Allianz pro Schiene kürte die diesjährigen „Eisenbahner mit Herz“
„Ich freue mich, dass ich heute Nachmittag wieder angelächelt werde.“ Starköchin Sarah Wiener wollte am Montag wieder Bahn fahren. Sie machte aus ihrer Liebe zu diesem Verkehrsmittel am Montag keinen Hehl, als sie die Laudatio für die „Eisenbahner mit Herz“ sprach. Die Bahnlobby Allianz pro Schiene hatte zum dritten Mal zur Kür besonders zuvorkommender Eisenbahnerinnen und Eisenbahner gerufen. Mit dem Preis will sie ein Gegengewicht zu den Berichten über wenig service-orientiertes Personal der Öffentlichkeit setzen. Die Medaille erhielten von rund 100 von den Kunden vorgeschlagenen Personen diesmal drei Zugbegleiter und ein Team eines TGV zwischen Frankfurt und Paris.
Gold ging an DB-Zugchefin Daniela Kumbernuß vom Fernverkehr Hannover. Sie überzeugte die Jury durch „vorbildliche Krisenkommunikation“. Mit rein weiblicher Besatzung musste sie sich eines betrunkenen Fahrgasts erwehren und die Polizei rufen. Später erklärte sie in „außergewöhnlich offenen und ehrlichen Durchsagen“, so die Jury, die Verspätung. Dass das alles andere als selbstverständlich ist, ließ sie am Montag auf Fragen von Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege durchblicken. Es gebe durchaus auch verdeckte Bahn-Mitarbeiter, die das DB-Personal kontrollierten und auf ordnungsgemäße Durchsagen achteten. „Genau deshalb habe ich mich über diese Auszeichnung gefreut“, bekannte sie, denn sie war mit ihren Durchsagen weit über das allgemein Erlaubte hinaus gegangen. Von Bahnchef Rüdiger Grube bekam sie anschließend auch ein Küsschen.
Silber gewann der langjährige DB-Zugbegleiter Frank Lehmann vom Fernverkehr Hamburg, der gleich von drei Kunden für den Preis vorgeschlagen worden war. Lehmann meisterte eine Katastrophenfahrt im ICE mit Bravour und beschritt elegant den kleinen Dienstweg, als seine Fahrgäste ihre Tickets zum Bundespresseball oder ihren iPod im Zug liegen ließen. Selbst Wiener glaubte sich an ihn erinnern zu können, als ihr Mann einmal ein Smartphone im Zug hatte liegen lassen.
Bronze bekam der Metronom-Zugbegleiter Rainer Grundmann aus dem niedersächsischen Uelzen, weil er einem Fahrgast im fahrenden Zug die Fahrradkette reparierte. „Die Verbindung zwischen Bahn und Fahrrad ist im Alltag oft verbesserungsbedürftig“, meinte Grundmann ebenso wie die Jury. „Ein radlerfreundlicher Eisenbahner setzt das richtige Signal für die Zukunft.“
Eine besondere Erwähnung wurde dem internationalen Zugteam eines TGV von Frankfurt nach Paris zuteil. Ihr Zug war ausgefallen, aber 100 Mitglieder des Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks mussten dringend an die Seine. In einer „logistischen Meisterleistung“, so die Jury, schaffte es das Zugteam, dass die Musiker gerade noch rechtzeitig zu ihrem Termin kamen.
Grube selbst erzählte, wie er selbst vor wenigen Wochen im Speisewagen von einer Bestellung überrascht wurde, als er mal für eine Schicht den Bahnchef-Posten mit dem Job eines Kellners im Bordrestaurant getauscht hatte: „Ein Gast bestellte ein Räubersteak.“ Grube dachte an so etwas wie Jägerschnitzel und bezweifelte, dass es das gebe, weil es nicht auf der Speisekarte stand. Auch ein Kollege in der Küche schüttelte mit dem Kopf. Ein anderer aber sagte: „Ja, machen wir.“ Fünf Minuten später war es fertig: Ein Rooibusch-Tee war es, was der Gast haben wollte.
Ach ja, die Getränke im Zug. Da war selbst bei Sarah Wiener die Bahnwelt nicht ganz in Ordnung: „Über den Caffé Latte müssen wir noch mal sprechen“, meldete sie einen Terminwunsch bei Grube an.