Schwörer stellt Flying Space als Musterhaus vor –
Werder (Havel), 22. Juni (ssl) „Ein Haus zum Mitwandern“ nennt es der Hersteller im Gespräch. „Einfach auf einen Lkw verladen und an seinem neuen Standort wieder aufbauen“, schreibt die Zeitschrift „Wohnidee“. Andere fühlen sich an ein nordamerikanisches Mobile Home erinnert. Im brandenburgischen Werder steht es seit ein paar Wochen, und schon sind acht Bestellungen eingegangen: Flying Space von Schwörer.
Die wichtigsten Zahlen zu Flying Space lauten: 14,5 mal 4,35 Meter, Länge mal Breite der Grundeinheit. Größer geht es nicht, wenn es auf deutschen Straßen, also „einfach auf dem Lkw“, transportiert werden soll. Das allerdings nur als Sondertransport mit Ausnahmegenehmigung und Polizeibegleitung.
Das bedeutet 50 Quadratmeter Wohnfläche. In genau dieser Größe steht es im Musterhauspark in Werder, und zwischen all den normal geformten und bedachten Träumen von den eigenen vier Wänden sticht der dunkle Großcontainer schon als Exot hervor. Er ist die Weiterentwicklung des Holz-Systembaus. Der Käufer entscheidet sich schon beim Haus-Hersteller für Möbel und Einrichtung, alles wird den Maßen angepasst. Und wenn der große Kran den Space vom Sattelzug hebt und langsam auf das Fundament im Grundstück senkt, sind noch ein paar Stunden Anschlussarbeiten für Wasser, Gas und Strom nötig. Der Käufer muss nur noch Kleidung, Bettwäsche, Geschirr und Zahnbürste mitbringen.
Nach den Vorstellungen von Johannes Schwörer, dem Chef der – wie könnte es anders sein, wenn es ums Häusle geht – schwäbischen Herstellerfirma und Präsident des Bundesverbandes Fertigbau, lassen sich damit nicht nur Träume verwirklichen, sondern auch Probleme im verdichten städtischen Ballungsraum lösen. Schwörer zuckt etwas zusammen, wenn der Vergleich mit den amerikanischen und kanadischen Mobile Homes kommt, obwohl dieses Wohnmodell keinesfalls „billig“ im abwertenden Sinn sein muss. Das ist auch Flying Space nicht: Die Grundausstattung schlägt laut Schwörer-Vertriebschef Detlef Bühmann mit rund 100.000 Euro zu Buche. In Zeiten der Preisexplosion am Immobilien- und Baumarkt ist das immerhin eine Ansage.
So wie der Muster-Space in Werder steht, kommt er aber auf gut das Doppelte – ohne Grundstück, Terrasse und Garten, aber mit vollständiger Inneneinrichtung. Eben ein kleines Eigenheim mit Schlafzimmer, Wohnraum, Ess-“Ecke“, Küche und kompletter Nasszelle.
Dass es passt, dafür haben hier zahlreiche renommierte Partner gesorgt. Dank der rund 30 Quadratmeter großen Terrasse und der Eingangsüberdachung, dank großzügiger Fenster und vollständiger Vernetzung vergisst der Besucher schnell, dass er hier in einer großen Schachtel wohnt. Auch deshalb, weil sie nach Werksangaben besser isoliert ist als ein Ziegelhaus, aber das trifft ja für die meisten Fertighäuser zu.
Erst wenn er seinen Sammeltrieb nicht mehr bändigen kann oder die Anzahl ihrer Handtaschen oder Schuhe überhand nimmt, merken die Bewohner, was fehlt: Lagerkapazitäten. Wenn sie aber tatsächlich der Zielgruppe entsprechen, die alle fünf Jahre umzieht und den Hausstand oder gar das ganze Haus mitnimmt, empfiehlt sich die Unterdrückung des Sammeltriebs ohnehin. Der Umzug des Flying Spaces von Köln, wo er sich erstmals voll eingerichtet auf der Möbelmesse präsentierte, nach Werder hat laut Schwörer übrigens mit 4.500 Euro gekostet und drei Tage gedauert. Das ist durchaus wettbewerbsfähig. Die bei Reisenden übliche Frage: „Können wir das Gepäck im Bus lassen?“ muss hier nur geringfügig variiert werden und kann weitgehend mit Ja beantwortet werden.
Wer eher sesshaft ist, kann das 14,5 mal 4,35 Meter große Stück als Keimzelle einer Wohnlandschaft betrachten und es vertikal oder horizontal ausbauen: Ein weiterer Block oben drauf, einer ums Eck – der Variabilität sind nur durch Budget oder Grundstück Grenzen gesetzt. Schwörer stellt sich sein Flying Space sogar auf ungenutzten Flachdächern vor: „In den Städten gibt es eine Million ungenutzte Bauplätze auf Dächern.“ Vorausgesetzt, der Kran ist hoch genug oder der Eigentümer hat Geld genug für den Hubschraubertransport. Das Objekt, so wie es in Werder steht, wiegt 22 Tonnen. Vorteil laut Schwörer: „Die anderen Nutzer des Hauses müssen nicht monatelang Bauarbeiten im Treppenhaus oder in den Aufzügen ertragen.“
Flying Space eignet sich aber auch für andere Dinge als Wohnen. Im Prospekt stehen Erweiterungen konventioneller Häuser etwa um einen Bürotrakt, ganze Flüchtlingsheime, Museums-Eingangsanlagen. Für den Hersteller steht das Systemische im Vordergrund, das schnelles und rationelles Produzieren ermöglicht.
Ob der Kunde diese Schnelligkeit zur Verwirklichung seines Projekts auch in allen Realisierungsphasen umsetzen kann, liegt dann nicht mehr in des Herstellers Händen. Was im Musterhauspark einfach hingestellt wird, wird wohl in der historischen Altstadt eher nicht genehmigt. Wo der Bebauungsplan ein Giebeldach vorschreibt, bekommt der Flying Space auch eines, das aber die moderne Anmutung weitgehend zunichte macht. Und wie lange es bis zur Baugenehmigung dauert, das weiß auch nur die jeweilige Behörde. In einem normalen Baugebiet – also außerhalb historischer Altstädte und detaillierter Bebauungspläne, aber auch außerhalb eines Musterhausparks – sind nach den Worten des Ersten Beigeordneten der Stadt Werder, Christian Große, drei Monate bis ein Jahr realistisch.