Meine Lektüre in den ersten vier Monaten 2024 – Folge 14 des Lesetagebuchs
Berlin, Juni 2024 (ssl) Ein Bestseller und zwei uralte Bücher sind die Highlights der Lektüre des ersten Drittels dieses Jahres. Am meisten beeindruckt hat mich neben „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke der mehr als 200 Jahre alte Reisebericht von Georg Forster „Reise um die Welt“, der viele der heute diskutierten ethischen Probleme des „Westens“ bereits andiskutiert, und zwar aus einer Perspektive, die von der deutschen Geschichtsschreibung lange Zeit bewusst ignoriert wurde.
Dieses Faksimile einer Einladung an Kant mit handschriftlichen Notizen des Philosophen ist Bestandteil des hier besprochenen Buchs „Der alte Kant“.
Gerhard Rekels Biographie über „Monsieur Orient-Express“ Georges Nagelmackers
Berlin, 15. Oktober (ssl) Es gehört schon Mut dazu, noch ein Buch über den Orient-Express zu veröffentlichen. Die Literatur über das transeuropäische Netz von Luxuszügen und das zugehörige Verkehrsunternehmen „Compagnie Internationale de Wagons-Lits“ (CIWL) füllt bereits einige Regalmeter, weshalb viel Neues über die Welt der reichen und schönen Touristinnen und Touristen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts nicht mehr zu recherchieren ist. Im Gegenteil, es ist bereits einiges hinzugedichtet worden, wenn wir nur an Agatha Christie oder Ian Fleming denken.
Gerhard J. Rekel hat als Sujet seines Buchs „Monsieur Orient-Express“ die noch nicht ganz so „ausliterarisierte“ Biographie Georges Nagelmackers‘ gewählt, der vor 150 Jahren, am 1. Oktober 1872, die „Compagnie Internationale de Wagons-Lits“ gründete. Damit wollte er sein Projekt realisieren, internationale Fernzüge ohne Rücksicht auf Grenzen von Nationalstaaten durch Europa fahren zu lassen.
Timo Küntzles Buch „Landverstand“ kämpft gegen Wissenschaftsfeindlichkeit
Berlin, 09. April (ssl) Die Agentur, die „Landverstand“ von Timo Küntzle promotet, nennt es ein „Streitbuch“, und das ist es auch. Es streitet für eine sachlichere Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken, den Irrwegen und Notwendigkeiten einer modernen Landwirtschaft, deren Aufgabe es ist, bald zehn Milliarden Menschen das tägliche Brot zu sichern. Mit ausführlichem Zahlenmaterial, mit Studien und Quellen kämpft der Autor heldenhaft und zu Recht gegen Verallgemeinerungen und Herabwürdigungen industrieller und wissenschaftlicher Leistungen. Er gleitet dabei aber hin und wieder in Pauschalurteile über die Bio-Befürworter ab, obwohl er selbst Journalist ist, aber auch Agrarwissenschaftler.
Berlin, 09. September (ssl) In meiner journalistischen Laufbahn bin ich mit mehreren Flugzeugunglücken konfrontiert worden. Daher hatte ich zumindest eine vage Vorstellung davon, wie groß ein Loch in einem Hochhaus sein würde, in das ein kleines Privatflugzeug gekracht ist. Denn das glaubten wir am Morgen des 11. September 2001, als die ersten Nachrichten über ein Flugzeug kamen, das ins World Trade Center geflogen war, und wir einen Blick auf den in unserem Berliner Associated-Press-Büro stets laufenden CNN-Monitor warfen. Der US-Nachrichtensender hatte unmittelbar nach der ersten Meldung über den Zwischenfall eine Kamera in Manhattan auf die Zwillingstürme gerichtet, in deren einem nun ein für eine Cessna viel zu großes Loch klaffte.