Der Abgeordnete, der nicht genannt werden wollte

Skurriles Demokratieverständnis eines Republikaners im US-Staat Maryland

Berlin, 6. Januar (ssl) „Ich verbiete Ihnen, meinen Namen ohne Genehmigung in Ihrer Zeitung zu benutzen.“ Mit dieser Drohung will Kirby Delauter, ein Mitglied des Bezirksrats von Frederick County im US-Bundesstaat Maryland die Journalisten des Lokalblattes Frederick News Post einschüchtern. Sollte sein Name noch einmal unautorisiert erwähnt werden, droht der gewählte Abgeordnete der Republikaner, so werde er seinen Anwalt einschalten. Daraus entwickelt sich ein auch hierzulande lesenswertes Lehrstück über Pressefreiheit mit humoresken Zügen.

Das Blatt hat darüber sachlich, aber unter mehrfacher Nennung von Delauters Namen berichtet und dem offensichtlich untauglichen Versuch, die Berichterstattung einzuschränken, die gesetzliche Realität gegenübergestellt, dass nämlich die einfache Nennung des Namens einer Person in den Vereinigten Staaten keiner Genehmigung dieser Person bedarf. Das gilt insbesondere, wenn es sich bei ihr um einen gewählten Abgeordneten handelt, der seinen Bürgern und der Verfassung verantwortlich ist. Diese Ansicht stützte auch die Bezirkspräsidentin (County Executive) Jan Garner. „Die Pressefreiheit ist Teil des demokratischen Prozesses, sagte Garner, damit soll sicher gestellt werden, dass die Öffentlichkeit weiß, was ihre gewählten Offiziellen tun.“

Delauter hatte das Verdikt auf Facebook gepostet. Sein Name war zusammen mit dem eines Parteifreundes in einem Bericht über Parkplätze genannt worden.

Zu dem Bericht über die Forderung Delauters, seinen Namen nicht unautorisiert zu nennen, stellte das Blatt einen Leitartikel mit der Überschrift „Kirby Delauter, Kirby Delauter, Kirby Delauter“, in dem fast in jeder Zeile der Name des fraglichen Abgeordneten vorkommt. „Wenn es kein Scherz ist: Wie sollen wir künftig über Kirby Delauter berichten, wenn wir seinen Namen (Kirby Delauter) nicht schreiben können? … Angenommen, wir hätten seinem Verlangen in einem Anfall temporärer Verwirrung entsprochen oder weil uns jemand etwas ins Wasser getan hat, wie hätten wir unseren journalistischen Job erfüllen sollen…?“ Es folgen Vorschläge: „Leertasten? Vielleicht hätten wir ‚K—- D——-‚ tippen können. Oder vielleicht ‚Ratsmitglied [Unzulässig]‘.“ Dann sei die Idee aufgekommen: „das Ratsmitglied, das früher unter dem Namen Kirby Delauter bekannt war“ – eine Formulierung, mit dem der Rock- und Popstar Prince von 1993 bis 2000 bezeichnet wurde, weil er seinen Namen durch ein Symbol ersetzt hatte. Dann wurde die Abkürzung „KD mit einem Sternchen und einer dazugehörigen Fußnote: *“ vorgeschlagen oder die Bezeichnung mit dem Akronym seiner Wahlkampagne „GLAT“. Sie steht übrigens für „Regiere wie ein Steuerzahler“ (Govern Like A Taxpayer). „Wir hätten es sogar mit einem gut gesetzten Bindestrich ein bisschen hip-hop klingen lassen können: G-Lat.“ Schließlich wurde noch die „harrypottereske“ Formulierung erwogen: „Der nicht genannt werden darf.“ Inzwischen muss sich Delauter auf seiner eigenen Website mit hämischen Kommentaren auseinandersetzen. Auch bei Twitter machen sich viele einen Spaß, den Abgeordneten durch den Kakao zu ziehen. Den Rahmen einer Provinzposse hat die Geschichte spätestens gesprengt, nachdem sich die Washington Post „schamlos“ des Namens bediente. Dem schließt sich Schiene Straße Luft gerne an. Unser Dank geht an Matt Moore, der es bei Facebook postete.