Schlagwort-Archive: NS-Zeit

Vom 13. bis zum 21. Jahrhundert


Meine Lektüre im zweiten Drittel 2024 – Folge 15 des Lesetagebuchs


Berlin, September 2024 (ssl) Meine erste Graphic Novel berichtet von einer deutschen Familie in der Nazizeit. Überhaupt kommt reichlich NS-Geschichte, fiktiv und dokumentarisch, in dieser Leseliste des zweiten Drittels 2024 vor. Aber auch die Reiseberichte von Marco Polo, Analysen von Zeichnungen der Stadt Rom aus der Renaissance und, wie eigentlich immer, wahre Abenteuergeschichten aus der Kolonialzeit, in denen sich, je jünger sie sind, zunehmende Distanz der Autoren zu ihrem Thema findet.

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Von der Straße der Ölsardinen zur Via Triumphalis

Meine Lektüre im zweiten Halbjahr 2023 – Folge 13 des Lesetagebuchs

© Deutscher Taschenbuch Verlag

Berlin, 22. Dezember 2023 (ssl) Rechtzeitig bevor sich neue Bücher zum Lesen aufdrängen, will ich die Lektüre des zweiten Halbjahres abarbeiten. Es beginnt schön leicht zum Einlesen mit Axel Hackes Eichelhecht, schraubt sich über Bestseller-Romane zu Münklers sehr lesenswertem und nachdenklich machenden Monumentalwerk über den Dreißigjährigen Krieg hinauf und endet mit einem Roman, der zur Zeit der Olympischen Spiele 1936 in Deutschland spielt.

Liebe Verlage, die das lesen: Wenn Sie hier auch erscheinen wollen – nur zu. Senden Sie mir Ihr Programm: thomas.rietig@rsv-presse.de Ich bestelle garantiert nur Rezensionsexemplare, von denen ich mir Lesegenuss verspreche. Jedes Buch bekommt eine eigene Besprechung von ca. 3.000 bis 5.000 Zeichen plus Buchdeckelbild und eine Kurzrezension in der vierteljährlichen Buchliste. Zur Systematik (oder besser gesagt: Anarchie) der Buchauswahl finden Sie etwas am Ende des Posts.

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9000 Jahre in sechs Monaten

Meine Lektüre im ersten Halbjahr 2023 – Folge 12 des Corona-Lesetagebuchs

Berlin, 20. Juli 2023 (ssl) Wieder sind zehn Bücher über meinen Tisch gegangen, obwohl Corona vorbei ist. Die Inhalte reichen von echten Klassikern wie Alexander von Humboldts Tagebüchern über Sachbücher, die sich mit Ausgrabungen 9.000 Jahre alter Frauen- und Kinderleichen beschäftigen, uns aber viel über das menschliche Zusammenleben in der Jetztzeit lehren, bis zu spannenden Spionagethrillern. Das erste hier besprochene Buch ist ein meiner Ansicht nach unterschätzter Klassiker der Linguistik, der ebenfalls zahlreiche Aha-Effekte im Lesenden hervorruft: Victor Klemperers „LTI – lingua tertii imperii“ über die Sprache des Dritten Reiches.

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Beklemmender Alltag unter den Nazis

Buch „Leben unter dem Hakenkreuz“ dokumentiert ein Familienschicksal

Berlin, 23. Dezember (ssl) Mit einem Bildband „Leben unter dem Hakenkreuz“ hat Dagmar Stange die Reihe der Veröffentlichungen aus ihrem Familiennachlass fortgesetzt. Wir sehen darin die NS-Normalität: In dem reichlich mit dokumentarischem Material ausgestatteten Buch versucht Stange eine Gratwanderung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit des NS-Alltags und hilft teilweise bei der Beantwortung von Fragen, die viele unmittelbar danach Geborene ihren Eltern nicht zu stellen wagten. Einige bleiben nach wie vor offen.

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Luftfahrt und Drittes Reich

Aus der Perspektive eines Zollbeamten – Eine Buchbesprechung

Berlin, 19. April (ssl) Der Titel des Buchs „Faszination Fliegen“ ist erklärungsbedürftig. Es geht nämlich weniger ums Fliegen an sich als vielmehr um die Faszination, die die Luftfahrt auf Hermann Benkowitz in den 1930er Jahren ausübte. Benkowitz war ein Zollbeamter, der in dieser Zeit am Frankfurter Flughafen Dienst tat. Er hat viele Dokumente hinterlassen, die mit dem Fliegen und mit seinem alltäglichen Leben zu tun haben – von der Fahrradrechnung bis zum Freiticket nach Italien. Daraus wurde das Buch, also eine Art Nachlassverarbeitung. Dieser Blog-Eintrag steht hier also nicht nur wegen der Luftfahrt-Thematik, sondern auch, weil es zu den Sichtungen aus eigenen Familienbeständen passt, etwa hier Luftfahrt und Drittes Reich weiterlesen

Wo die Nazis sich monströs inszenierten

Historiker plädieren für Erhalt des Reichsparteitagsgeländes im aktuellen Zustand

Berlin, 30. März (ssl) Neulich hat auf Facebook jemand gepostet, dass die meisten NSDAP-Mitglieder erst nach dem Krieg von den Grausamkeiten des Holocausts erfahren hätten. Da grauste auch mir, und mir fielen alle die Diskussionen um die Vergangenheitsbewältigung der 60-er Jahre ein, und ich dachte: War denn alles umsonst, was wir mit der Generation unserer Eltern streitig ausgetragen haben? Die Teenager von heute haben ja keine Eltern mehr, die die Nazizeit miterlebt haben.

Einige Zeit später durfte ich über eine Veranstaltung berichten, bei der es um den Erhalt des Reichsparteitagsgeländes ging. Wo die Nationalsozialisten sich äußerst medienwirksam inszenierten, wo das NS-Blutschutzgesetz vor Zuschauermassen verlesen und von ihnen begeistert gefeiert wurde, lässt sich auch anhand authentischer Filmdokumente im Nachhinein erleben, was NSDAP-Mitglieder nicht nur wussten, sondern lautstark begrüßten.

Offensichtlich wird immer noch nicht hinreichend oder immer noch mit den vor 50 Jahren gängigen Entschuldigungen über die NS-Zeit diskutiert. Da tut es gut, geschichtsbewusste Stadtoberhäupter und vertrauenswürdige Historiker zu hören, die über die Erhaltung des Geländes konstruktiv sprechen. Es zählt immerhin jährlich eine Viertelmillion Besucher. Und es beschämt ein wenig, wenn ein renommierter, englischer Historiker, dessen Großvater als Jude vertrieben wurde, Deutschland wegen des Umgangs mit dieser Geschichte als einzigartig in der Welt darstellt – und das als Lob verstanden wissen will. Den nachstehenden Beitrag habe ich für die Nürnberger Zeitung (24. März) geschrieben.

Das Land Bayern und die Stadt Nürnberg haben in Berlin Bundeshilfen für die Erhaltung des Reichsparteitagsgeländes angemahnt. Das Bewahren des monströsen Versammlungsareals der Nationalsozialisten sei nicht nur eine Nürnberger Aufgabe, sagte Finanzminister Markus Söder. „Wir sehen die Bundesregierung in der Verantwortung.“ Der CSU-Politiker wies darauf hin, dass der Erhalt des Geländes im aktuellen Koalitionsvertrag erwähnt werde. Wo die Nazis sich monströs inszenierten weiterlesen

Hitler entging dem Elser-Attentat – weil er sich an den Bahnfahrplan hielt

Adolf Hitler entging am 8. November 1939 dem Attentat von Georg Elser im Münchener Bürgerbräukeller, weil er sich an jenem Abend genau an den Sonderfahrplan seines Führer-Sonderzuges nach Berlin hielt. Das geht aus einer Veröffentlichung des Historikers und Journalisten Ulrich Renz vom Georg-Elser-Arbeitskreises (Heidenheim) hervor. Der von Elser deponierte Sprengsatz explodierte, als der Reichskanzler bereits die Versammlung verlassen hatte. Schiene Straße Luft dokumentiert sie hier, unter anderem weil sie tiefe Einblicke in die Befindlichkeiten Hitlers zwei Monate nach dem Überfall auf Polen, aber auch in die Problematik der Rekonstruktion der Umstände dieses Attentats und nicht zuletzt über die Gepflogenheiten in der damaligen Reichsbahn gibt. Nach wie vor bleibt es für uns unfassbar, dass der Mann, der einen Weltkrieg vom Zaun brach und den Holocaust umsetzte, sich schlicht an einen Bahnfahrplan halten musste. Hitler entging dem Elser-Attentat – weil er sich an den Bahnfahrplan hielt weiterlesen