ILA-Flugzeugpark spiegelt Ost-West-Spannungen wider

Ukraine will bei Militärtransportern im Westen mitmischen

Die Antonow An-178 . Foto: Antonow
Die Antonow An-178 . Foto: Antonow

Berlin, 26. Mai (ssl) Ein mittelgroßes, verhältnismäßig unscheinbares Flugzeug könnte auf der Internationalen Luft- und Raumfahrt-Ausstellung (ILA) 2016 mehr Aufsehen erregen als so mancher große Flieger oder spektakuläre Hubschraubern: die Antonow An-178. Der zweistrahlige Militärtransporter des ukrainischen Herstellers absolvierte vor gut einem Jahr seinen Erstflug und soll auf der ILA, die nächsten Mittwoch am Flughafen Schönefeld bei Berlin beginnt, zum ersten Mal in Deutschland in die Luft gehen. Zugleich spiegelt die Flugzeugpräsenz auf der Airshow in diesem Jahr die zunehmenden Ost-West-Spannungen wider.

Zurzeit gibt es offenbar erst ein flugfähiges Exemplar der An-178, ein zweites ist im Bau. Dennoch bringt sich der Hersteller dafür ins Gespräch, einige Maschinen an die Bundeswehr zu verkaufen. Vor einem Jahr erklärte Antonow-Präsident und Chefdesigner Dmytro Kiva in mehreren Interviews: „Wir planen, etwa 200 zu bauen“, wurde er zitiert. Damit wolle er unter anderem die Transall C-160 der Bundeswehr ersetzen.

Die Transall C-160. Foto: Bundeswehr
Die Transall C-160.                                                               Foto: Bundeswehr

Von der Kapazität her entspricht die An-178 in etwa diesem altehrwürdigen zweimotorigen Frachter, mit dem die Bundeswehr seit Jahrzehnten ihre Transportaufgaben erledigt. Weil das vorgesehene Nachfolgemodell, der Airbus A400 M, mit Kinderkrankheiten kämpft und überdies den vorgesehenen Lieferterminen mehrere Jahre hinterher fliegt, rechnet sich Antonow eine Chance aus.

Unübersichtliche Lage

Es ist angesichts der unübersichtlichen Situation in der Ukraine verhältnismäßig schwer zu eruieren, ob das Staatsunternehmen Antonow überhaupt in der Lage wäre, mehrere Flugzeuge in kurzer Zeit zu bauen und zu liefern. Wenn es nicht mittelfristig möglich ist, kann die Bundeswehr auch auf die Auslieferung der 53 bestellten A400M warten. Dazu kommen auch noch die Unsicherheit über die Wartung und Instandhaltung über Jahrzehnte der Lebensdauer und die politischen Implikationen, die eine Bestellung in der Ukraine mit sich bringt. Andere scheinen da nicht so zimperlich zu sein: Mitte Dezember unterzeichnete der Hersteller eigenen Angaben zufolge eine Absichtserklärung mit dem saudischen Unternehmen Taqnia Aeronautics, derzufolge 30 An-178 an die saudische Luftwaffe geliefert werden sollen.

Antonow ist in Luftfahrtkreisen ein sehr guter Name. Zu sowjetischen Zeiten waren die ukrainischen Ingenieure und Flugzeugbauer für ihre Transportmaschinen berühmt. Am Leipziger Flughafen stehen Großfrachter vom Typ An-124 des russischen Logistikunternehmens Wolga-Dnepr. Ein Einzelstück blieb das größte Flugzeug der Welt, die An-225 mit sechs Strahltriebwerken, das unter anderem dazu diente, sowjetische Raumfähren huckepack zu befördern, und jetzt vom Hersteller für besonders voluminöse Transportaufgaben bereitsteht.

Die An-225, das größte Flugzeug der Welt. Foto: Antonow
Die An-225, das größte Flugzeug der Welt. Foto: Antonow

Nahezu weltweite Verbreitung fand die An-2, ein großer einmotoriger Doppeldecker mit herausragenden Langsamflugeigenschaften, von dem rund 18.000 Exemplare gebaut wurden und der zum Beispiel in der DDR als Agrarflugzeug eingesetzt wurde.

Große Präsenz der US Air Force

Die ILA spiegelt mit ihren Ausstellungs- und Vorführflugzeugen überraschend deutlich die derzeitigen Spannungen in Europa wider: Während die An-178 logischerweise zum ersten Mal in Schönefeld ausgestellt wird und auch mehrmals zu Flugvorführungen abheben soll, ist die An-124 des russischen Unternehmens Wolga-Dnepr diesmal nicht dabei. Schon vor zwei Jahren auf der ILA soll es Verstimmungen gegeben haben, weil der riesige Frachtjumbo etwas abgelegen platziert wurde. Das hielt allerdings die Besucher nicht davon ab, sich durch die große Nasenöffnung massenhaft in den Bauch des Riesen zu begeben.

Publikumsmagnet An-124 auf der ILA 2014. Foto: Rietig
Publikumsmagnet An-124 auf der ILA 2014. Foto: Rietig

Noch ein anderer Aussteller präsentiert sich in diesem Jahr mit bemerkenswerten Flugzeugen: die US Air Force. Wie üblich steht der Transporter Boeing C-17 „Spirit of Berlin“ auf dem Freigelände. Er trägt seinen Namen, um an die Luftbrücke 1948 zu erinnern, mit der die Berliner Blockade überwunden wurde.

Die Boeing C-17 "Spirit of Berlin". Foto: Rietig
Die Boeing C-17 „Spirit of Berlin“. Foto: Rietig

Dazu kommen aber nicht nur die üblichen Kampfflieger und Hubschrauber. Vielmehr stehen dort auch die Speerspitze der amerikanischen Luftüberlegenheit, ein F-22 „Raptor“-Jagdflugzeug und der riesige B-1 B-Langstreckenbomber. Und am Samstag, pünktlich zum High Noon, ist ein „fly-by“ des achtstrahligen Bombers B-52 angesagt, der schon seit mehr als fünf Jahrzehnten die Rolle der Vereinigten Staaten als Weltmacht unterstreicht und unter anderem mit groß angelegten Bombeneinsätzen im Vietnamkrieg Angst und Schrecken verbreitete.

Der legendäre Langstreckenbomber Boeing B-52 soll zum High Noon über die ILA fliegen. Foto: Boeing
Der legendäre Langstreckenbomber Boeing B-52 soll zum High Noon über die ILA fliegen. Foto: Boeing