Gemütlich mit dem Kurswagen auf die Insel

Bahn bietet umsteigefreie Verbindungen zur Fähre nach Föhr und Amrum an

Berlin, 16. April (ssl) Der Hafen von Dagebüll am schleswig-holsteinischen Wattenmeer  besteht praktisch nur aus dem Anleger der Fähren zu den Inseln Föhr und Amrum. Er ist mit dem Zug direkt erreichbar, selbst aus entfernten Regionen wie Berlin, Köln oder Stuttgart. Denn seit dem 12. April und bis zum 26. Oktober bietet die Deutsche Bahn wieder Kurswagen aus dem Binnenland nach Dagebüll Mole an.

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Bahn und (Watten-) Meer. Auf der Mole von Dagebüll.

Kurswagen wie in den angeblich so guten alten Bahnzeiten sind ja eigentlich ein Graus für den Bahnbetreiber: Um den Fahrgästen umsteigefreie Verbindungen zu ermöglichen, werden sie von den großen Zügen abgehängt und personalaufwendig an Nebenbahnzüge rangiert, mit denen sie dann ihr verhältnismäßig abgelegenes Ziel erreichen. Das erfordert Aufenthalte von einer Viertelstunde, über die sich dann wieder die Fahrgäste im „Hauptzug“ aufregen. Deshalb wurden die Kurswagen, die sich besonders für Bahnurlauber mit viel Gepäck empfehlen, weitgehend abgeschafft. Wer viel Gepäck hat, fährt eh meist mit dem Auto, lautet die Argumentation. Je älter die Urlauber werden, um so weniger gilt dieses Argument allerdings.

In Dagebüll sind Kurswagen jedoch seit Beginn der Osterferien die Regel. Die Fahrgäste können sogar Fahrräder mitnehmen, und wer schon mal mehrfach mit seinem Fahrrad umgestiegen ist, der weiß Kurswagen zu schätzen. Eisenbahnfreaks können sich darüber hinaus an den seltenen Zugzusammenstellungen ergötzen, die aus Rollmaterial der Deutschen Bahn AG und der neg (Norddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der staatlichen Luxemburgischen Eisenbahn CFL) besteht. An die Kurswagen aus Berlin wird für die kurze Strecke von Niebüll, wo die Kurswagen aus dem Intercity Dresden-Westerland herausrangiert werden, sogar noch ein „Heizwagen“ gehängt, der die Klimaanlage versorgt. Es ist ein Jahrzehnte alter dreiachsiger Umbauwagen, aber er ist ähnlich den Fernverkehrswaggons der DB AG in weiß mit roter „Bauchbinde“ gestrichen.

Beschauliches Amrum. Der Leuchtturm im Hintergrund ist 63 Meter hoch. Montags bis Freitags, oft auch samstags, ist er vormittags für Besucher geöffnet. Amrum bietet sogar Hochzeiten auf dem Leuchtturm an.
Beschauliches Amrum. Der Leuchtturm im Hintergrund ist 63 Meter hoch. Montags bis freitags, oft auch samstags, ist er vormittags für Besucher geöffnet. Amrum bietet sogar Hochzeiten auf dem Leuchtturm an.

Die Tickets für die Kurswagen beinhalten auch die Fahrt mit der Fähre – nach Amrum dauert es immerhin anderthalb Stunden, nach Föhr etwa 45 Minuten, je nach Wind – und freie Fahrt im Linienbus auf Amrum bis zur Bushaltestelle nahe Hotel, Ferienwohnung oder Pension.

„Schlafen können Sie auf Amrum“, lautet eine Werbung für die Nachbarinsel Sylt. Die Tourimusmanager haben das ins Positive gewendet und machen Reklame damit, dass die Reisenden sich für die 30 Quadratkilometer kleine Insel mit 2.350 Einwohnern in drei Gemeinden, aber 10.000 Gästebetten und 1,4 Millionen Übernachtungen pro Jahr eher wegen der Naturerlebnisse als wegen Halli-Galli entscheiden. Der Durchschnittsurlauber ist 52,6 Jahre alt und kommt in erster Linie aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Berlin steht an achter, die Schweiz an 10. Stelle der Rangliste der Herkunftsländer.

Rarität für Eisenbahnfreaks: So sieht die letzte Etappe der Kurswagenfahrt aus: "Jenbacher Triebwagen" der neg-Privatbahn, zwei 2.-Klasse-IC-Wagen, ein Jahrzehnte alter dreiachsiger Umbauwagen, der als Heizwagen für die Klimaanlage der IC-Wagen dient. Hier fährt er auf die Mole von Dagebüll.
Rarität für Eisenbahnfreaks: So sieht die letzte Etappe der Kurswagenfahrt aus: „Jenbacher Triebwagen“ der neg-Privatbahn, zwei 2.-Klasse-IC-Wagen, ein Jahrzehnte alter dreiachsiger Umbauwagen, der als Heizwagen für die Klimaanlage der IC-Wagen dient. Hier fährt er auf die Mole von Dagebüll.

Im Gegensatz zum umtriebigen Sylt gewinnt Amrum übrigens an Fläche, wenn auch vorerst nur in Form von „Kniepsand“ (siehe Bild unten vor dem eigentlichen Strand), sehr feinem Sand vor allem an der Südspitze der Insel. Das Naturerlebnis wurde in jüngster Zeit durch die Orkane Xaver und Christian getrübt, die 40 Prozent des Waldes auf Amrum vernichteten. An Sehenswürdigkeiten bietet Amrum unter anderem die „Erzählenden Grabsteine“ bei der Kirche des Ortes Nebel, auf denen die Biografien der Verstorbenen eingemeißelt sind, sowie den Leuchtturm, den höchsten an der deutschen Nordseeküste. Mit 63 Metern (einschließlich Düne sogar 66 Metern) Höhe leuchtet er 42 Kilometer weit. Angeblich kann man bei passendem Wetter Helgoland sehen.

Noch ist Platz am Strand von Amrum
Noch ist Platz am Strand von Amrum

(Transparenzhinweis: Die Reise, auf der Text und Fotos entstanden, wurde gesponsert von der Deutschen Bahn AG.)