Deutsche Bahn bestellt lokbespannte Züge in Spanien (Aktualisiert: Mehr Details)

Sollen nach Amsterdam und Westerland fahren – Personenverkehrs-Vorstand Huber: Müssen nicht zur Verbesserung gezwungen werden.

Der ICE-T “Oberursel” am Bahnsteig in Leipzig.

Berlin, 05. Februar (ssl) Die Deutsche Bahn hat bei dem spanischen Hersteller Talgo 23 neue, für den Eurocity-Verkehr vorgesehene Züge im Wert von 550 Millionen Euro bestellt. Sie teilte am Dienstagabend in Berlin mit, die ersten Züge sollten ab 2023 in Betrieb genommen werden.

Die Züge sollen nach einer Meldung von railcolornews.com vom Typ Talgo 230 sein, also 230 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichen können. Unter Berufung auf “DB sources” berichtet das Portal weiter, die Züge sollten die Verbindungen Berlin-Amsterdam, Köln-Westerland und Hamburg-Oberstdorf bedienen. Erstgenannte Strecke gewinnt immer mehr an Popularität, unter anderem weil sie umsteigefrei in die neue Boomregion um Münster und Osnabrück führt. Wenn die neuen Lokomotiven zwei Stromsysteme beherrschen, könne sogar der Lokwechsel in Bad Bentheim entfallen, was einen Reisezeitgewinn von 15 Minuten bei insgesamt heute sechseinhalb Stunden Fahrt bedeute. Die Gleise nach Westerland und Oberstdorf sind bis heute allerdings nicht vollständig elektrifiziert, sodass mit den Talgo-Zügen ein Lokwechsel eingeplant werden müsste.

Die Bestellung folgt einer Ausschreibung, die der Aufsichtsrat im Mai beschlossen hatte. Insgesamt umfasst der Rahmenvertrag bis zu 100 Züge, die jeweils aus Lokomotiven und Reisezugwagen bestehen, wie die Bahn schrieb. 2019 kommen dagegen 15 neue ICE-4-Triebzüge zum Bestand der DB AG dazu. Personenverkehrsvorstand Berthold Huber war am Dienstag Vermutungen entgegengetreten, der Staatskonzern habe in den letzten Tagen neue ICE-Züge bestellt und hätte damit quasi spontan auf die anhaltende Kritik an der Performance im Fernverkehr reagiert. Das Unternehmen müsse nicht zur Verbesserung der Situation gezwungen werden, merkte er an und verwies darauf, dass die jetzt auszuliefernden Hochgeschwindigkeitszüge Bestandteil bereits vor Jahren aufgegebener Bestellungen sind.

„Die Ausweitung unseres Fernverkehrsangebots haben wir bereits 2015 beschlossen und verkündet“, erklärte Huber. Sukzessive seien danach Züge bestellt worden, zuletzt im August 2018. Insgesamt sollen es einmal 137 ICE-4-Züge sein. Von ihnen laufen bisher 25, weitere 15 sollen in diesem Jahr dazukommen. Ohne explizit die Kritik der Grünen zu erwähnen, zahlreiche Großstädte seien vom hochwertigen Fernverkehr abgehängt, verwies Huber auf die Planungen der Deutschen Bahn, unter dem Motto „Mehr Bahn für Metropolen und Regionen“ bis 2030 ein neues ICE-Netz mit bis zu zwei ICE-Verbindungen pro Stunde zwischen Metropolen bereitzustellen. „Das neue IC-Netz wird nahe­zu alle deutschen Großstädte im Zwei-Stunden-Takt an den Fernverkehr anbinden. Dazu gehören unter anderem 190 neue Direkt­ver­bindungen aus der Fläche in die 50 größten Städte.“

Indirekt trat Huber auch Vermutungen entgegen, all das geschehe unter dem zunehmenden Druck von Politik und Öffentlichkeit. „Dazu müssen wir übrigens nicht gezwungen werden. Das machen wir aus eigenem Interesse und vor allem in der festen Überzeugung, dass wir damit wichtige Beiträge zur Verkehrs- und damit auch Klimawende in Deutschland leisten.“

Im übrigen sei die Umsetzung des Programms bereits in vollem Gang. Huber erinnerte an die Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-München Ende 2017, mit der die Zahl der Reisenden auf dieser Relation „sogar verdoppelt“ worden sei. „Inzwischen verkehren zwischen Berlin und München fünf Sprinterzüge pro Tag und Richtung statt bislang drei.“ Auch hier srogten bereits die neuen ICE-4-Züge für ein erweitertes Sitzplatzangebot eingesetzt.

Bahn-Vorstand Berthold Huber probiert eines der neuen Familienabteile im Obergeschoss des IC 2-Wagens aus.

Zu den erwähnten neuen ICE-4-Züge kämen noch 10 IC-2-Züge, die unter anderem auf der Strecke Nürnberg-Stuttgart-Karlsruhe für mehr Komfort und besseren Internetzugang sorgten. „Zusammen mit den jetzt bestellten 23 neuen Eurocity-Zügen“ – also komplette klassische Lok-Wagen-Garnituren – „werden wir bis 2024 insgesamt 200 neue Züge für mehr als 6 Milliarden Euro im Fernverkehr einsetzen“. Darüber hinaus würden „in den nächsten Jahren“ 58 ICE 1 und 65 ICE 3 generalüberholt sowie zahlreiche IC-1-Züge „aufgefrischt, damit sie die Flottenkapazität nochmals für einige Jahre stärken“. Ursprünglich sollten die ICE-1-Züge, die teils seit 1989 im Einsatz sind, vom ICE 4 abgelöst werden.