Der Wald muss klimafest werden

Essay über die Versuche, eine deutsche Ikone zu retten

Buchdeckel. © KJM Verlag 2024

Berlin, 1. April (ssl) Immer wieder machen Ersatzmaßnahmen für gerodete Wälder in Deutschland Schlagzeilen, zuletzt etwa als Ausgleich für die Bäume in Brandenburg, die der Tesla-Gigafactory zum Opfer fielen. Der Autor von „Neuwald“, Uwe Rada, wohnt in der Nähe einer solchen Ausgleichsmaßnahme und kann gewissermaßen hautnah Erfolge und Misserfolge solcher Maßnahmen beobachten. Er nahm das zum Anlass, diesen Essay zu schreiben, in dem er sich mit Versuchen auseinandersetzt, neue Wälder zu schaffen und alte, die nur allzu häufig als monotone, wenig wetterfeste Plantagen den Unbilden des Klimawandels ausgesetzt sind, nachhaltig umzugestalten.

Den für Deutschland ikonischen ur-alten Wald, also von menschlichem Einfluss weitgehend unberührten Baumbestand, gibt es hierzulande ohnehin nicht mehr. Daher geht es im Detail um „Neuwald“ auf entwaldeten Gebieten, wo früherer Baumbestand neu entstehen soll, um natürliche „Verwandlung“ des monotonen Wirtschaftswaldes. Rada, Schriftsteller und „taz“-Journalist, zitiert namhafte Forscher, die viele Fragen beantworten. Einige müssen sie aber auch offen lassen, zum Beispiel die, welche Erfolgsaussichten der Klimawandel zulässt und welche er schon jetzt – etwa mit heißen Dürresommern – scheitern lässt. Als Beispiele dienen verschiedene Waldlandschaften in Deutschland, hauptsächlich aber in Brandenburg.

So gelingt dem Autor ein Überblick über die künftigen Möglichkeiten der Wald- und Naturerhaltung. Von Romantik bleibt da nicht mehr viel übrig, aber Grund zum Optimismus gibt es bei aller Ernüchterung doch auch.Rada überzeugt mit Faktenreichtum und seriösen Quellen. Das Buch bereichert das Wissen über die Notwendigkeit der Umgestaltung weiter Teile (nicht nur) der deutschen Waldlandschaften. Er vergisst aber auch nicht, auf die bürokratischen Hindernisse hinzuweisen, die genau das erschweren. Nicht immer sind seine Argumentationen nachvollziehbar. So neigt er angesichts des Umstandes, dass in öffentlichen Forsten die größten Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit zu sehen sind, dazu, Waldbesitz in öffentlicher Hand dem privaten vorzuziehen. Andererseits legt er nahe, dass es privater Sponsoren bedarf, um die derzeit noch vielfach unwirtschaftlich praktizierte Nachhaltigkeit durchzusetzen. Insgesamt aber ein lesenswerter Essay und eine Bereicherung der „Essays“-Reihe.

Rada, Uwe: Neuland. Teil der Reihe European Essays on Nature and Landscape, deren Bände hier schon mehrmals rezensiert wurden, z.B. https://schienestrasseluft.de/2023/04/05/im-wald-und-auf-der-heide/ Hamburg: © Waldlichtung UG, KJM Buchverlag 2024. 142 Seiten, gebunden, mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Karten, Lesezeichen, ISBN 978-3-96194-236-7, 22,00 € www.europeanessays.eu, uwe-rada.de