Deutsche Bahn: Unglück wie in Spanien „für uns heute nicht vorstellbar“

Zwei Zugbeeinflussungssysteme sorgen für Sicherheit

Die Deutsche Bahn AG hat es für unvorstellbar erklärt, dass auf ihrem Netz ein Zug zu schnell in die Kurve fährt und deshalb verunglückt. Der für Infrastruktur und Technik zuständige Vorstand Volker Kefer erklärte am Freitag in Berlin: „Es ist für uns heute nicht vorstellbar“, dass ein solches Unglück passieren könne. Am Mittwochabend war ein Hochgeschwindigkeitszug kurz vor dem Bahnhof von Santiago de Compostela mit stark überhöhter Geschwindigkeit in eine enge Kurve gerast und entgleist. Dabei starben 80 Menschen, die anderen rund 140 Passagiere wurden teils schwer verletzt.

Kefer zufolge sind die Bahnstrecken in Deutschland – von Rangier- und Bahnhofsgleisen abgesehen – entweder mit der „punktförmigen Zugbeeinflussung“ (PZB-90) ausgerüstet, die bei Geschwindigkeiten bis Tempo 160 durch einen Abgleich der zulässigen mit den tatsächlichen Geschwindigkeiten im Gleis dafür sorgt, dass Tempolimits nicht überschritten werden. Bei höheren Geschwindigkeiten ist es die elektronische Zugbeeinflussung LZB (Linienzugbeeinflussung), die ununterbrochen direkt in die Elektronik der Lokomotiven eingreift.

Bei der LZB erhält der Lokführer ein Warnsignal, sobald die zulässige Geschwindigkeit um bis zu fünf Kilometer pro Stunde überschritten wird. Überschreitet der Zug das auf der jeweiligen Strecke geltende Tempolimit um mehr als 5 km/h, so wird er laut Kefer automatisch auf die zulässige Geschwindigkeit zwangsgebremst. Manipulationen durch den Lokführer seien „soweit als möglich ausgeschlossen“, sagte Kefer, einfach abstellen könne er die Überwachung erst recht nicht.

Bei der PZB-90 wird über zwei Gleismagnete ein Strecken-Zeit-Abgleich durchgeführt. Kommt in Zug nach Passieren eines ersten Magneten zu früh am zweiten an – fährt er also zu schnell -, so erhält er ebenfalls eine Zwangsbremsung auf die jeweils zulässige Geschwindigkeit. „Die Anordnung ist so, dass in jedem Fall die verbleibende Strecke ausreichend ist, um auf die geforderte Geschwindigkeit zu kommen“, sagte Kefer. Falle eines der Systeme aus, so „fällt der Betrieb automatisch in den nächst sicheren Zustand zurück“. Es gebe im übrigen kein Bonus-Malus-System für Lokführer, bei dem die Pünktlichkeit eine Rolle spiele.

Der Frontalzusammenstoß eines Nahverkehrszuges mit einem Güterzug bei Hordorf in Sachsen-Anhalt Ende Januar 2011, der sich auf einer Strecke ohne PZB oder LZB ereignete und zehn Tote und 23 Verletzte forderte, kann laut Kefer heute so nicht mehr passieren. Obwohl gesetzlich eine Ausrüstung einer Strecke erst ab zulässigen Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h erforderlich ist, rüstete die Deutsche Bahn nach diesem Unfall alle verbliebenen 3.000 Streckenkilometer in Deutschland mit PZB aus. Laut Kefer ist dieses Nachrüstungsprogramm „inzwischen durch“. Der Unfall in Eschede vom Juni 1998, bei dem ein entgleisender ICE an eine Brücke prallte und 101 Menschen ums Leben kamen, war nicht auf ein Versagen der Sicherungseinrichtungen oder des Lokführers zurückzuführen, sondern auf einen schadhaften Radreifen.

Am Himmel über Irland tut sich was

Wer steigt für Ryanair bei Aer Lingus ein? -Ausstiegsankündigung des Billigfliegers gibt Spekulationen Raum

Mit wem fliegt Aer Lingus? Ein Airbus A330 des früheren irischen Flag Carriers.
Mit wem fliegt Aer Lingus? Ein Airbus A330 des früheren irischen Flag Carriers. Foto: Aer Lingus

Wer will eine nach der Papierform florierende Fluggesellschaft mehrheitlich erwerben? Zu haben wäre mehr als die Hälfte der Anteile an der einstigen irischen Staatslinie Aer Lingus, deren Halbjahreszahlen solides Wachstum ausweisen. Der größte inländische Wettbewerber Ryanair bot am Dienstag seinen Aer-Lingus-Anteil von 29,7 Prozent zum Verkauf. Der irische Staat hat schon vor einiger Zeit bekundet, sich von seinem noch 25 Prozent betragenden Anteil trennen zu wollen. Weiterer Anteilseigner ist unter anderen die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi mit 2,9 Prozent, der auch 29,7 Prozent an Air Berlin gehören.

Ryanair hat in der Vergangenheit dreimal versucht, Aer Lingus vollständig zu übernehmen, war damit aber an den Wettbewerbsbehörden der EU und des Vereinigten Königreichs gescheitert. Letzteres ist auch für Irland zuständig, weil die Grüne Insel kein eigenes Kartellamt hat. Für Anfang September wird eine Entscheidung der britischen Behörde zu der Frage erwartet, ob Ryanair seine bisher gehaltenen Anteile verkaufen muss oder nicht, und dem Unternehmen nahe stehende Kreise mutmaßten nun, das Verkaufsangebot wolle Ryanair einer entsprechenden Anweisung zuvorkommen, auch wenn es die Bedenken der Aufseher am Dienstag erneut zurückwies.

Etihad hat seine Beteiligung an Aer Lingus damit begründet, besser ins Nordatlantikgeschäft zu kommen, das nach wie vor lukrativ ist und mit einer transatlantischen Freihandelszone wohl einen neuen Boom erleben wird. Zurzeit läuft das im wesentlichen über Codesharing von „EY“ (Etihad) mit „EI“ (Aer Lingus). „Mit Blick nach vorn“, heißt es auf der Homepage von Etihad, „diskutieren wir eine weitere Integration unseres Treueprogramms in das von Aer Lingus; es werden andere Möglichkeiten in Bezug auf Werbung und Kosten untersucht, um eine engere Zusammenarbeit in Bereichen wie gemeinsame Beschaffung zu entwickeln.“

So wäre denkbar, dass die Araber versuchen könnten, einen größeren Anteil an Aer Lingus zu erwerben. Mehr als 49 Prozent wären aber aus rechtlichen Gründen ohnehin nicht drin. Außerdem hat Ryanair sein Verkaufsangebot nur an EU-Airlines gerichtet. Bisher ist noch keine bekannt, die sich entsprechend geäußert hat.

Bahn senkt Angaben über mögliche Flutschäden

Infrastrukturvorstand Kefer schätzt 200 bis 500 Millionen Euro – Bund übernimmt wohl wie 2002 einen Großteil der Kosten

Umleitungskarte der Deutschen Bahn für ICEs zwischen Hannover und Berlin
Umleitungskarte der Deutschen Bahn für ICEs zwischen Hannover und Berlin

Berlin, 25. Juli (ssl) Die Deutsche Bahn hat ihre Angaben zu den möglichen Schäden durch die Hochwasserkatastrophe im Juni deutlich zurückgenommen. Sprach Bahnchef Rüdiger Grube während des Hochwassers im Juni noch von einer möglichen Summe im „hohen dreistelligen Millionenbereich“, so erklärten er und sein Infrastrukturvorstand Volker Kefer am Donnerstag bei der Halbjahrespressekonferenz in Berlin, die Schäden könnten sich auf ein Volumen zwischen 200 und 500 Millionen Euro belaufen. Hintergrund ist vermutlich, dass der Bund für den Großteil der Schäden an der Infrastruktur aufkommt. So war es auch bei dem Hochwasser 2002. Damals waren allerdings ganze Strecken total beschädigt worden. Bahn senkt Angaben über mögliche Flutschäden weiterlesen

„Neuer“ Rosinenbomber für Berlin angekündigt

DC-3 aus London soll am 30. Juli in Schönefeld landen – Soll zusammen mit havariertem Exemplar zu neuem Glanz erstrahlen

Eine DC-3 der früheren Finnish Airlines. Foto: MixyyH/Finnish Wikipedia
Eine DC-3 der früheren Finnish Airlines. Foto: MixyyH/Finnish Wikipedia

Berlin bekommt in Kürze seinen Rosinenbomber wieder. Eine zweimotorige Propellermaschine vom Typ Douglas C-47 (DC-3) soll am 30. Juli wieder in Berlin landen und anschließend mit einem 2010 in Berlin havarierten Exemplar zu einem vollwertigen Flieger zusammengeführt werden. Das kündigte der Förderverein „Rosinenbomber“ am Montag in Berlin an. Die DC-3 „Dakota“ gehören zu den populärsten Flugzeugen der Geschichte. Sie haben zusammen mit anderen Flugzeugmustern 1948/49 während der sowjetischen Blockade per Luftbrücke die Versorgung Westberlins mit Lebensmittel sichergestellt. „Neuer“ Rosinenbomber für Berlin angekündigt weiterlesen

Merkel will Ausspäh-Ausnahmen für Westallierte abschaffen

Bundeskanzlerin Angela Merkel will Ausspäh-Sonderrichtlinien für die früheren Westalliierten aus der Besatzungszeit abschaffen. Sie habe Außenminister Guido Westerwelle mit einem entsprechenden Notenwechsel mit dem US-Außenministerium beauftragt, sagte die Regierungschefin am Freitag vor der Bundespressekonferenz. Ziel des Notenwechsels solle die Aufhebung einer Verwaltungsvereinbarung zum G10-Gesetz von 1968 sein. Entsprechende Regelungen mit Frankreich und Großbritannien sollten ebenfalls für ungültig erklärt werden. Merkel will Ausspäh-Ausnahmen für Westallierte abschaffen weiterlesen

Wenig Umweltbewusstsein bei Dienstwagenflotten

CO2-Ausstoß nimmt nur „im Schneckentempo“ ab – Die meisten Befragten gaben der Umwelthilfe keine Antwort

Umweltfreundliche (vorn) und weniger umweltfreundliche Dienstwagen.
Umweltfreundliche (vorn) und weniger umweltfreundliche Dienstwagen.

Das Umweltbewusstsein beim Thema Dienstwagen ist bei vielen börsennotierten und mittelständischen Unternehmen offenbar nur gering ausgeprägt. Eine große Mehrheit von 166 befragten Unternehmen gab der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf die Frage : “Wie halten Sie es mit Ihren Dienstwagen?“ keine Antwort, wie die Organisation am Donnerstag bei der Vorstellung ihres jährlichen Dienstwagen-Checks bedauerte. Wenig Umweltbewusstsein bei Dienstwagenflotten weiterlesen

Zahl der Verkehrstoten sinkt mit 3600 auf historisches Tief

Destatis-Präsident Egeler: Langfristiger Trend setzt sich fort – „Augenmerk auf Ältere richten“ 

Seit 1970 ist die Zahl der Verkehrstoten fast kontinuierlich gesunken. Grafik: Destatis
Seit 1970 ist die Zahl der Verkehrstoten fast kontinuierlich gesunken. Grafik: Destatis

Berlin, 10. Juli (ssl) Die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr ist 2012 auf den historischen Tiefstand von 3.600 gesunken. So wenig Menschen sind seit 1950 nicht bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Auch für die ersten vier Monate 2013 zeichnet sich ein neuerlicher Rückgang der Getötetenzahlen ab. Damit setzt sich der langfristige Trend fort, wie der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2012 berichtete. Nach anhaltend sinkender Tendenz war 2011 die Zahl überraschend gestiegen. Zahl der Verkehrstoten sinkt mit 3600 auf historisches Tief weiterlesen

Schnellstrecke Hannover-Berlin „bis auf weiteres“ gesperrt

Bahn schließt Dauer bis ins nächste Jahr hinein nicht aus – Neuer Fahrplan ab 29. Juli (jetzt mit Bild)

Treibgut auf der Schiene: Baumstämme und Strohballen blockieren die Schienen, nachdem das Hochwasser östlich Stendals von der ICE-Strecke Berlin-Hannover abgeflossen ist. Foto: DB AG
Treibgut auf der Schiene: Baumstämme und Strohballen blockieren die Schienen, nachdem das Hochwasser östlich Stendals von der ICE-Strecke Berlin-Hannover abgeflossen ist. Foto: DB AG

Berlin, 9. Juli (ssl) Durch längere Fahrzeiten werden zigtausende Bahnfahrer  noch lange an das Elbe-Hochwasser im Juni erinnert werden: Die teilweise überflutete Schnellstrecke Hannover-Berlin bleibt noch für Monate gesperrt. Der Infrastruktur-Vorstand der Deutschen Bahn AG, Volker Kefer, wollte am Dienstag sogar eine Sperrung bis ins nächste Jahr hinein „nicht ausschließen, aber auch nicht avisieren“. Es werde allein sechs bis acht Wochen dauern, bis gesicherte Aussagen über die notwendigen Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten getroffen werden könnten. Schnellstrecke Hannover-Berlin „bis auf weiteres“ gesperrt weiterlesen

Studie zeigt hohes Wachstumspotenzial für Schienentriebzüge in Europa

„Markt für Triebwagen trotzt allen Krisen“ – Deutschland und Großbritannien sollen wieder zulegen

Hamburg/Berlin, 4. Juli (ssl) In Westeuropa wächst der Markt für neue Triebwagenzüge wohl stärker als bisher vorausgesagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Hamburger  Beratungsunternehmens SCI Verkehr GmbH. Danach wächst der Markt weltweit bis 2017 jährlich um vier Prozent. Die deutsche Bahnindustrie geht in ihren jüngsten Veröffentlichungen von einem globalen Wachstum von 2,3 Prozent pro Jahr aus, allerdings für den gesamten Fahrzeugmarkt. Sie hatte vor einigen Wochen von „Wolken am wirtschaftlichen Himmel der Bahnindustrie“ gesprochen. Studie zeigt hohes Wachstumspotenzial für Schienentriebzüge in Europa weiterlesen

Bund und Länder sollen neues Luftverkehrskonzept erstellen

Berlin, 3. Juli (ssl) Angesichts anhaltender wirtschaftlicher Probleme der zivilen Luftfahrt in Deutschland und Europa hat die Luftverkehrswirtschaft in Deutschland ein Bund-Länder-Konzept für die Branche verlangt. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer machte sich diese Forderung bei einem Spitzentreffen von Fluggesellschaften, Flughäfen und Flugsicherung am Mittwoch in Berlin zu eigen. Bund und Länder sollen neues Luftverkehrskonzept erstellen weiterlesen

Wissmann: Harte Konkurrenz für deutsche Autos nur aus Asien

Den deutschen Autoherstellern droht nach Ansicht von VDA-Präsident Matthias Wissmann echte Konkurrenz zurzeit nur aus Korea und Japan. Auf eine Frage nach der Bedeutung der west- und südeuropäischen Hersteller antwortete Wissmann am Dienstag in Berlin: „Die härtesten Wettbewerber kommen aus Asien.“ Italien beispielsweise habe im vergangenen Jahr lediglich 400.000 bis 500.000 Fahrzeuge produziert, die deutschen Hersteller im Inland jedoch 5,4 Millionen. Wissmann: Harte Konkurrenz für deutsche Autos nur aus Asien weiterlesen

IATA: Airlines müssen profitabler werden

Soll Fliegen teurer werden? McKinsey-Studie nennt Luftverkehr unattraktiv für Investoren

Profite der Airlines - ein Schatten ihrer selbst.
Profite der Airlines – ein Schatten ihrer selbst.

Genf/Berlin, 01. Juli (ssl) Mit Gewinnmargen knapp über vier Prozent sind Fluggesellschaften für Investoren eher unattraktiv. Die Airlines sollten deshalb nach effektiveren Modellen des Wettbewerbs und der Partnerschaften suchen, empfahl ihr Dachverband IATA am Montag in Genf bei der Veröffentlichung einer Studie der McKinsey-Wirtschaftsberater. Just an dem Tag, an dem Lufthansa ihren Direktverkehr auf Billigflug im weitesten Sinn umstellt, könnte zwischen den Zeilen der Studie zu lesen sein, dass Partnerschaft auch darin besteht, die Profiteure der bisherigen Rationalisierungs-Anstrengungen für die Gewinnmaximierung heranzuziehen, zum Beispiel die Fluggäste über die Ticketpreise. IATA: Airlines müssen profitabler werden weiterlesen