Etihad steht weiter zu Air Berlin

Werbekampagne mit beiden Markennamen – Prock-Schauer: „Netzstruktur optimieren“

Großer Bahnhof im Hangar: Air Berlin und Etihad werben nun auch zusammen.
Großer Bahnhof im Hangar: Air Berlin und Etihad werben nun auch zusammen.

Berlin, 13. Januar (ssl) Es war ganz großes Kino am uneröffneten Flughafen in Berlin: Drei Busse mit erwartungsvollen Journalisten aus ganz Europa wurden am Montagmorgen zum Air-Berlin-Hangar gefahren. Fahnen und Logos demonstrierten die Zusammengehörigkeit der arabischen Etihad Airways und Air Berlin, wo immer man hinschaute. Nachdem Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer vor einigen Tagen einräumen musste, dass das Ziel, 2013 eine schwarze Null zu erreichen, knapp verfehlt wurde, beeilte er sich nun zu erklären, dass das Sanierungsprogramm „Turbine“ seinen Zweck dennoch voll erfülle. Und Etihad-Chef James Hogan erklärte laut und deutlich mehrmals: „Es gibt keine Rückzugspläne“ der Araber, die mit 29,2 Prozent an der zweitgrößten deutschen Airline beteiligt sind.

Zugleich präsentierten beide eine Werbekampagne namens „moving forward“, die die Zusammengehörigkeit beider Marken unterstreichen soll. Das augenfälligste Element wurde in dem Hangar feierlich enthüllt: Ein Airbus A320-200 wird bis auf weiteres in den Farben beider Airlines fliegen.

Hogan, dessen Airline neben der Beteiligung seit Ende 2011 auch mehrere hundert Millionen Euro in Form von Krediten und dem Ankauf des Vielfliegerprogramms „Topbonus“ in den Partner investiert hat, bestritt, dass damit das „schleichende Ende“ der Marke airberlin eingeleitet worden sei.

Nun ist es tatsächlich fraglich, ob eine Fluggesellschaft in Deutschland nachhaltigen Erfolg haben würde, die einen arabischen Namen trägt. Aber die betonte Gleichrangigkeit im Werbeauftritt machte doch deutlich, dass Etihad alles andere als ein stiller Teilhaber zu sein beabsichtigt. Es blieb der Eindruck, als ob die großangelegte Solidaritätsadresse „moving forward“ auch eine Botschaft in dem Sinn enthalte: „Wir schieben euch jetzt noch einmal an, aber dann müsst ihr aus eigener Kraft abheben können.“

Prock-Schauer gab sich da zuversichtlich. Er betonte, dass 2014 der Fokus im Betrieb darauf liegen werde, die „Netzstruktur zu optimieren“. Ob das eine weitere Verringerung der Flugziele bedeutet, ließ er offen, betonte aber, dass die traditionellen Ziele der Air Berlin eher verstärkt angeflogen würden. Etwa: „Palma de Mallorca werden wir immer treu bleiben.“ Mit einem Flug von Tegel auf die Urlaubsinsel hatte Air Berlin im April vor 35 Jahren den Betrieb aufgenommen. Oder: „Die USA bleiben ein strategischer Wachstumsmarkt für airberlin.“ Im kommenden Sommer soll es jeweils zehn Air-Berlin-Flüge pro Woche von Düsseldorf und Berlin nach New York geben, und auch die Zahl der Flüge nach Chicago soll steigen.

Das Restrukturierungsprogramm „Turbine“, das nachhaltige Einsparungen von 400 Millionen Euro über die Jahre 2013 und 2014 bringen soll, unterstütze er voll. 200 Millionen seien 2013 wie geplant erreicht worden, und die anderen 200 Millionen würden ganz sicher in diesem Jahr eingespart werden können, sagte der Air-Berlin-Chef. Auch beim Personalabbau von etwa 10 Prozent der vor einem Jahr rund 9.000 Beschäftigten sei man im Plan.

Hogan hob die zahlreichen Synergien hervor, die sich durch die Zusammenarbeit ergeben, etwa bei der Beschaffung von Flugzeugen und Triebwerken oder der Wartung oder bei einem Pilotenaustauschprogramm mit den anderen Beteiligungen von Etihad. Er verteidigte das Geschäftsmodell, sich keiner Allianz anzuschließen, sondern in strategischen Märkten Anteile an anderen Airlines zu erwerben, und nannte es „equity alliance“. Fragen nach eventuellen weiteren Beteiligungen in Europa ließ er jedoch weitgehend unbeantwortet, insbesondere soweit es die schwer angeschlagene italienische Alitalia anbetrifft, über deren Übernahme schon länger spekuliert wird. Da sei Etihad „noch im Bearbeitungsprozess“. Allerdings wies er Gerüchte zurück, Etihad sei an der polnischen Gesellschaft Lot oder an Air Baltic interessiert, die von Riga aus Billigflüge anbieten.