Neue Investoren wollen vier Millionen in die neue dapd stecken

Ende der Insolvenz bis 31. Januar – Auslandsnachrichten sollen von Dow Jones kommen – Text soll „boulevardesker“ werden

Von Thomas Rietig

Berlin – Die Geschäftsführung und die Insolvenzverwalter der Nachrichtenagentur dapd wollen mit über vier Millionen Euro Eigenkapital bis Ende Januar ein Fundament für die zukünftige Arbeit errichtet haben. Das kündigte der Sprecher der Investoren, Ulrich Ende, am Freitag in Berlin an. Die Auslandsnachrichten sollen nach der Auflösung der Verträge mit dem bisherigen Lieferanten Associated Press künftig von Dow Jones Newswires kommen und durch zusätzliche Eigenleistungen angereichert werden.

 

Ende, der als Sprecher der Investoren auftrat, nannte deren Namen noch nicht. Er selbst bringe im wesentlichen sein Know-how als Journalist und als Sanierer von Fernsehsendern in Osteuropa ein, sagte er. Die dapd werde als neue Gesellschaft gegründet werden, die acht insolventen Unternehmenseinheiten sind bereits oder werden noch aufgelöst. Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma beschrieb das Verfahren als „asset deal“ oder „übertragende Sanierung“: „Die neue Gesellschaft kauft aus den insolventen Gesellschaften das heraus, was sie braucht, um weiter zu arbeiten.“ Die bisherigen Eigentümer Martin Vorderwülbecke und Peter Löw seien „definitiv raus“ aus dem Betrieb. Die Ansprüche der Gekündigten und anderer Gläubiger würden aus der Masse der alten Gesellschaften befriedigt. Diese hätten in den vergangenen beiden Jahren jeweils Verluste im zweistelligen Millionenbereich erwirtschaftet, sagte Ende.

Er kündigte eine Neuausrichtung der Nachrichtenagentur an, für die nach der Kündigung von 98 Mitarbeitern noch rund 200 Menschen tätig sind. So sollen die Texte „boulevardesker“ werden. Zur Hebung der Effizienz stellt er sich die Zusammenarbeit mit lokalen Medien vor. Details über das künftige Fotoangebot, das mit dem Wegbrechen der Associated Press-Belieferung empfindlich zurückgegangen sein dürfte, nannte er nicht. Es stehe aber „mit Sicherheit dem der AP in nichts nach“.  Darüber hinaus will er die Kreativität der Fotografen weiter fördern und neue Videoangebote schaffen. Im Zuge der Kündigungswelle war die bestehende Videoabteilung aufgelöst worden.

Er selbst werde als Geschäftsführer in die neue GmbH eintreten, aber sich auch journalistisch einmischen, sagte Ende. Ob die Agentur ihren alten Namen behalte, ließ er offen. Eigentlich sei er zu geizig, um dafür Geld auszugeben, wenn es nicht unbedingt nötig sei. Offen blieb, ob mit der Kündigungswelle der Personalabbau beendet ist. „Ich werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, wurde Ende in einer Pressemitteilung zitiert. Köhler-Ma sagte, die dapd sei jetzt in einer Situation, „wo sich das vernünftig die Balance hält“, wollte jedoch Veränderungen nicht ausschließen. „Die grundsätzlichen Dinge sind passiert.“