Seefracht über den Pazifik kam kaum noch „just in time“

Monatelanger Arbeitskampf lähmte Häfen der US-Westküste (aktualisiert: Deal erreicht, Dockworker gehen wieder an die Arbeit) 

Berlin, 17. Februar (ssl) Die Pünktlichkeit der weltweiten Seetransporte hat in den letzten Monaten merklich nachgelassen. Ursache dafür ist unter anderem ein Arbeitskampf zwischen Hafenarbeitern und Hafenbetreibern an der US-Westküste, der seit vergangenem Mai für Staus von Containerschiffen sorgt. Unter der Vermittlung von US-Arbeitsminister Perez kam nun eine Einigung zustande. 

Schlechte Zeiten für Containerschiffe im Hafen von Los Angeles. ©Port of Los Angeles
Schlechte Zeiten für Containerschiffe im Hafen von Los Angeles. ©Port of Los Angeles

In den Vereinigten Staaten werden manche Textilien aus asiatischen Produktionsstätten knapp, in Japan die Pommes aus Amerika, berichten Korrespondenten. Das Just-in-time-Geschäft der Seefracht wird durch abnehmende Zuverlässigkeit bedroht. Die internationale Schifffahrtsberatungsfirma Drewry in London meldete am Montag (16.2.), die weltweite Pünktlichkeitsrate der drei wichtigsten Seefrachtrouten sei im Januar 2015 auf „enttäuschende 48,6 Prozent“ gesunken, 9,4 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember, der ohnehin schon einer der schlechtesten Monate des Jahres 2014 gewesen sei. Auf den Transpazifikrouten habe der Index bei 36 Prozent und damit elf Punkte niedriger als im Dezember gelegen. Den ebenfalls merklichen, aber lange nicht so kräftigen Verfall der Zuverlässigkeitsraten auf den anderen Routen (siehe Grafik) lastete Drewry im wesentlichen neuen Allianzen bei den Großreedereien an, die im Januar wirksam geworden seien. Die Neuordnung der globalen Lieferketten sollte dieses Manko in den kommenden Monaten aber ausgleichen.

©Drewry Maritime Research
©Drewry Maritime Research

An der Westküste einigten sich die streitenden Parteien jetzt, und die Hafenarbeiter gingen wieder ans Werk. Die Aufarbeitung der nicht geladenen und gelöschten Container dürfte sich aber noch Wochen hinziehen und nur für eine langsame Rückkehr zur Normalität sorgen. Bei der Auseinandersetzung geht es um Summen, über die sich etwa deutsche Lokführer mehr als freuen würden. Nach Angaben der Arbeitgeber verdient ein Vollzeit arbeitender Dockworker, sofern er organisiert ist, durchschnittlich 147.000 Dollar pro Jahr einschließlich Nacht-, Feiertags- und Überstundenzuschlägen sowie Schichtzulagen. Plus Krankenkassenaufwendungen des Arbeitgebers von 35.000 Dollar. Außerdem steht der Arbeitgeber für eine jährliche Altersrente von rund 80.000 Dollar. Der Basis-Stundenlohn beträgt 35,68 Dollar.

Dem konservativen Portal breitbart.com zufolge beinhaltet die Einigung einen Fünfjahresvertrag, demzufolge die Arbeiter “fast keine” Gesundheitskosten zahlen müssten und ihre Pensionsansprüche auf 91.000 Dollar steigen. Der Stundenlohn solle pro Jahr um einen Dollar erhöht werden.

Seit Juli lief die Arbeit auf Sparflamme, weil die Arbeitgeber den Arbeitern „Dienst nach Vorschrift“ vorwerfen und dies als „bezahlten Streik“ bezeichnen. Als Gegenmaßnahme haben sie Nacht- und Feiertagsarbeit, für die hohe Zuschläge anfallen, weitgehend ausgesetzt. So blieben die Häfen Mitte Februar wegen zweier Feiertage und eines Wochenendes teilweise geschlossen.

Containerschiffe stauen sich vor der Küste und Sattelzüge an Land, weil sie nicht so schnell wie geplant be- oder entladen werden können. Lagerzeiten von bis zu zwei Wochen auch für verderbliche Waren sind die Folge. Die Retail Industry Leaders Association, der Einzelhandelsverband der USA, forderte Washington zum Eingreifen auf und malte eine “Entgleisung” der gesamten UW-Wirtschaft an die Wand. Präsident Barack Obama beauftragte seinen Arbeitsminister Tom Perez damit, zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln. Und am Freitag (20.2.) wurde eine 

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Auf der Reede von Seattle. ©Rietig