VDA verkündet Zukunftsoffensive – Wissmann will klare Strategie „ohne Schlupflöcher und Grauzonen“
Berlin, 2. Dezember (ssl) Die deutsche Autoindustrie will mit einer „Offensivstrategie“ ihre dominierende Position am Weltmarkt verteidigen und ihr ramponiertes Image aufbessern. Zugleich will sie „im Licht des Manipulationsskandals“, wie es VDA-Präsident Matthias Wissmann ausdrückte, ihre Bereitschaft zum Anpacken von Zukunftsthemen demonstrieren. Dabei geht es im wesentlichen um mehr Elektromobilität und andere umweltfreundliche Strategien. Gezwungen wird die Industrie dazu unter anderem durch den strikten Nachhaltigkeitskurs der chinesischen Regierung auf einem der großen Wachstumsmärkte für deutsche Premium-Autos.
Das Zehn-Punkte-Programm der Autoindustrie, das Wissmann am Freitag in Berlin verkündete, sieht unter anderem eine Verdreifachung des Modellangebots an reinen Elektrofahrzeugen und Hybrid-Autos bis 2020 vor. Dazu kommen die „Lösung der Stickoxidfrage“ bei neuen Dieselautos, des „Feinstaubproblems“ bei Benzin-Pkw und Verbrauchssenkungen um zehn bis 15 Prozent in den nächsten Jahren.
Bis 2020 sollen rund 100 E-Auto-Modelle deutscher Hersteller auf dem Markt sein, versprach Wissmann. Jetzt sind es rund 30. „Schon 2019 wird der Elektroantrieb (Plug-in-Hybrid, Batteriebetrieb) in praktisch allen Baureihen vertreten sein.“ Allerdings sah er auch für die Verbrennungsmotoren weltweit noch eine Zukunft von „mehreren Dekaden“. Die Industrie setze dabei auf „e-fuel“, Kraftstoff, der aus nachhaltigen Ressourcen, die CO2 binden, gewonnen werden könne und daher eine neutrale Umweltbilanz habe.
Zu der Offensive gehört auch das vor einigen Tagen angekündigte Projekt eines Netzes von Schnellladestationen an den Autobahnen, für das sich BMW, Daimler und der Volkswagenkonzern zusammengeschlossen hätten. „Wir wollen das Projekt E-Mobilität nicht an mangelnder Lade-Infrastrukttur scheitern lassen“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie.
2016 bezeichnete Wissmann als „gutes Automobiljahr“, in dem der westeuropäische Markt nach Stückzahlen um fünf Prozent wachsen werde. Weltweit sollen es vier Prozent sein, in Deutschland nach vier Jahren der Stagnation ebenfalls fünf Prozent. Seit langer Zeit hat hierzulande auch die Quote der neu als Privatwagen zugelassenen Fahrzeuge zugenommen. Sie stieg von 34,5 auf 35,2 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Carsharing, Händlerzulassung, Mietwagen und Firmenfahrzeuge. Der VDA veröffentlichte zusätzlich die Prognose für 2017, die allerdings von vielen Unwägbarkeiten geprägt ist, etwa dem Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen und der noch weitgehend unbekannten Industriepolitik des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump. „Die Wachstumskurve wird flacher verlaufen“, lautete seine Zusammenfassung.
Der frühere Verkehrsminister Wissmann, der sich lange relativ bedeckt hinsichtlich des VW-Dieselskandals gehalten hatte, fand in seiner Bilanz diesmal deutlichere Worte: „Die illegalen Manipulationen in einem unserer Mitgliedsunternehmen haben Vertrauen gekostet, das Image der Branche hat erhebliche Kratzer bekommen. Das haben sich auch manche selbst zuzuschreiben.“ Von der Autoindustrie werde zu Recht erwartet, „dass sie technologische Herausforderungen meistert – und zwar ohne Schlupflöcher und Grauzonen“.
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