Bahn mahnt Finanzierung weiterer Großprojekte an

Zuwachs an Trassenkilometern und erwartete Engpässe iom deutschen Schienennetz 2030. © Deutsche Bahn AG
Zuwachs an Trassenkilometern und erwartete Engpässe iom deutschen Schienennetz 2030. © Deutsche Bahn AG

 

Infrastrukturvorstand Kefer: Für Y-Trasse und Rhein-Ruhr-Express muss der Bund Geld mitbringen

Die Deutsche Bahn AG hat die Finanzierungsmöglichkeiten noch nicht begonnener großer Infrastrukturprojekte der nächsten Jahre infrage gestellt. Das für die Infrastruktur zuständige DB-AG-Vorstandsmitglied Volker Kefer sagte am Mittwoch in Berlin bei einer Präsentation des Netzausbauplans 2030, über die durchfinanzierten und begonnenen Großprojekte hinaus sehe er “für die nächsten zehn bis 15 Jahre kaum zusätzliche Mittel”. Er nannte dabei besonders den Rhein-Ruhr-Express (RRX) und die Y-Trasse, die von Bremen und Hamburg nach Hannover führen und die Schienenkapazität im Verkehr mit den großen Häfen verbessern soll. Sollte die Bahn dennoch mit dem Bau beauftragt werden, “muss der Bund zusätzliches Geld mitbringen”, sagte Kefer. Er machte zugleich deutlich, dass er neben anderen diese beiden Projekte für unabdingbar halte, um die in gut 15 Jahren drohenden Verkehrsengpässe zu vermeiden.

In dem Szenario ist das Oberrheintal nördlich Basel bereits viergleisig ausgebaut – ein genehmigtes, gleichwohl umstrittenes Projekt. “Wir müssen Karlsruhe-Basel auf Dauer viergleisig ausbauen”, sagte der DB-AG-Vorstand, sicherte aber zugleich konstruktiven Dialog mit den Anwohnern zur umweltfreundlichen Gestaltung des Ausbaus zu. Auf der Liste der unsicheren Projekte stünden darüber hinaus “ein Dutzend Knoten”, Nadelöhre hauptsächlich vor der Einfahrt in Ballungsräume, die wie ein Flaschenhals wirkten und die Fahrzeit- und Kapazitätsgewinne der Nau- und Ausbaustrecken teils wieder zunichte machten.

Den Zukunftsszenarien der Deutschen Bahn zufolge nimmt der Schienenverkehr bis 2030 um 14 Prozent zu, gemessen am Aufkommen in Trassenkilometern von 2010. Dem Personenfern- und Nahverkehr kommen an dem ohnehin “nicht berauschenden” Zuwachs (Kefer) nur sehr geringe Anteile zu. Als Ursache nannte er die demografische Entwicklung und den Umstand, dass die Auslastung pro Trassenkilometer – also gefahrenem Zugkilometer – steigt, weil die Züge mit höherer Sitzplatzkapazität gefahren werden. Ein Anzeichen dafür sei die jüngste Ausweitung des ICx-Auftrags an die Bahnindustrie, mit der sichergestellt werden soll, dass die nächste Generation schneller Züge mit zwölf statt zehn Waggons fahren kann. Im Güterverkehr sei der Zuwachs größer, sagte Kefer. Aber auch hier werde die Auslastung weiter steigen, sodass die Gütermenge insgesamt deutlicher wachse.