einem neuen Bausatz nebst Broschüre schaffen. Wir haben ihn zusammengebastelt.

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Corona hat die Reiselust nicht verdrängt

Zwölf Take-aways vom Fachbesucher-Tag der digitalen Reisemesse „We Love Travel“ in Berlin

Berlin, 19. Oktober (ssl) Beteiligten und Betroffenen der Reisebranche hat die Corona-Krise ein tieferes Verständnis für die Werte, aber auch für die Risiken des Tourismus gebracht. Das ging aus allen Diskussionen am Fachbesuchertag des digitalen We Love Travel! Events hervor. Die Messe Berlin veranstaltete es zusammen mit dem Berlin Travel Festival vom 16.-18. Oktober; der erste Tag war Fachbesuchern vorbehalten. Er gab einen guten Überblick der Perspektiven des Reisens nach Corona. Ziehen Veranstalter, Dienstleister, aber auch Kunden aus dieser Krise die richtigen Konsequenzen, dann steht ihnen eine Zukunft bevor, die schwarze Unternehmenszahlen, hohe Kundenzufriedenheit und nachhaltig positive Auswirkungen auf Herkunfts- und Zielländer haben kann. Zwölf Take-aways vom Fachbesucher-Tag.

Die Sehnsucht bleibt. Manhattan im Sonnenuntergang. Die -12° C sieht man glücklicherweise nicht. © Foto: Rietig
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Der Rote Teppich schwebt über der Check-in-Ebene

In knapp drei Wochen soll der BER endlich eröffnen

Der rote Teppich schwebt über den Check-in-Schaltern. © alle Fotos: Thomas Rietig

Berlin, 11. Oktober (ssl) Vor dem Check-in-Schalter wuseln Leute mit Rollkoffern, auf der Rollbahn kreuzen Reinigungsfahrzeuge, sogar ein vollbeladener Gepäckwagenzug fährt zu einem Gate. Aber die Regale der „Men‘s World“ im Duty Free Shop sind noch leer, und in den Cafés wird kein Espresso serviert. Auf dem Vorfeld stehen reichlich Flugzeuge, meist mit abgedeckten Triebwerkseinlässen. Noch drei Wochen bis zur Eröffnung. Ein Besuch im BER-Terminal.

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Reise zum Mittelpunkt…

… des Landes Brandenburg

Berlin, 28. Mai (ssl) Urlaub in Deutschland – warum nicht? Brandenburg mit seinen vielen Seen und weiten Wäldern könnte ein Ziel sein. Deshalb hat das Land auch viele seiner Sehenswürdigkeiten beschildert. Das reicht von hübschen Gebäuden wie den Schlössern Neuruppin, Sanssouci oder Cäcilienhof bis zum geographischen Mittelpunkt des Landes. Den habe ich besichtigt.

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Getränke für eine lange Zeit

Etwashausen sorgt vor – Es könnte eine Epidemie kommen



Hochbetrieb am Güterbahnhof Etwashausen. Nach einigen Rangierarbeiten werden die Waggons mit den verschiedenen Getränken entladen. Größere Mengen Apfelwein und Bier finden im Mercedes-“Tausendfüßler“ der Dinkelacker Brauerei Platz, Getränke, die in einzelnen Flaschen vertrieben werden, im Opel Blitz von Wimo-Sip. Selbst der Teehändler mit seinem Dreirad hilft beim verteilen auf die Etwashäuser Haushalte. © alle Fotos: Etwaige Nachrichten

Etwashausen, 13. März (Eigener Bericht) Ein langer Güterzug mit Getränken ist in Etwashausen entladen worden. Damit soll für eventuelle Katastrophenfälle vorgesorgt werden. Wie die „Etwaigen Nachrichten“ exklusiv erfuhren, geht die Aktion auf Genoveva F. zurück, die sich Sorgen um den Getränkevorrat in der Stadt machte. Deshalb wurden auch ausschließlich alkoholische Getränke geliefert.

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Wie eine App, nur größer

Neue Automaten in der Straßenbahn – BVG testet bargeldloses Zahlen

In die Straßenbahn eingestiegen und wieder mal kein Kleingeld für den Automaten? Der nimmt das bald sowieso nicht mehr. Einfach Kreditkarte oder Smartphone dranhalten. Die BVG testet das jetzt.

Ein neues Piktogramm zeigt an, an welchem Eingang der Automat fürs bargeldlose Zahlen steht. ©Foto: Rietig
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Grüne Woche: Sie reden doch miteinander

Agrarmesse entwickelt sich von Mega-Theke zum ernst zu nehmenden Diskussionsforum

Berlin, 24. Januar (ssl) Was haben Kevin Kühnert und Julia Klöckner gemeinsam? Beide halten die Internationale Grüne Woche für ein ideales Diskussionsforum der Lebensmittel-, Agrar- und Forstwirtschaft einerseits und der Verbraucher andererseits. Die Messe, die am Sonntag 26. Januar zu Ende geht, war noch vor wenigen Jahren verschrien als Mekka für Freunde dumpfer Fress- und Sauforgien, hat sich zu einem Platz entwickelt, auf dem Informationen gesammelt, Argumente ohne Eifer und Zorn ausgetauscht und auch einmal vertieft werden können.

Information, Diskussion, buntes Landleben: die Grüne Woche 2020. Copyright: Messe Berlin GmbH / Ralf Günther
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Beklemmender Alltag unter den Nazis

Buch „Leben unter dem Hakenkreuz“ dokumentiert ein Familienschicksal

Berlin, 23. Dezember (ssl) Mit einem Bildband „Leben unter dem Hakenkreuz“ hat Dagmar Stange die Reihe der Veröffentlichungen aus ihrem Familiennachlass fortgesetzt. Wir sehen darin die NS-Normalität: In dem reichlich mit dokumentarischem Material ausgestatteten Buch versucht Stange eine Gratwanderung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit des NS-Alltags und hilft teilweise bei der Beantwortung von Fragen, die viele unmittelbar danach Geborene ihren Eltern nicht zu stellen wagten. Einige bleiben nach wie vor offen.

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Noch ein weiter Weg zur Verkehrswende

Mobilitätsatlas von VCD und Böll-Stiftung zeigt den Stand der Dinge

Titelblatt des Mobilitätsatlas. © Foto: Atlas Manufaktur Bartz/Stockmar

Berlin, 05. November 2019 (ssl) „Flächengerechtigkeit“ lautet ein neues buzzword im Zusammenhang mit der aus Gründen des Klimaschutzes und der Fehlentwicklungen in Sachen Mobilität gewünschten Verkehrswende. Was es damit auf sich hat und wo „wir“ auf dem Weg zu einer vernunftgesteuerten Mobilität stehen, fasst der Mobilitätsatlas zusammen, den die Heinrich-Böll-Stiftung und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Dienstag (5. November) in Berlin vorstellten.

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ADAC nicht mehr gegen Tempolimit

(Langfassung, mehr Hintergrund)

Berlin/München, 21. Oktober (ssl) Die Tempolimit-Gegner haben den ADAC als gewichtigen Fürsprecher verloren. Der mit mehr als 20 Millionen Mitgliedern weitaus größte deutsche Autoklub vermied auf Anfrage der „Nürnberger Zeitung“ am Montag eine Aussage gegen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Stattdessen wies er unter Berufung auf das Umweltbundesamt explizit auf die möglichen Emissionsminderungen hin.

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Radfahren auf dem Dorf? Schwierig

Fahrradakademie diskutierte über „Radfahren auf dem Land“ – Scheuer kündigt Verbesserungen für Radfahrer an – Vorzeigeland Vorarlberg

Radfahren auf dem Land kann mehr als Tourismus oder Hobby sein. © Foto: Rietig

Berlin, 06.06.2019 (ssl) Auch wenn bunte Bilder von Urlaub und Freizeit immer wieder das Gegenteil suggerieren: Radfahren im ländlichen Raum ist nicht angesagt. Jedenfalls nicht, wenn vom Alltagsradfahren die Rede ist. Um das zu ändern, bedarf es einer Strategie und vor allem einer großen Portion Beharrlichkeit. „Appelle nutzen nichts! Schaffe das Angebot, und du bekommst Nachfrage“, sagte Johannes Rauch (Grüne), Verkehrslandesrat (=Verkehrsminister) des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg, bei einem Parlamentarischen Abend zum Thema am Dienstag (04.06.) in Berlin.

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Güterverkehr auf der Schiene kann verdoppelt werden

Studie ermittelt nur 280 Millionen Zusatzbedarf jährlich bis 2035

Berlin, 06. Mai (ssl) Die Transportleistung im Schienengüterverkehr kann bis 2035 mit verhältnismäßig geringen zusätzlichen Mehrkosten verdoppelt werden. Das ergab eine Studie , die das Netzwerk der Europäischen Eisenbahnen (NEE) und der Verband der Güterwagenhalter (VPI) am Montag (06. Mai) in Berlin vorstellten. Die Investitions-Vorschläge der Studie stießen auf Wohlwollen auf der Arbeitsebene des Bundesverkehrsministeriums und wurden umgehend von den Grünen begrüßt.

Elektrifizierung ist dringend angesagt, wenn das Güteraufkommen auf der Schiene nennenswert erhöht werden soll. Foto: DB AG / Uwe Miethe
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Ein Selfie mit dem Abbiege-Assistenten

„Historischer“ E-Bus-Termin, Debatte über E-Roller – Rückblick auf eine Woche der Verkehrswende

Foto: © Thomas Rietig

Berlin, 28. März (ssl) Zwei BVG-gelbe Busse standen einander gegenüber, und geballte Polit-Prominenz ließ sich chauffieren. Eine „ganz große Koalition“, wie es Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) formulierte, hatte sich am Mittwoch im denkmalgeschützten Busdepot in der Berliner Müllerstraße eingefunden, und kein Beteiligter scheute sich, das Wort „historisch“ in den Mund zu nehmen. Es war der Höhepunkt einer Woche, in der sich die bevorstehende Verkehrswende an mehreren Punkten bemerkbar machte.

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„Er war kein Weltklugscheißer“

Ex-Außenminister Klaus Kinkel gestorben – Liberaler Gentleman und Strippenzieher

Berlin, 05. März (ssl) Der FDP-Politiker und frühere Außen- und Justizminister Klaus Kinkel ist mit 82 Jahren am Montag (04. März) gestorben. Mit ihm geht ein Liberaler, der die Idealbesetzung für das Auswärtige Amt war. Allerdings stand er auch stets im Schatten des damaligen Kanzlers Helmut Kohl (CDU), der sich ebenfalls als Europa- und Außenpolitiker profilieren wollte und konnte. Der promovierte Jurist Kinkel, der zeitweise in seiner eigenen Partei einen schweren Stand hatte, überzeugte durch Menschlichkeit und Anstand.

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SPD schimpft über Scheuer

„Belastung für die Koalition“

Berlin, 30. Januar (ssl) Die Verkehrspolitik der Bundesregierung entwickelt sich immer mehr zu einer Sollbruchstelle der Koalition. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider erklärte am Mittwoch, die Amtsführung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer „wird zunehmend zu einer Belastung für die Koalition“.

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Steinmeier und die Digitalisierung des A…s der Welt

Der Bundespräsident besucht die Grüne Woche

Der Bundespräsident besucht die Grüne Woche. Stehend von links: Messechef Christian Göke, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Frank-Walter Steinemeier u.a. Alle Fotos © Thomas Rietig

Man kann über Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner politisch denken, was man will, aber man kommt nicht umhin, ihr eine ganze Menge Charisma und Kommunikationsfähigkeit zuzugestehen. Die Frau hat endlich wieder frischen Wind in die bislang jedenfalls politisch recht verschnarchte Agrarlandschaft gebracht. Mehr Politik als auf der Grünen Woche 2019 dürfte kaum gehen. Der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin und Minister*innen aller Art gaben sich auf der Grünen Woche ein Stelldichein, ganz zu schweigen von Partei-, Fraktions-  und Landesgruppenchefs von Dobrindt über Göring-Eckardt und Hofreiter bis Lindner (in alphabetischer Reihenfolge). Alle verkündeten, jeweils auf ihre politische Gefolgschaft zugeschnitten, das Bekenntnis, es sei nun wirklich an der Zeit, für gleichwertige Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Räumen zu sorgen.

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Ostbayern profitiert von Elektrifizierung

Gute Aussichten für Güter-, Regional- und Schienenfernverkehr

Ludmilla in der Oberpfalz. Foto: DB AG / Uwe Miethe

Berlin, 18. Dezember (ssl) Wenn„Ludmilla“ richtig aufdreht, etwa beim Anfahren oder am Berg, dann gibt‘s was auf die Ohren. Es dröhnt laut, und oben entweicht eine schwarze Abgasfahne. Massengut-, Kessel- und Autotransportwaggons ergänzen den Sound durch Quietschen und rhythmische Schläge. In den Häusern an der Trasse des Ostkorridors in Ostbayern wackeln Tassen und Gläser. Das soll sich bald ändern. Politik und Bahn versprechen eine Win-Win-Situation: die Elektrifizierung.

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Weihnachtsbaum gegen schlechte Laune

In Wildenranna glitzert eine von der EWG geförderte Tanne

In einer kurzen Zeremonie wurde der Baum neben dem Bahnhof seiner Bestimmung übergeben. © für alle Fotos: Etwaige Nachrichten

Wildenranna, 09. Dezember (EigenerBericht) Mit touristischen Innovationen, die gleichzeitig auch das Lebensgefühl der Bürger verbessern, wollen die Stadtväter Wildenrannas das Image ihres Ortes aufpolieren. Erste Initiative: Sie stellten einen Weihnachtsbaum zwischen Bahnhof und Kiosk auf. Am Sonntag wurde er unter gro­ßer Anteilnahme der Bevölkerung der Öffentlichkeit übergeben.

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Mehr als „Schöner wohnen im Container“

Schwörer stellt Flying Space als Musterhaus vor –

Werder (Havel), 22. Juni (ssl) „Ein Haus zum Mitwandern“ nennt es der Hersteller im Gespräch. „Einfach auf einen Lkw verladen und an seinem neuen Standort wieder aufbauen“, schreibt die Zeitschrift „Wohnidee“. Andere fühlen sich an ein nordamerikanisches Mobile Home erinnert. Im brandenburgischen Werder steht es seit ein paar Wochen, und schon sind acht Bestellungen eingegangen: Flying Space von Schwörer.

Flying Space in Werder (Havel). © Foto: Schwörer

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Bundesregierung erwägt Nulltarif bei Bussen und Bahnen

Zur Minderung der Dieselemissionen in Städten – Schreiben dreier Minister an die EU-Kommission (2. Zusammenfassung mit Stellungnahme BVG und VDV)

Berlin, 13. Februar (ssl) Die Bundesregierung erwägt zur Vermeidung eines Dieselfahrverbots die Einführung von Gratis-Tickets im öffentlichen Nahverkehr. Das geht aus der Stellungnahme dreier Minister aus allen Parteien der Großen Koalition an die EU-Kommission zum möglichen Vertragsverletzungsverfahren wegen der Grenzüberschreitung bei den Stickoxid-Emissionen in Städten hervor, die Schiene Straße Luft und dem Verkehrsbrief vorliegt. Zuerst hat darüber der Brüsseler Newsletter „Morgen Europa“ von Politico berichtet. Das größte deutsche Nahverkehrsunternehmen, die Berliner BVG, erklärte auf Anfrage in einer ersten Stellungnahme, so ein Projekt sei machbar, aber teuer.

Bald zum Nulltarif Bus und Bahn fahren? Die Bundesregierung erwägt das, um das Umsteigen attraktiver zu machen und so die Stickjoxid-Grenzwert einhalten zu können. Hier ein Elektrobus der BVG. Foto: Rietig

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„Wir sehen uns beim Aftertable“

Zur Erinnerung an Gerd Reuter: 6. Oktober 1944 – 19. Dezember 2017

Gerd Reuter nach getaner Arbeit in der Nähe von Cancun 1996. Foto: Rietig

Berlin, 09. Januar (ssl) Es gibt Menschen, die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes geschrieben haben und trotzdem fast nie auf Bildern historischer Ereignisse zu sehen sind. So einer ist Gerd Reuter. Als Korrespondent arbeitete er für die Deutsche Presse-Agentur in Paris, Kopenhagen und Buenos Aires, zuletzt in Bonn und Berlin. Meines Wissens hat er keine Journalistenpreise gewonnen. Wenn doch, bitte ich um Entschuldigung. Dann hat er jedenfalls nicht darüber gesprochen, sodass ich nichts davon mitbekommen habe, und das spricht für seine Bescheidenheit. „Wir sehen uns beim Aftertable“ weiterlesen

Die Schulen als digitales Nirwana

Weder Lehrer noch Schul-Infrastruktur reif für Herausforderungen des digitalen Wandels – „Monitor digitale Bildung“ erschienen

Berlin, 15. September 2017 (ssl) Eine beliebige U- oder S-Bahn, ein Café oder auch nur ein belebter Bürgersteig in einer deutschen Innenstadt ist im Vergleich zu den meisten Klassenzimmern offenbar ein echtes Digitallabor. Folgt man der Erhebung der Bertelsmann-Stiftung in ihrem neuesten „Monitor Digitale Bildung“, so hinkt das Schulsystem hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien im Unterricht weit hinter der alltäglichen Praxis hinterher. Es fehle sowohl an infrastrukturellen Voraussetzungen als auch an einer Strategie und an der Erkenntnis des didaktisch-methodischen Potenzials digitaler Medien. Die Schulen als digitales Nirwana weiterlesen

Nicht schimpfen, sondern reden mit den Populisten

Bertelsmann-Studie: Zugleich Frühwarnsystem und Gefahr – Einfluss auf Bundestagswahl eher gering

Berlin, 25. Juli (ssl) Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt in ihrer jüngsten Studie, „Populismus“ nicht als Schimpfwort zu benutzen. Das Aufkommen solcher Strömungen könne auch als Frühwarnsystem begriffen werden, und mit ihren Anhängern sollte man sich besser in Diskussionen auseinandersetzen, anstatt sie zu beschimpfen – von dem Populismus der rechtsextremen Ausprägung abgesehen. Die Studie gibt zwar Entwarnung hinsichtlich des Einflusses populistischer Strömungen auf die bevorstehende Bundestagswahl, aber nicht für den Fall, dass sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland verschlechtert. Immerhin beträgt der populistische Bodensatz hierzulande 29,2 Prozent.

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Wie Autobauer und Grüne zusammenkommen könnten

VDA räumt Umweltvorteil von 32 Prozent durch Verbrenner-Verbot ein – Ifo-Institut begutachtet mögliche Verbotsfolgen

Berlin, 18. Juli (ssl) Der Verband der Automobilindustrie (VDA) wehrt sich gegen Forderungen nach einem Verbot des diesel- oder benzinbetriebenen Verbrennungsmotors ab 2030, wie sie die Grünen in ihrem Bundestagswahlprogramm erheben. Er hat deshalb bei dem renommierten ifo-Institut ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die möglichen Folgen eines solchen Verbots untersucht. Die Gutachter kamen teilweise zu Ergebnissen, die auch dem VDA zu denken geben dürften. Zu Ende gedacht, könnte er sogar mit den Grünen zu einer Linie finden, ohne den klassischen Motorenbau völlig aufzugeben. Wie Autobauer und Grüne zusammenkommen könnten weiterlesen

Wer seinen Güterzug liebt, der schiebt

Jedenfalls, wenn es regnet – Neubaustrecke im Spessart bringt vorerst nicht den erhofften Erfolg

Berlin/Hanau, 17. Juli (ssl) Vor gut vier Wochen feierten Eisenbahner und Eisenbahnfans mit der Sonderfahrt eines stolzen TEE-Nostalgiezugs von Aschaffenburg nach Heigenbrücken im Spessart die Inbetriebnahme der Umfahrung des Schwarzkopftunnels. Nach vier Jahren Bauzeit und voraussichtlich einer halben Milliarde Euro Ausgaben wurde ein 160 Jahre altes Tunnelbauwerk auf einer vielbefahrenen Fernverkehrsstrecke der deutschen Eisenbahn aus dem Netz genommen. Die DB gab eine Pressemitteilung heraus: „Schiebelokbetrieb auf der Spessartrampe wird nicht mehr benötigt.

Schiebeloks wie diese Maschinen der Baureihe 151 waren früher an der Spessartrampe stationiert. (Diese hier stehen allerdings in Halle.) Foto: Rietig

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Ich weiß, wo dein Shimmns steht

DB Cargo implantiert Güterwagen Sensorik und Intelligenz

Shimms vor der Operation in München Nord. Im Vordergrund DB-Ingenieur Gerrit Koch to Krax. @Foto: Rietig

Berlin, 01. Juli 2017 (ssl) „Mehr Güter auf die Schiene“ ist eine seit Jahrzehnten wiederholte Forderung, deren Erfüllung immer noch auf sich warten lässt. In absoluten Zahlen steigt zwar mit einer „Delle“ während der Krise 2008 das Güteraufkommen auf der Schiene, aber das auf der Straße wächst in ganz anderen Dimensionen. Um dieses Missverhältnis zu verbessern, bedarf es eines großen Maßes an Intelligenz nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Maschinen. Daher baut die Deutsche Bahn am intelligenten Güterwagen. Ein Werkstattbesuch. Ich weiß, wo dein Shimmns steht weiterlesen

Das Geheimnis des undichten Dachs

Im Berliner Legoland entsteht der Berliner Hauptbahnhof im Maßstab 1:60

Lego-Baumeister Olaf Reichert auf seiner Baustelle. Bis Ende 2018 soll hier ein 1:60-Modell des Berliner Hauptbahnhofs entstehen. Finde die Dixiklos! © Foto: Rietig

Berlin, 20. Juni (ssl) Es gibt Termine, da lernt der Journalist auch mal spielerisch. Die Vorstellung der Baugrube des Berliner Hauptbahnhofs im Maßstab 1:60 war so einer. Seitdem weiß ich, warum es im richtigen Hauptbahnhof durchs Dach tropft und wie das mit der Genderfrage bei den bauarbeitenden Lego-Figuren ist (fast hätte ich „Männchen“ geschrieben). Und wann neuerdings pünktliche Züge abfahren. Das Geheimnis des undichten Dachs weiterlesen

Reisen mit Helmut Kohl

Anekdoten und ein Nachruf zum Tod des Kanzlers der Einheit

Berlin, 17. Juni (ssl) Helmut Kohl hat mein Selbstverständnis als politischer Journalist nachhaltig geprägt. Ehrlich gesagt, habe ich niemals das klassische Interview mit ihm geführt, anders als mit Gerhard Schröder oder Angela Merkel. Aber ich habe von 1995 bis zu seiner Abwahl 1998 zahlreiche Auslandsreisen und Parteitage mit ihm erleben dürfen, darunter auch solche mit sehr wenigen anderen Journalisten. Ich habe von ihm gelernt, wie ein professionelles zoon politicon tickt. Aber ich habe von ihm auch gelernt, dass Lust und Freude ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist. Nicht gelernt habe ich von ihm, wie man seine Familie behandelt. Da war er eher das abschreckende Beispiel. Der sachliche Teil des folgenden Nachrufs, im folgenden kursiv geschrieben, erschien in der heutigen Ausgabe der „Nürnberger Zeitung“. Der 17. Juni ist wahrlich ein passender Tag, um an Helmut Kohl zu denken. Reisen mit Helmut Kohl weiterlesen

Gegen die Leistungs-Manie beim Auto

Eine klimaschonende Zukunft des Privat-Pkw erfordert mehr als nur Emissionsreduzierung am Auspuff

Würden nur mehr Autokäufer dem „schneller, stärker, größer“ entsagen als die smart-Käufer. Foto von der Vorstellung der aktuellen smarts 2014. ©Thomas Rietig

Berlin, 23. April (ssl) Ist der Dieselkäufer oder ­-fahrer „der Depp“, wie die „Bild“-Zeitung neulich titelte? Oder verhält er sich auch nach dem Abgasskandal vernünftig? Mehrere Umweltverbände haben dazu am Dienstag aus Anlass der neuerlichen Selbstzünder-Bekenntnisse von Autoindustrie und Politikern bis hin zum grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, Stellung genommen. Fazit wie immer: Es kommt drauf an. Aber eigentlich ist das nicht die Frage. Die Frage ist: Kann Deutschland nicht auch ohne das sinnfreie „größer, schneller, stärker“ eine weltweit führende Autoindustrie haben? Gegen die Leistungs-Manie beim Auto weiterlesen

Mit einem Fußball in Dar es Salaam fing alles an

Wie drei Männer aus Tansania und Deutschland eine NGO gründeten und einen hochdotierten Preis gewannen

Zuerst betreuten sie, fünf, jetzt rund 100 Kinder und Jugendliche. © Roland Berger Stiftung

Berlin, 04. Mai (ssl)Wir haben den Kindern einen Fußball gegeben“, sagt Erick Morro. So fing es 2008 an mit der Nichtregierungsorganisation TSE (Talent Search and Empowerment), die in Tansania hilfsbedürftigen Kindern Chancen für ein selbstbestimmtes Leben eröffnet. Am Donnerstag hat sie die Roland Berger Stiftung in Berlin mit dem Preis für Menschenwürde 2017 ausgezeichnet. Einer der drei Gründer ist der Sozialarbeiter Erick Morro. Er lebt in Nürnberg und arbeitet hauptberuflich als Flüchtlingsberater. Mit einem Fußball in Dar es Salaam fing alles an weiterlesen

Luftfahrt und Drittes Reich

Aus der Perspektive eines Zollbeamten – Eine Buchbesprechung

Berlin, 19. April (ssl) Der Titel des Buchs „Faszination Fliegen“ ist erklärungsbedürftig. Es geht nämlich weniger ums Fliegen an sich als vielmehr um die Faszination, die die Luftfahrt auf Hermann Benkowitz in den 1930er Jahren ausübte. Benkowitz war ein Zollbeamter, der in dieser Zeit am Frankfurter Flughafen Dienst tat. Er hat viele Dokumente hinterlassen, die mit dem Fliegen und mit seinem alltäglichen Leben zu tun haben – von der Fahrradrechnung bis zum Freiticket nach Italien. Daraus wurde das Buch, also eine Art Nachlassverarbeitung. Dieser Blog-Eintrag steht hier also nicht nur wegen der Luftfahrt-Thematik, sondern auch, weil es zu den Sichtungen aus eigenen Familienbeständen passt, etwa hier Luftfahrt und Drittes Reich weiterlesen

Wo die Nazis sich monströs inszenierten

Historiker plädieren für Erhalt des Reichsparteitagsgeländes im aktuellen Zustand

Berlin, 30. März (ssl) Neulich hat auf Facebook jemand gepostet, dass die meisten NSDAP-Mitglieder erst nach dem Krieg von den Grausamkeiten des Holocausts erfahren hätten. Da grauste auch mir, und mir fielen alle die Diskussionen um die Vergangenheitsbewältigung der 60-er Jahre ein, und ich dachte: War denn alles umsonst, was wir mit der Generation unserer Eltern streitig ausgetragen haben? Die Teenager von heute haben ja keine Eltern mehr, die die Nazizeit miterlebt haben.

Einige Zeit später durfte ich über eine Veranstaltung berichten, bei der es um den Erhalt des Reichsparteitagsgeländes ging. Wo die Nationalsozialisten sich äußerst medienwirksam inszenierten, wo das NS-Blutschutzgesetz vor Zuschauermassen verlesen und von ihnen begeistert gefeiert wurde, lässt sich auch anhand authentischer Filmdokumente im Nachhinein erleben, was NSDAP-Mitglieder nicht nur wussten, sondern lautstark begrüßten.

Offensichtlich wird immer noch nicht hinreichend oder immer noch mit den vor 50 Jahren gängigen Entschuldigungen über die NS-Zeit diskutiert. Da tut es gut, geschichtsbewusste Stadtoberhäupter und vertrauenswürdige Historiker zu hören, die über die Erhaltung des Geländes konstruktiv sprechen. Es zählt immerhin jährlich eine Viertelmillion Besucher. Und es beschämt ein wenig, wenn ein renommierter, englischer Historiker, dessen Großvater als Jude vertrieben wurde, Deutschland wegen des Umgangs mit dieser Geschichte als einzigartig in der Welt darstellt – und das als Lob verstanden wissen will. Den nachstehenden Beitrag habe ich für die Nürnberger Zeitung (24. März) geschrieben.

Das Land Bayern und die Stadt Nürnberg haben in Berlin Bundeshilfen für die Erhaltung des Reichsparteitagsgeländes angemahnt. Das Bewahren des monströsen Versammlungsareals der Nationalsozialisten sei nicht nur eine Nürnberger Aufgabe, sagte Finanzminister Markus Söder. „Wir sehen die Bundesregierung in der Verantwortung.“ Der CSU-Politiker wies darauf hin, dass der Erhalt des Geländes im aktuellen Koalitionsvertrag erwähnt werde. Wo die Nazis sich monströs inszenierten weiterlesen

„Waren Sie schon mal in der Türkei?“

„Aussteigen verboten“? Passt irgendwie zur derzeitigen Stimmung im Türkeitourismus. Aufgenommen an der Berliner S-Bahn-Station Messe Nord. Fotos: Rietig

Eine Lehrstunde in Pressearbeit der türkischen Regierung

Berlin, 9. März (ssl) Nur selten haben deutsche Journalisten in diesen Tagen die Möglichkeit, türkischen Regierungsmitgliedern direkt und ohne Voranmeldung Fragen zu stellen. Am Mittwoch auf der ITB Berlin 2017 war das möglich. Es trat auf: der türkische Minister fürTourismus, Nabi Avci, flankiert von einigen Hotel- und Fremdenverkehrsverbandsfunktionären. Der gemütlich aussehende ältere Herr hatte die undankbare Aufgabe, in Deutschland für Urlaub in der Türkei zu werben. „Waren Sie schon mal in der Türkei?“ weiterlesen

Wo Acker und Kiebitz zusammenpassen

Am Blühstreifen. © Foto: Rietig

Projekt „F.R.A.N.Z.“ bremst Artenschwund, ohne die Landwirtschaft auszubremsen

Berlin, 10. Januar (ssl) Einer der reichsten Männer der Welt saß am Montag zwischen den Stühlen. Es war Michael Otto, Aufsichtsratschef des gleichnamigen Konzerns, den er zu einem der größten Versandunternehmen der Welt ausgebaut hat. Er ist auch Namens- und Geldgeber einer Stiftung, die sich dem Umweltschutz verpflichtet hat. Es ging darum, Ackerkräutern und Tieren wie Kiebitz und Feldhase wieder mehr Lebensraum zu verschaffen und gleichzeitig die Landwirtschaft nicht zu sehr zu belasten. Wo Acker und Kiebitz zusammenpassen weiterlesen

Ein Forum des Anstands

Klaus Kinkels 80. Geburtstag: Für die FDP und für Europa

Berlin, 20. Dezember (ssl) Klaus Kinkel, eine Ikone der Freien Demokraten, wird 80. Dafür hat ihm die FDP am Dienstag eine Feier ausgerichtet. Sie sollte ursprünglich in der Parteizentrale in der Reinhardtstraße stattfinden; die Zahl der Gratulanten wuchs aber trotz des Zeitpunkts in den ersten Tagen des Weihnachtsurlaubs dermaßen an, dass in den Saal eines nahegelegenen Hotels umgezogen werden musste.

Und dann am Vorabend das Lkw-Massaker am Breitscheidplatz! Ein Forum des Anstands weiterlesen

Die Mobilitätsentscheidung fällt vor der Haustür

Noch immer fährt gut jeder Zweite in der Stadt mit dem eigenen Auto – Bike- und Carsharing nutzen nur wenige

Berlin, 19. Dezember (ssl) Die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel für einen einzigen Weg ist in Großstädten bereits stark ausgeprägt. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Quotas, die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Montag in Berlin vorstellte. Dabei kam aber auch heraus, dass sich die überwiegende Mehrheit der Befragten nicht an der Shared Economy beteiligt, soweit es um die Mobilität geht.

So viel Umweltfreundlichkeit wie die Nutzung dieses Flinkster-Autos ist selten bei der Mobilität der Großstädter. © Foto: Rietig

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Des Kaisers Regatta und der alte Soldat

Zeitreise mit Bildern aus uralten Alben mit Postkarten und Fotos vom Beginn des 20. Jahrhunderts, Folge 1

Berlin, 13. November (ssl) Für SchieneStraßeLuft eher ungewöhnlich, startet hiermit ein Work-in-progress-Blog. Eine Zeitreise anhand von drei uralten Postkarten- und Fotoalben, zunächst ungeordnet, mit ein wenig Datenrecherche, um das Umfeld zu erhellen. Zwei Alben brachte neulich eine entfernte Verwandte: Eines mit Fotos aus dem frühen 20. und möglicherweise auch aus dem späten 19. Jahrhundert, und eines mit Postkarten. Ich selber besitze schon seit einigen Jahrzehnten ein Postkartenalbum, ein Erbstück meines Großvaters väterlicherseits. Das habe ich nun auch wieder rausgekramt..

Welche Schicksale sich hinter den papiernen Zeitzeugen verbergen, wissen wir noch nicht. Wer auf den Fotos zu sehen ist, erschließt sich nur teilweise. Die Texte auf den Postkarten sind teilweise in Kurrentschrift verfasst. Da muss ich erst wieder lesen lernen. Des Kaisers Regatta und der alte Soldat weiterlesen

Frau Hasselfeldt und der Sexismus

Gerda Hasselfeldt beim 140-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Odelzhausen am  11.09.2016. Foto © Büro Hasselfeldt
Gerda Hasselfeldt beim 140-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Odelzhausen am 11.09.2016. Foto © Büro Hasselfeldt

Berlin, 27. September (ssl) Gerda Hasselfeldt, die Chefin der Landesgruppe Bayern der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, zeichnet ein erfrischender Mix aus Realpolitik, Bodenständigkeit und verschmitztem Humor aus. Angesichts der aktuellen Sexismus-Debatte und der Frage, wie die Unionsparteien damit umgehen, erklärte sie am Dienstag in Berlin vor Journalisten, dass solche Debatten gesamtgesellschaftlich geführt werden sollten. Sie hat damit Erfahrung. Frau Hasselfeldt und der Sexismus weiterlesen

Gediegene Langeweile zwischen Rolex und Prada

Das neue ZEITmagazinMANN lässt Kreativität vermissen 

Vorbemerkung: Elke Tonscheidt vom Blog „ohfamoos“ hat mich gebeten, das neue ZEITmagazin MANN kritisch zu würdigen. Was dabei herauskam, wurde zu erst am 19. September in ihrem Blog veröffentlicht. Nachstehend auch hier. (Wobei ich momentan nicht für mich in Anspruch nehme, mein Blog extrem kreativ zu gestalten.)

„Ich lese den ‚Playboy‘ nur wegen der guten Geschichten“ – inzwischen ein geflügeltes Wort. „Na, wenn das so ist, brauchen wir für unser Männermagazin ja keine Nacktfotos einzuplanen“, wird sich der Verlag der bekannten deutschen Wochenzeitschrift gedacht haben, als er das neue ZEITmagazin MANN konzipierte. Und er versucht es mal ohne. Aber Begeisterung will da nicht aufkommen, meint Thomas Rietig, den wir um seine Meinung gefragt haben. Gediegene Langeweile zwischen Rolex und Prada weiterlesen

Von Zwergen und Fürstinnenherzen

Mit dem Kulturzug auf einen Samstag in die Kulturhauptstadt Breslau

Viel los in Breslau, der Kulturhauptstadt Europas 2016. Alle Fotos: Rietig
Viel los in Breslau, der Kulturhauptstadt Europas 2016.                              Alle Fotos: Rietig

Berlin/Breslau, 19. Juni (ssl) Breslau ist Kulturhauptstadt Europas 2016. Und plötzlich hat es mit Berlin eine Beziehungsgeschichte (1988 war [West-] Berlin Kulturstadt Europas). Sollte es sie schon länger gegeben haben, wie zwei Buchautoren suggerieren, so ist es jedenfalls im öffentlichen Berlin nicht aufgefallen. Wie auch immer, es gibt jetzt einen Kulturzug der Deutschen Bahn, der an Wochenenden zwischen den Beziehungspunkten verkehrt und ein echter Publikumserfolg geworden ist. Tatsächlich haben Breslau und Berlin dieser Tage viel gemeinsam: Reichlich Touristen mit und ohne Rollkoffer drängen sich in den Innenstädten. Vorwiegend sind sie jung und kommen offenbar aus ganz Europa. Von Zwergen und Fürstinnenherzen weiterlesen

Letale Entnahme: Kein Mitleid mit MT 6 alias „Kurti“

Berlin, 28. April (ssl) – Ein Paradebeispiel korrekten Sprachgebrauchs hat das niedersächsische Umweltministerium bei den Presseunterrichtungen über die erfolgreiche Jagd nach einem Wolf in der Umgebung des Truppenübungsplatzes Munster abgeliefert.  Der eine nennt es letale Entnahme, der andere spricht von „erschossen“. Nachstehend Wortlautauszüge aus Pressemitteilungen, Hervorhebungen von mir.

Das ist nicht Kurti, sondern ein Beispielfoto. Es zeigt einen vermutlich namenlosen Wolf in der Lüneburger Heide.  Foto: Jürgen Borris/NABU
Das ist nicht Kurti, sondern ein Beispielfoto. Es zeigt einen vermutlich namenlosen Wolf in der Lüneburger Heide. Foto: Jürgen Borris/NABU

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Die neue Macht der Patienten

Apps ermöglichen ihnen „Selbstvermessung“ und die Herrschaft über ihre Daten – Vor allem die Ärzte werden sich umstellen müssen

Berlin, 20. April (ssl) Im Gesundheitswesen taucht gerade eine neue Macht aus dem trüben Meer von Lobbyisten, Regulierung, neuen und alten Medikamenten und Krankheiten auf: der Patient. Sein schärfstes Schwert ist offenbar die App. Das ist die erste Erkenntnis eines medizinischen Laien auf der Gesundheits-IT-Messe conhIT, die seit 19. und bis 21. April in Berlin stattfindet. Verspürte der Patient bislang in der Regel eher hilfloses Ausgeliefertsein als gleiche Augenhöhe bei der Erörterung von Diagnose und Therapie, so erhält er nun vielfach Macht über seine eigenen Daten. Wer aber bessere Waffen hat, bekommt auch neue Feinde. Im Gesundheitswesen tauchen sie in Form wachsender Sicherheitsrisiken auf und erschrecken die Öffentlichkeit. Die neue Macht der Patienten weiterlesen

Zum Tod von Guido Westerwelle

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Berlin, 18. März (ssl) Guido Westerwelle ist heute im Alter von 54 Jahren an Leukämie gestorben. Ich mochte ihn, auch wenn wir uns nur kurz kannten. Zum Gedenken stelle ich hier einen Bericht von einer Reise mit ihm aus dem Jahr 2010 ein, an die ich mich gerne erinnere. Auch die Bilder wurden auf dieser Reise aufgenommen.

Von Grillfesten und Antrittsbesuchen

Quer durch Europa mit Guido Westerwelle

Wenig Andrang herrscht an diesem Morgen am militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel. Der Regierungs-Airbus startet mit Außenminister Guido Westerwelle zu einer Inseltour. England, Irland und Malta stehen auf dem Reiseplan des auf knapp 32 Stunden angesetzten Trips. Davon besteht die Hälfte aus Flugzeit quer durch Europa und Schlafen. Zum Tod von Guido Westerwelle weiterlesen

Demokratische Dividende in China bleibt aus

Nach dem Nationalen Volkskongress und vor dem Gauck-Besuch

Leben in China: Flohmarkt in Beijing. Copyright für alle Fotos: Thomas Rietig
Leben in China: Flohmarkt in Beijing. Copyright für alle Fotos: Thomas Rietig 2006-2008

Berlin, 17. März (ssl) Diesmal wird nicht über millionenschwere Investitions- und Joint-Venture-Vorhaben geredet. Diesmal geht es um die zivilgesellschaftlichen Zustände in Deutschland und China. Wenn Bundespräsident Joachim Gauck am Samstag (19. März) zu seiner China-Reise aufbricht, kommt er in ein Land, in dem von der „demokratischen Dividende“ kaum noch etwas zu spüren ist.

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Drei Lohnschreiber und ein Landesfürst

Märchenhaftes zur Frage der „Genehmigung“, „Abstimmung“ oder „Autorisierung“ von Interviews

Berlin, 09. Februar (ssl) Es waren einmal drei Lohnschreiber, die machten sich vor Jahren kurz vor dem Weihnachtsfest in ein Land im Südwesten auf, das für seine Weine und seine bodenständige Politik bekannt war. Sie wollten den Landesfürsten interviewen, der auch in der fernen Reichshauptstadt eine bedeutende Rolle spielte. Er war zu jenem Zeitpunkt gleichzeitig Vorsitzender der zweitgrößten Partei im Reich. Was ihnen dabei widerfuhr, schildert das nachfolgende Märchen. Es hat einen wahren Kern. Drei Lohnschreiber und ein Landesfürst weiterlesen

Wer wie hoch bei Verspätungen haftet

Von Pünktlichkeit und Fahrgastrechten bei Bus und Bahn

Berlin, 15. Dezember (ssl) Fernbus gegen Fernzug – gibt es da ungerechtfertigte Bevorzugung des einen oder anderen durch den Gesetzgeber bzw. den Staat als eventuellen Subventionierer? Eine Podiumsdiskussion der Allianz pro Schiene in der vergangenen Woche brachte zunächst einen Austausch der allseits bekannten Argumente von Bahn- und Busfreunden: Keine Maut für Busse, dafür aber Besteuerung von allem möglichen, Lohndumping-Verdacht bei Busfahrern und so weiter. Hier geht es aber jetzt um Fahrgastrechte, ein wichtiges Element der Reise, wo die Deutsche Bahn gerade tiefrote Pünktlichkeitszahlen im Fernverkehr schreibt.

Ob die Pünktlichkeit mit der neuen Schnellstrecke besser wird? Ein ICE-T auf und unter der neuen Saale-Elster-Talbrücke kurz vor Halle. ©Foto: Rietig
Ob die Pünktlichkeit mit der neuen Schnellstrecke besser wird? Ein ICE-T auf und unter der neuen Saale-Elster-Talbrücke kurz vor Halle. ©Foto: Rietig

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Manchmal geht bei der Bahn alles schief

Als der ICE 893 Berlin-Leipzig alle Macken auf einmal hatte

(Aktualisierte Fassung, neu: DB erstattet Teil des Ticketpreises)

Berlin, 13. November (ssl) Man kennt das ja: Mal hat der Zug Verspätung, mal verpasst man einen Anschluss. Nachstehend das minutengenaue Protokoll einer Zugfahrt von Berlin nach Leipzig am Abend des 12. November, bei dem alles auf einmal schiefging. Aus 72 Minuten wurden knapp drei Stunden. 

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Der Strom fällt immer seltener aus

Kraftwerke und Verbundnetze in Deutschland

Berlin, 12. November (ssl) Die Versorgungsqualität der Stromnetze hat sich seit 2006 deutlich verbessert. 2014 betrug die durchschnittliche Dauer der Stromunterbrechungen pro Verbraucher 12,28 Minuten. Vor neun Jahren waren es noch 21,53 Minuten. Darauf machte in Berlin der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), Eicke Weber, aufmerksam.

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Die Energiewende ist kostenneutral zu haben – wenn …

… bestimmte, aber realistische Bedingungen erfüllt sind. Neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE)

Berlin, 05. November (ssl) Die Senkung des CO2-Ausstoßes um 85 Prozent bis zum Jahr 2050 gegenüber 2013 ist kostenneutral oder gar billiger als ein Festhalten am bisherigen Mix, wenn bestimmte, allerdings realistische Rahmenbedingungen erfüllt sind. Das ist eines der Kernergebnisse einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), die Professor Hans-Martin Henning, einer der Autoren, am Mittwoch in Berlin präsentierte.

Die Kosten der Energiewende. "Ref." = Referenzszenario "weiter so wie 2013". ©Fraunhofer ISE
Die Kosten der Energiewende. „Ref.“ = Referenzszenario „weiter so wie 2013“. ©Fraunhofer ISE

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Anprobe am Postschalter

Canada Post eröffnet erste Selbstbedienungsfiliale mit Umkleidekabine

Panoramafoto der Zukunftsfiliale der Canada Post. Foto: Canada Post
Panoramafoto der Zukunftsfiliale der Canada Post. Foto: Canada Post

Berlin/Toronto, 30. Oktober (ssl) Im Radio wirbt ein Online-Shop mit der Behauptung, jeder zweite Mann habe schon mal heimlich im Kaufhaus in die Damen-Umkleidekabinen geguckt, und seitdem trügen shoppende Damen nur noch abschreckende Unterwäsche. Oder sie kauften ihre Klamotten eben online, wo sie sie in Ruhe und unbeobachtet anprobieren könntenGlücklicherweise macht die staatliche Canada Post diesen Werbespot gerade obsolet. Anprobe am Postschalter weiterlesen

Vernetzung, Sicherheit und E-Mobilität sind die großen Themen

Interview mit VDA-Präsident Wissmann für die VDI-Nachrichten 

Berlin/Frankfurt, 12. September (ssl) Alternative Antriebe und das vernetzte, automatisierte Auto sind die großen Themen der 66. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) Pkw in Frankfurt am Main vom 17.-27. September. Aber auch die internationalen Märkte bewegen sich, und manche von ihnen machen der deutschen Industrie Sorgen. Wir fragten den Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, für die VDI-Nachrichten nach Gegenwart und Zukunft des wichtigsten Zweiges der deutschen Industrie.

Ein elektrischer Mercedes SLS. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat zur Ankurbelung der E-Autos die Forderung aufgestellt: "Macht sie sexy." Dieser ist es.
Ein elektrischer Mercedes SLS. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat zur Ankurbelung der E-Autos die Forderung aufgestellt: „Macht sie sexy.“ Dieser ist es.

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IFA 2015 – Ein Hauch von Retro in der vernetzten Küche

Rollei Digital Camera
Ein Hauch von Retro. Hier auf dem Stand von Schaublorenz. 

Berlin, 8. September (ssl) AEG, Grundig, Bauknecht, Metz – als hätte es nie Probleme gegeben, präsentieren sich deutsche Traditionsmarken auf der IFA 2015. Ihre Messepräsenz nimmt jeweils gut 3.000 Quadratmeter und mehr ein. Wer genauer hinschaut, merkt, dass nichts mehr so ist wie früher. Und alle gehören zu großen internationalen Konzernen, die mit ihren umsatzstärkeren Original-Marken der weißen Ware hier nicht Fuß gefasst haben. Deshalb betonen sie gerne das Traditionelle an ihrer Marke. Jede der genannten hat mindestens eine Insolvenz durchlaufen. Von Metz einmal abgesehen, stellt keine von ihnen wesentliche Teile seines Angebots in Deutschland her.  IFA 2015 – Ein Hauch von Retro in der vernetzten Küche weiterlesen

Von überfüllten Talenten und Old-School-Abteilen

Bahn fahren kann so spannend sein

Berlin/Hamburg, 11. August (ssl) Berlin Hauptbahnhof, 10. August, 17.00 Uhr. Feierabend. Mit dem Fahrrad will ich zum Bahnhof Wannsee mit der Bahn fahren. Der Fahrplan bietet bis 17.17 Uhr zwei S-Bahnen an, dazu kommt um 17.11 Uhr der RE1 Richtung Magdeburg und um 17.15 Uhr der RE7 Richtung Dessau. Die Entscheidung fällt für den RE1, weil der am schnellsten in Wannsee ist und weil er (Ferienzeit) wahrscheinlich nicht besonders voll ist. Draußen sind 35 Grad. Im Schatten. Bei einer Abfahrt nach 17.20 Uhr wird es knapp, um die Fähre in Wannsee um 18.00 Uhr noch zu erreichen. Nettofahrzeit laut Fahrplan mit der S-Bahn ca. 26 Minuten, mit dem Regionalexpress ca. 16 Minuten. Von überfüllten Talenten und Old-School-Abteilen weiterlesen

Mehr Elektroautos in China als in Deutschland

Statistiken und Beobachtungen zum chinesischen Automarkt – „In Beijing ist Radfahren total angesagt“

Autoverkehr in Souzhou. Foto: Matias Rietig
Autoverkehr in Souzhou. Foto: Matias Rietig

Berlin, Anfang Juli (ssl) Der Automarkt in China zeigt derzeit einige interessante Entwicklungen, die vielleicht Hinweise für eine künftige Straßenverkehrspolitik in Deutschland geben können, auch wenn das wenigste direkt übertragbar scheint. Die erste Entwicklung: In China gibt es inzwischen mehr new energy vehiclesals in Deutschland. Das teilten Fachleute am 2. Juli am Rande der Halbjahres-Pressekonferenz des Verbandes deutscher Automobilhersteller (VDA) mit. Danach hat der Bestand an Elektromobilen innerhalb eines Jahres um 550 (fünfhundertfünfzig) Prozent zugenommen und liegt jetzt bei rund 36.000. In Deutschland sind es ein paar tausend weniger, und die höchste Steigerungsrate hierzulande betrug in etwa 100 Prozent, also eine Verdoppelung. Nur wenn die beibehalten würde, und danach sieht es zumindest 2015 nicht aus, wäre das Ziel von einer Million Elektrofahrzeuge bis 2020 mit rund 800.000 im weitesten Sinn erreicht. Mehr Elektroautos in China als in Deutschland weiterlesen

Elektromobilität: Hilfe von unerwarteter Seite

China sorgt mit Restriktionen für Verbrennungsmotoren für Bedarf – Zetsche: Eine Million E-Autos 2020 „völlig unrealistisch“

Berlin, 4. Mai (ssl) Dieter Zetsche hatte kurz überlegt, ob er auf dem eMobility Summit des „Tagesspiegels“ dieselbe Rede halten soll wie schon vor zwei Jahren. „Es ist ein bisschen hier wie beim Dinner for One“, kokettierte der Daimler-Chef mit dem versammelten Who is Who der Elektromobilität, „same procedure as every year?“ Wir wissen nicht mehr genau, was er vor zwei Jahren sagte, aber diesmal redete er Klartext. „Das Ziel (der Bundesregierung), 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, ist unter den augenblicklichen Rahmenbedingungen völlig unrealistisch.“ Es fehlen nämlich noch etwa 970.000 Autos.

Umweltfreundliche (vorn) und weniger umweltfreundliche Dienstwagen.
Umweltfreundliche (vorn) und weniger umweltfreundliche Dienstwagen.

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Die Rolle des Piloten im Internet der Dinge

Gedanken nach dem Absturz des Germanwings-Airbus

Berlin, 25. März (ssl) Der Absturz des GermanwingsAirbus in Südfrankreich gibt noch viele Rätsel auf. Gerade wegen der dramatischen Auswirkungen gibt er Anlass, über die Rolle der Menschen nachzudenken, die sich in ihrer täglichen Arbeit im Luftverkehr mit dem „Internet der Dinge“ auseinanderzusetzen haben. Was wir heute unter diesem Schlagwort verstehen und als innovativ und revolutionär wahrnehmen, ist in manchen Bereichen des Luftverkehrs schon seit geraumer Zeit Routine. Es beeinflusst den Berufsalltag des Piloten immer stärker.

Ein Airbus A319 der Lufthansa-Tochter German Wings. ©Germanwings
Ein Airbus A319 der Lufthansa-Tochter German Wings. ©Germanwings

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Staatssekretär wettet: In 20 Jahren fährt kein Stadtbus mehr mit Diesel

Bei Vorstellung einer induktiven Ladestation für Berliner Modellprojekt

Berlin,  18. März (ssl) Verkehrs-Staatssekretär Rainer Bomba hat am Mittwoch in Berlin eine Wette riskiert: „In 20 Jahren werden wir im öffentlichen Personnennahverkehr ganz klar elektrisch fahren.“ Bei der Vorstellung einer induktiven Ladestation für ein Stadtbus-Modellprojekt in Berlin, präzisierte der 51-jährige, kein Stadtbus werde in 20 Jahren mehr mit Diesel fahren. „Da wette ich.“

So funktioniert die Ladestation des Berliner Elektrobusses. Grafik: Bombardier
So funktioniert die Ladestation des Berliner Elektrobusses. Grafik: Bombardier

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Grüner Minister gibt Wolf zum Abschuss frei

„Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme“ genehmigt

Ein Wolf in der Lüneburger Heide.  Foto: Jürgen Borris/NABU
Ein Wolf in der Lüneburger Heide. Foto: Jürgen Borris/NABU

Hannover, 2. März (ssl) Das niedersächsische Umweltministerium hat den Wolf von Wildeshausen zum Abschuss freigegeben. Das Tier hat in den letzten Tagen in dem Ort bei Vechta für Aufregung gesorgt, indem es offensichtlich einige Schafe riss und durch Wohngebiete streifte. Das hatte nicht nur eine Landtagsdebatte zur Folge, sondern befeuerte auch über die Frage des Umgangs mit Wölfen eine bundesweite Debatte, die noch andauert.

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Seefracht über den Pazifik kam kaum noch „just in time“

Monatelanger Arbeitskampf lähmte Häfen der US-Westküste (aktualisiert: Deal erreicht, Dockworker gehen wieder an die Arbeit) 

Berlin, 17. Februar (ssl) Die Pünktlichkeit der weltweiten Seetransporte hat in den letzten Monaten merklich nachgelassen. Ursache dafür ist unter anderem ein Arbeitskampf zwischen Hafenarbeitern und Hafenbetreibern an der US-Westküste, der seit vergangenem Mai für Staus von Containerschiffen sorgt. Unter der Vermittlung von US-Arbeitsminister Perez kam nun eine Einigung zustande. 

Schlechte Zeiten für Containerschiffe im Hafen von Los Angeles. ©Port of Los Angeles
Schlechte Zeiten für Containerschiffe im Hafen von Los Angeles. ©Port of Los Angeles

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Der Abgeordnete, der nicht genannt werden wollte

Skurriles Demokratieverständnis eines Republikaners im US-Staat Maryland

Berlin, 6. Januar (ssl) „Ich verbiete Ihnen, meinen Namen ohne Genehmigung in Ihrer Zeitung zu benutzen.“ Mit dieser Drohung will Kirby Delauter, ein Mitglied des Bezirksrats von Frederick County im US-Bundesstaat Maryland die Journalisten des Lokalblattes Frederick News Post einschüchtern. Sollte sein Name noch einmal unautorisiert erwähnt werden, droht der gewählte Abgeordnete der Republikaner, so werde er seinen Anwalt einschalten. Daraus entwickelt sich ein auch hierzulande lesenswertes Lehrstück über Pressefreiheit mit humoresken Zügen.

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Wieviel Handy braucht mein Kind?

Berlin, 11. Dezember (ssl) Der Gebrauch von Smartphones wird unser Leben wahrscheinlich in größerer Weise umkrempeln als wir bisher ahnen. Manche von uns machen sich Gedanken, wie diese Erkenntnis in Erziehung umgesetzt werden kann. Zu ihnen gehört Christoph Lanz, Journalist und Medienberater. Er wirft im Interview mit Elke Tonscheidt für das Blog „ohfamoos“ einen unverstellten Blick auf die kleinen Monitore, aber auch auf die kleinen und großen Mitbürger. „Wenn Eltern das Handy an der Hand festgewachsen zu sein scheint, können sie schwerlich erwarten, dass die Kinder akzeptieren, wenn ihnen Grenzen gesetzt werden sollen.“ Weil die einschlägigen Vorurteile der Nerds und der kommunikativ Konservativen hier schön relativiert werden, wollen wir es auch unseren Lesern nicht vorenthalten.

Teenager und Handys. Illustration: Ela Mergels
Teenager und Handys. Illustration: Ela Mergels

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Die im Dunkeln

„Und man siehet die im Lichte /  Die im Dunkeln sieht man nicht.“ (Bertolt Brecht, „Dreigroschenoper„, 1930)

© Thomas Rietig
Das Foto entstand mit Genehmigung der abgebildeten Personen. © Thomas Rietig

Aber sie haben auch einen eigenen Weihnachtsbaum, unter der ICE- und S-Bahn-Trasse am Bahnhof Zoologischer Garten, 300 Meter vom Waldorf Astoria Hotel (Eigenwerbung: „This is true luxury“) entfernt. Der Baum hat keine Nadeln, geschweige denn Blätter, aber ein paar bunte Kugeln. Und ein Weihnachtsmann hangelt sich dran hoch.  Es werden übrigens – zumindest gefühlt – immer mehr „im Dunkeln“, nicht nur am Zoo, auch im Tiergarten, am Bahnhof Friedrichstraße und anderswo.  So werden die wohnungsbesitzenden bzw. -innehabenden Berliner- wenn sie es denn sehen – ab und zu daran erinnert, wie gut es ihnen geht. Fördert auch die Spendenbereitschaft.

Zum Weiterlesen ein aktueller Artikel aus euractiv.de hier: Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst, sagt die OECD.

Nachtlager neben Müllcontainern unter dem S-Bahn-Bogen. In der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße. Foto: Thomas Rietig
Nachtlager neben Müllcontainern unter dem S-Bahn-Bogen. In der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße. Foto: Thomas Rietig

Ein langer Weg bis zur Million E-Autos

Fortschrittsbericht 2014: Leitanbieter ja; aber um Leitmarkt zu werden, bedarf es weiterer Förderung

Zahl der E-Autos und Ladestationen in ausgewählten Ländern. Foto: Fortschrittsbericht Elektromobilität 2014 (der Norwegen und Schweden auf der Karte verwechselt hat, die Zahlen gelten für Norwegen)
Zahl der E-Autos und Ladestationen in ausgewählten Ländern. Grafik: Fortschrittsbericht Elektromobilität 2014 (der Norwegen und Schweden auf der Karte verwechselt hat, die Zahlen gelten für Norwegen)

Berlin, 02. Dezember (ssl) Um zum internationalen Vorreiter bei der Elektromobilität zu werden, muss der Staat den Autokauf fördern. Das geht aus dem am Dienstag (2. Dezember) in Berlin veröffentlichten Fortschrittsbericht 2014 der Nationalen Plattform Elektromobilität hervor. Der Bericht, den Wirtschaft, Wissenschaft. Politik und Verbände erarbeitet haben, wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ressortchefs von vier Ministerien (Verkehr, Wirtschaft, Umwelt und Forschung) im Kanzleramt überreicht. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, regte eine Sonderabschreibung von 50 Prozent des Kaufpreises eines Elektromobils im ersten Jahr an, um die Anschaffung besonders in Firmenflotten zu beschleunigen. Ein langer Weg bis zur Million E-Autos weiterlesen

Raumschiff Orion fliegt zum Mond – in echt

So sieht die Orion-Kapsel mit dem Service-Modul aus. Foto: Airbus Defence and Space
So sieht die Orion-Kapsel mit dem Service-Modul aus. Foto: Airbus Defence and Space

Berlin, 17. November (ssl) Das Raumschiff Orion fliegt bald wieder. Ziel ist der Mond. Der erste Testflug des „Orion“-Weltraumprogramms der NASA um den Erdtrabanten herum und zurück ist für 2017/18 angesetzt – zunächst unbemannt. Und europäische Technik ist bei dem Programm dabei. Das Servicemodul der Raumkapsel wird von Airbus Defence and Space gebaut. Die europäische Weltraumorganisation ESAund Airbus unterzeichneten am Montag in Berlin den Vertrag dafür. Der Leiter der ESA für bemannte Raumfahrt, Astronaut Thomas Reiter, äußerte bei der Vertragsunterzeichnung die Hoffnung, auch einmal einen europäischen Astronauten an Bord der „Orion“ zu sehen.

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Wie Busse die Teilung Berlins beendeten

Von Jürgen Voges

Berlin, 6. November (ssl) An Großereignissen wirken neben den bekannten Regisseuren stets viele namenlose Akteure mit, die in den Geschichtsbüchern kaum Erwähnung finden. Vor 25 Jahren beim Fall der Berliner Mauer waren es vor allem Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe in Ost und West, die mit Improvisationstalent und vielen Überstunden dafür sorgten, dass die wieder offene Grenze tatsächlich für die andrängenden Menschenmassen auch passierbar blieb. Ohne ihr Engagement und ihre berufliche Disziplin hätten anstelle der Mauer bald Verkehrschaos und Dauerstau den Osten wieder vom Westen abgeschnitten. Diesen Mitarbeitern der BVB im Osten und der BVG im Westen verhilft das Buch von Thomas Rietig „Mit Bus und Bahn durch die Mauer“ zu ihrem Recht.

Netzkarte der BVB (Ost) 1959. Man beachte die feine Differenzierung zwischen "West-Berlin" und "Demokratischem Berlin". Plan: BVG-Archiv
Netzkarte der BVB (Ost) 1959. Man beachte die feine Differenzierung zwischen „West-Berlin“ und „Demokratischem Berlin“. Plan: BVG-Archiv

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Ein Streik zur Wahrung der Grundrechte?

Gedanken über die Angemessenheit des Ausstandes der GDL – Es trifft die Falschen

Spektakuläre Hochwasserfolge 2013: Die Bahn- Schnellstrecke Berlin-Hannover war wegen des Elbehochwassers für Monate gesperrt. Foto DB AG
Nein, das war nicht die GDL . Diese Knüppel hat das Hochwasser 2013 auf die Schienen geworfen. Foto DB AG

Berlin, 04. November (ssl) Fast 100 Stunden bestreikt die GDL die Bahn: Betroffen sind vor allem die Fahrgäste, die allgemeine wirtschaftliche Versorgung und die Deutsche Bahn. Verglichen damit ein ganz kleines bisschen betroffen sind möglicherweise auch jene Bahnmitarbeiter, die Mitglied der Konkurrenzgewerkschaft EVG sind, weil ihnen mangels Arbeit Zuschläge und Zulagen entgehen.

Die GDL fühlt sich laut eigenen Aussagen als Wahrer der grundgesetzlich garantierten Koalitionsfreiheit. „Dieses Grundrecht ist in Gefahr“, zitiert „Spiegel online“ am Dienstag den Gewerkschaftschef Claus Weselsky. Aber muss man dafür einen einsamen Rekordstreik starten? Ein Streik zur Wahrung der Grundrechte? weiterlesen

Zu viele Vorhängeschlösser vor den WLANs

Nur 15.000 in Deutschland wirklich „frei“ zugänglich – Internetverband will völlige Haftungsfreistellung – Heutige Rechtslage „Rumgeeier“

Momentaufnahme aus Berlin: Viele WLANs, aber de facto gar keins völlig frei zugänglich. Foto: Rietig
Momentaufnahme aus Berlin: Viele WLANs, aber de facto gar keins völlig frei zugänglich. Foto: Rietig

Berlin, 4. November (ssl) Beim freien WLAN-Zugang bleibt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinter anderen Industrieländern zurück. Das beklagte der Verband der deutschen Internetwirtschaft „eco“ am Dienstag bei der Vorstellung einer Studie über die Verfügbarkeit von Hotspots. Danach gibt es hierzulande zwar mehr als eine Million öffentlicher Zugangspunkte für die Nutzer von WLAN-fähigen Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder Notebooks, aber nur rund 15.000 davon sind wirklich frei zugänglich, also ohne Registrierung und kostenlos. Als Ursache für die bei den anderen eingesetzten Zugangs-Einschränkungen machte „eco“ Rechtsunsicherheit für Provider aus. Er forderte klare Gesetze, die die Provider von der zivilrechtlichen (Mit-)Haftung für eventuelle Rechtsverstöße der Nutzer freistellen. Zu viele Vorhängeschlösser vor den WLANs weiterlesen

Eine Mauer ohne Dauer im S-Bahnhof

Ben Wagins Installation steht nahe der Mauer-Gedenkstätte – S-Bahn legt Mauerfall-Wochenendticket auf

Aktionskünstler Ben Wagin (2.v.rechts) erklärt Besuchern seine Installation. Im Hintergrund der Berliner Bausenator und designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (Mitte). Foto: Rietig
Aktionskünstler Ben Wagin (2.v.rechts) erklärt Besuchern seine Installation. Im Hintergrund der Berliner Bausenator und designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (Mitte). Foto: Rietig

Berlin, 23. Oktober (ssl) Eine Berliner Mauer aus Aktenordnern, zerschnittenen Arbeitskitteln, CDs und skelettierten Menschen, die durch Mauerzinnen schauen – so sieht die Installation „Mauer – keine Dauer“ des Aktionskünstlers Ben Wagin aus, die seit Donnerstag, 23. Oktober im Berliner S-Bahnhof Nordbahnhof gezeigt wird. Sie wird damit aus Anlass des 25. Jubiläums des Mauerfalls Teil der Dokumentation über die „Geisterbahnhöfe“ in der Schalterhalle des Bahnhofs. Von 1961 bis 1989 war der Nordbahnhof eine von vielen unterirdischen U- und S-Bahn-Stationen, durch die Züge von West-Berlin unter Ost-Berlin hindurch wieder nach West-Berlin ohne Halt durchfuhren. Eine Mauer ohne Dauer im S-Bahnhof weiterlesen

Die Metamorphose der Hybridlokomotive

Hybrid-Lok von Alstom für VW trug vorübergehend den DB-Keks

Berlin, 27. September (ssl) Die Alstom H3, eine neuentwickelte Hybridlokomotive für Diesel- und Batteriebetrieb, war eines der Highlights auf der diesjährigen Innotrans. Klar, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, es sich nicht nehmen ließen, bei ihrem Rundgang über die weltgrößte Messe für Schienenverkehr in Berlin zusammen die Hüllen um das schöne Stück fallen zu lassen. Was zunächst wegen des DB-Logos am Führerstand kaum jemandem auffiel: Es war keine Lok für die Deutsche Bahn, sondern eine für die Volkswagen AG. Deren Logo kam dann erst später drauf. Die DB hat aber auch welche bestellt.

Die Hüllen fallen. Verkehrsminister Dobrindt und Bahnchef Grube vor der Volkswagen-Lok.
Die Hüllen fallen. Die Hybridlok H3 von Alstom wird mit DB-Keks feierlich enthüllt..

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Der Starkregen hat einen Namen: „Tief Mitteleuropa“

Berlin, 15. November (ssl) Die Neigung zu Extremwetterlagen wie Starkregen oder heftigen Gewitterstürmen in Mitteleuropa steigt. Ursache dafür ist ein Tief, das sich immer öfter genau über Mitteleuropa, also auch über Deutschland, einnistet. Die Forscher haben es daher „Tief Mitteleuropa“ genannt. Das ist das Ergebnis einer Art Bilanz des Sommers 2014, die das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) am Montag in Berlin zog. Ob „Tief Mitteleuropa“ eine Folge des Klimawandels ist, können sie allerdings noch nicht belegen.

Spektakuläre Hochwasserfolge 2013: Die Bahn- Schnellstrecke Berlin-Hannover war wegen des Elbehochwassers für Monate gesperrt. Foto DB AG
Spektakuläre Hochwasserfolge 2013: Die Bahn- Schnellstrecke Berlin-Hannover war wegen des Elbehochwassers für Monate gesperrt. Foto DB AG

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Fernbusse jagen der Bahn Umsatz und Fahrgäste ab

Berlin, 24. Juli (ssl) Die immer weiter expandierenden Fernbus-Unternehmen kosten die Deutsche Bahn Fahrgäste und Umsatz. Der Fernverkehr auf der Schiene ging nach Angaben des Vorstandschefs Rüdiger Grube im ersten Halbjahr 2014 um 2,8 Prozent zurück. Finanzvorstand Richard Lutz führte das bei der Halbjahrespressekonferenz am Donnerstag in Berlin auf den Wettbewerb mit dem Fernbus zurück. Fernbusse jagen der Bahn Umsatz und Fahrgäste ab weiterlesen

14 Milliarden zur „Verbindung zweier Rapsfelder“

NABU bezieht Position gegen Feste Fehmarnbeltquerung (Elbtunnel-Vergleich im sechsten Absatz berichtigt: 150.000 Fahrzeuge täglich, nicht 15.000)

Ein ICE aus Kopenhagen verlässt das Fährschiff im Hafen von Puttgarden.
Ein ICE aus Kopenhagen verlässt das Fährschiff im Hafen von Puttgarden.

Berlin, 03. Juli (ssl) Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat seine Einwendungen gegen die Feste Fehmarnbeltquerung zwischen Deutschland und Dänemark eingereicht. Er hält den geplanten Tunnel für überflüssig, für zu teuer, für juristisch fragwürdig und ökologisch bedenklich. Nach Angaben der Betreiber soll die Straßen- und Eisenbahnverbindung alles in allem 6,5 Milliarden Euro einschließlich der Anbindung auf deutscher Seite kosten, nach Angaben des NABU könnten am Ende 14 Milliarden auf der Rechnung stehen. 14 Milliarden zur „Verbindung zweier Rapsfelder“ weiterlesen

Mehr Radfahrer – weniger Verkehrsunfälle

Denver/Mehlmeisel, 24. Juni (ssl) Wahrscheinlich kann ein höherer Anteil von Radfahrern am Straßenverkehr die Zahl der Unfälle aller Verkehrsteilnehmer merklich senken. Das legt eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Universität Colorado (CU Denver) nahe. Ursache ist vermutlich ein allgemein erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht der Autofahrer an Kreuzungen, an denen sie Fahrradverkehr vermuten.  Mehr Radfahrer – weniger Verkehrsunfälle weiterlesen

Spielzeug – Kulturgut und Wertanlage

 

Ein Freund hat ein old-fashioned start-up gegründet: Roland Gaugele versteigert altes Spielzeug. Bis der traditionsreiche Spielzeughersteller Märklin insolvent wurde, war er Pressesprecher des Göppinger Unternehmens. Jetzt ist er mit einem Partner Teilhaber eines Auktionshauses für altes Spielzeug – unter anderem von Märklin -, aber nicht für das aktuelle, sondern für Spielzeug aus der Vorkriegszeit. Es darf auch gerne die Zeit vor dem ersten Weltkrieg sein. Die letzte Versteigerung war am 25. Januar, die nächste ist auf den 15./16. August angesetzt. Ein Teil des Kataloges ist schon online: http://www.auktion-hohenstaufen.de/

Nachstehend beschreibt er seine Philosophie in einem Gastbeitrag für Schiene Straße Luft. Hat ja indirekt auch was mit Schienen-, Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr zu tun.

Von Roland Gaugele

Spielen ist mehr als ein menschliches Bedürfnis. Der Mensch entwickelt in den ersten Lebensjahren spielend seine Fähigkeiten. Im Spiel erfährt er zunächst die Notwendigkeiten des Lebens und findet später Abwechslung, Entspannung und Raum für Kreativität. Friedrich Schiller hat den Stellenwert des Spiels im Leben erkannt. Er schreibt in seinen „Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen“: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Spielzeug – Kulturgut und Wertanlage weiterlesen

Harald Schmidt und die Spontanheilung durchs Autoradio

Deutsche Bahn Stiftung unterstützt Depressionshilfe „in der Größenordnung von Millionenbeträgen“

Berlin, 29 April (ssl) Harald Schmidt hat schon einmal mit Rüdiger Grube zusammen Musik gemacht. Vielleicht war es dieses Treffen eines bekennenden Bahn-Vielfahrers mit dem Bahnchef, das jetzt dazu führte, dass die Deutsche Bahn Stiftung die Deutsche Depressionshilfe „in der Größenordnung von Millionenbeträgen“ (Grube) unterstützt. Der Entertainer Schmidt ist nämlich der Schirmherr der Stiftung Depressionshilfe. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, für die Bekämpfung einer Volkskrankheit zu werben, die vielfach tabuisiert wird oder sich hinter dem Modebegriff „Burnout“ versteckt. Auch die lange Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz bewirkt, dass die Krankheit zu lange unbehandelt bleibt. Das kann mit einem Suizid enden.
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