Umtaufe aus aktuellem Anlass im Wildpark am Waldhaus Mehlmeisel (aktualisiert nach TV-Sendung)
Mehlmeisel, 22. April (ssl) Die Ära Putin ist im Fichtelgebirge seit Dienstag zu Ende. Unter starker Anteilnahme der Öffentlichkeit taufte Kabarettist und Musiker Hannes Ringlstetter einen kapitalen Keiler im Wildpark am Waldhaus Mehlmeisel um, der zuvor wegen seines russischen Stammbaums den Namen des Machthabers in Moskau getragen hatte. Nun heißt er „Eberhofer“ nach einem Krimihelden aus Niederbayern. Die Umtaufe verlief zwar sehr unterhaltsam, aber nicht ganz nach Plan, da der Täufling sich trotz reichlichen Nahrungsangebots dem Zeremoniell versagte.
„Wir sind hier in einem Wohlfühlpark“, sagte Betreiber Eckard Mickisch, „und wir wollen nicht, dass die Atmosphäre durch den Namen“ – er ersetzte „Putin“ durch ein „Piep“ – „geschändet wird.“ Das hatte er schon kurz nach der Invasion der Ukraine erklärt, verbunden mit der Aufforderung, neue Namen einzuschicken. Ringlstetter griff den Wettbewerb in seiner donnerstäglichen Late Night Show auf. Es gab verschiedene Vorschläge, darunter auch „Selenskyi“ und „Schröder“, aber man entschied sich für einen Namen ohne politische Untertöne, eben „Eberhofer“, und dazu, den Umtaufakt angemessen zu zelebrieren. Als Taufgerät sollten goldene Gießkannen dienen, als Taufflüssigkeit mit Maggi verdünntes Wasser. Maggi? „Ja, das Aroma mögen die Wildschweine“, erläuterte Parkmitarbeiterin Christa. „Wenn wir hier Neuankömmlinge haben, kriegen die auch erst einmal eine Abreibung damit, und mit dem Geruch und Geschmack werden sie in die Gemeinschaft aufgenommen.“
Unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit und der einheimischen Bevölkerung – „Aborigines“ nannte sie Ringlstetter, nachdem er die Entfernung bei der Anreise aus dem bayerischen Süden deutlich unterschätzt hatte und schon befürchtete, in Dresden zu landen – begann die Zeremonie mit dem Ausbringen von Futter für die insgesamt 20 erwachsenen Wildschweine und 14 Frischlinge im Gehege. Mehlmeisels Bürgermeister Franz Tauber musste sich vertreten lassen, er hat Corona. Schauspieler Sebastian Bezzel, der den Polizisten Franz Eberhofer in der Serie gibt, schickte eine Grußbotschaft.
Von der Publikumsbrücke im Park beobachteten Ringlstetter, Mickisch und die Kameras das Geschehen. Zwar standen zwei niedliche Frischlinge und ein Eber im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, bei ihm handelte es sich aber nicht um Ex-Putin bzw. Eberhofer, sondern um seinen Sohn (?) Ludwig, der sich äußerst zahm gab. Eberhofer dagegen verhielt sich in etwa 100 Meter Entfernung abwartend inmitten einer kleinen Rotte aus Harem und Nachwuchs.
„Er hört wohl noch nicht auf den neuen Namen“, meinte Ringlstetter. Aber den alten zu nennen war nun tabu. Eine in Mehlmeisel eigens hergestellte Marzipantorte mit dem neuen Namen oben drauf wurde am Seil heruntergelassen, Tierpfleger schnitten sie an, sie fiel vom Baumstumpf, wurde den Schweinen dennoch auf Baumscheibentellern serviert. Ludwig, seine Gattin und die beiden Kleinen labten sich daran. Wer kam nicht? Der Täufling.
Respekt vom Kabarettisten
Also beschlossen Kabarettist und Tierparkmanager todesmutig, sich hinunter zu wagen. Dort kam zwischen Tortenresten und Mais und alten Brötchen die Frage auf, ob der Eber denn auch seiner Fortpflanzungspflicht nachkomme. Mickisch machte eine ausladende Handbewegung, aus der man schließen konnte, dass der, dessen Namen man nicht nennen durfte, quasi alle anderen im Gehege entweder geschwängert oder gezeugt oder beides haben könnte, was Ringlstetter denn doch Bewunderung abnötigte.
Die Wartezeit überbrückte Mickisch mit der Übergabe des Taufscheins, also der Ehrenpatenschaft für Eberhofer – damit gilt die Taufe wohl formell als vollzogen – und eines Kuschel-Ebers an Ringlstetter, bevor beide, gefolgt von einigen Medienvertretern und Ludwig, sich wieder ins Gehege aufmachten, um, bewaffnet mit zwei goldenen mit Maggi-Lösung gefüllten Gießkannen, treibjagdartig auf Eberhofer zuzugehen. Auch das war zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Und als nach einer Stunde die meisten Aborigines gegangen waren, stapfte der Täufer nach wie vor suchend durchs Gehege, die goldene Gießkanne in der Hand. Insgesamt dauerte es zwei Stunden, die bereitgestellte Verpflegung auf der Besucherbrücke ging schon zur Neige, bis sich Eberhofer bereit erklärte, einmal unter den Gästen vorbei zu laufen. Mit schnellem Schwung schaffte es Ringlstetter dabei, dem Keiler noch ein wenig Maggi-Lösung aufs Hinterteil zu platzieren. In der Sendung am 21. April telefonierte er noch mit Bezzel, um ihm als Verkörperung Ebenhofers die freudige Nachricht zu überbringen, und erwischte ihn auf einem Kamel, wo er eigenen Angaben zufolge für ein Remake von „Lawrence of Arabia“ trainierte. Ringlstetters Frage, ob er sich über das Ergebnis der Zeremonie freue, beantwortete Bezzel mit einem „Geht so!“