„Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme“ genehmigt
Hannover, 2. März (ssl) Das niedersächsische Umweltministerium hat den Wolf von Wildeshausen zum Abschuss freigegeben. Das Tier hat in den letzten Tagen in dem Ort bei Vechta für Aufregung gesorgt, indem es offensichtlich einige Schafe riss und durch Wohngebiete streifte. Das hatte nicht nur eine Landtagsdebatte zur Folge, sondern befeuerte auch über die Frage des Umgangs mit Wölfen eine bundesweite Debatte, die noch andauert.
Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel gehört den Grünen an. Er musste sich im Landtag wegen des zunächst zurückhaltenden Eingehens seines Ministeriums auf die Ängste und Befürchtungen der Wildeshausener Bevölkerung heftiger Kritik erwehren. Er konnte aber darauf hinweisen, dass schon in der vorhergehenden Legislaturperiode, als das Ministerium mit einem FDP-Politiker besetzt war, die Wiederansiedlung des Wolfs eher begrüßt als verurteilt wurde.
„Nachdem in den letzten Tagen aus Wildeshausen und Umgebung Meldungen über ein auffälliges Wolfsverhalten eingegangen sind, erteilt das Niedersächsische Umweltministerium aufgrund zu befürchtender Gefahren, die Genehmigung, das Tier gegebenenfalls mit Gummigeschossen zu vergrämen, zu betäuben oder es in letzter Konsequenz zu töten“, meldete das Ministerium am Montagabend unter der Überschrift „Umweltministerium genehmigt Maßnahmen zur Vergrämung oder Entnahme“.
Dem Ministerium liege ein Foto vor, nach dem „davon auszugehen“ sei, „dass es sich um einen jungen Wolf handelt. Das Tier zeigt kaum Scheu vor Menschen.“ Verhalte sich ein Wolf auffällig, so seien „grundsätzlich folgende Maßnahmen des Umgangs möglich, die auch mit dem Bundesnaturschutzgesetz in Einklang stehen: Vergrämung, Entnahme durch Betäubung oder finale Entnahme“.
Es folgt ein Satz, der ein Musterbeispiel an bürokratischer Formulierungskunst darstellt: „Die Durchführung der Maßnahmen erfolgt in Abstimmung mit den zuständigen Behörden und obliegt eigens dafür bestellten Personen; das können Wolfsberater, Veterinäre oder auch Jäger sein.“
Zurzeit leben nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) 25 Wolfsrudel und einige Einzeltiere vor allem in den östlichen Bundesländern, aber auch in Niedersachsen. Über den Umgang mit den Tieren wird derzeit eine heftige Auseinandersetzung geführt. DBV-Präsident Joachim Rukwied forderte daher in der „Welt am Sonntag“ einen „Wolfsmanagement“-Plan auf Bundesebene. Der Bauernverband sieht vor allem Nutztiere durch die zunehmende Präsenz des Raubtiers bedroht. Einen entsprechenden Nachholbedarf hat auch der NABU ausgemacht, der allerdings die Strategie „Willkommen Wolf“ verfolgt.