(Langfassung, mehr Hintergrund)
Berlin/München, 21. Oktober (ssl) Die Tempolimit-Gegner haben den ADAC als gewichtigen Fürsprecher verloren. Der mit mehr als 20 Millionen Mitgliedern weitaus größte deutsche Autoklub vermied auf Anfrage der „Nürnberger Zeitung“ am Montag eine Aussage gegen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Stattdessen wies er unter Berufung auf das Umweltbundesamt explizit auf die möglichen Emissionsminderungen hin.
Die Bevölkerung ist in dieser Frage gespalten, ebenso wie die ADAC-Mitgliedschaft. Allgemeine Umfragen ergaben zuletzt eine Mehrheit für ein Tempolimit, während die Grünen im Bundestag am vergangenen Donnerstag mit dem Antrag scheiterten, auf deutschen Autobahnen generell nicht mehr als 130 Kilometer pro Stunde zu erlauben. Gegen den Antrag stimmten 498, dafür 126 Abgeordnete; die Koalition verfügt über 398 Stimmen. Einige SPD-Mitglieder enthielten sich der Stimme.
Unter den Mitgliedern des ADAC ist die Mehrheit gegen das Tempolimit wesentlich knapper als im Bundestag. Seine Sprecherin verwies am Montag auf eine Umfrage, derzufolge sich 45 Prozent der Mitglieder für und 50 Prozent gegen ein Tempolimit ausgesprochen haben. Demnach würde der Klub mit einer ausdrücklichen Unterstützung der einen oder anderen Seite nicht mehr wirklich „aus der Sicht unserer Mitglieder“, so das Credo im Internet, argumentieren.
Stattdessen nimmt er nun den Klimaschutzgedanken auf: „Mit Blick auf einen möglichen Effekt für den Klimaschutz kommt der ADAC zu dem Ergebnis, dass bei einem Tempolimit von 130 km/h für die Pkw-Flotte des Jahres 2019 Einsparungen in der Größenordnung von bis zu zwei Millionen Tonnen pro Jahr möglich sind. Dies sind bis zu zwei Prozent der CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs“, erklärte eine ADAC-Sprecherin in München. Zugleich gab sie aber zu bedenken, „dass sich im Autobahnnetz das Unfallgeschehen auf Strecken ohne Tempolimit nicht von jenem mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung unterscheidet“. In jedem Fall sei ein Tempolimit „auf Strecken sinnvoll, auf denen es zu überdurchschnittlich vielen oder schweren Unfällen kommt“, so die Sprecherin. Sie verwies im übrigen darauf, dass auf rund 70 Prozent der deutschen Autobahnen aktuell kein Tempolimit bestehe, rund 30 Prozent seien dauerhaft oder temporär geschwindigkeitsbeschränkt. Dazu kämen noch die Baustellen.
Noch Ende März hatte der ADAC selbst seinen Präsidenten August Markl mit „einer klaren Absage“ an ein Tempolimit zitiert: „Ein generelles Tempolimit würde weder die Verkehrssicherheit verbessern noch zum Umweltschutz beitragen.“