Raumschiff Orion fliegt zum Mond – in echt

So sieht die Orion-Kapsel mit dem Service-Modul aus. Foto: Airbus Defence and Space
So sieht die Orion-Kapsel mit dem Service-Modul aus. Foto: Airbus Defence and Space

Berlin, 17. November (ssl) Das Raumschiff Orion fliegt bald wieder. Ziel ist der Mond. Der erste Testflug des „Orion“-Weltraumprogramms der NASA um den Erdtrabanten herum und zurück ist für 2017/18 angesetzt – zunächst unbemannt. Und europäische Technik ist bei dem Programm dabei. Das Servicemodul der Raumkapsel wird von Airbus Defence and Space gebaut. Die europäische Weltraumorganisation ESAund Airbus unterzeichneten am Montag in Berlin den Vertrag dafür. Der Leiter der ESA für bemannte Raumfahrt, Astronaut Thomas Reiter, äußerte bei der Vertragsunterzeichnung die Hoffnung, auch einmal einen europäischen Astronauten an Bord der „Orion“ zu sehen.

Das „Orion“-Programm ist nach Angaben von Bart Reijnen, dem Leiter des Bremer Airbus-Defence and Space-Standorts, seit den Apollo-Missionen das größte Programm der bemannten Raumfahrt weltweit. Der ESA zufolge umfasst die vereinbarte Beteiligung europäischer Firmen Investitionen in Höhe von rund 400 Millionen Euro. Es geht dabei um das Versorgungsmodul der Raumkapsel, die dereinst bis zu sechs Astronauten im Weltall beherbergen kann, wo sie bis zu 21 Tage bleiben können. Die erste Kapsel wird allerdings noch nicht mit Menschen zum Mond fliegen, sondern erst ein Nachfolgemodell. Dessen Bau wurde mit der Unterzeichnung des Vertrages nicht automatisch an denselben Auftragnehmer vergeben, auch wenn Kirk Shireman von der NASA dies am Montag als „vernünftig“ bezeichnete. Die US-Weltraumbehörde sei lediglich die ausführende Behörde der Regierung und des Kongresses, der dies noch nicht beschlossen habe.

Ob nach 2020 Astronauten auf dem Mond auch aussteigen, ist bis jetzt noch nicht entschieden, aber theoretisch möglich. Dann würde ein Landemodul separat zum Mond gebracht, und die Forscher müssten vor Ort umsteigen, während Orion im Mond-Orbit wartet. Für Sherman sind Orion und die europäische Beteiligung der „nächste Schritt in der bemannten Raumfahrt“ über den erdnahen Weltraum hinaus.

Trotz der bestehenden Unsicherheiten in der ferneren Zukunft würdigten am Montag alle Beteiligten die durch den Vertrag dokumentierte enge transatlantische Zusammenarbeit. Es sei das erste Mal, dass die USA den Bau systemkritischer Elemente durch Dritte zuließen, sagte Reiter. Ohne das Servicemodul kann Orion nicht operieren. Es ist für den Antrieb, die Energieversorgung und zentrale Elemente des Lebenserhaltungssystems der amerikanischen Kapsel verantwortlich. Die Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Staatssekretärin Brigitte Zypries, betonte, dass dank dieses Auftrages nicht nur elementares Raumfahrt-Know-how in Deutschland gehalten werden könne – die Systemverantwortung liegt bei Airbus in Bremen –, sondern auch wichtige Impulse für das Wachstum insgesamt gegeben werden könnten. Die Bundesrepublik fördere die Raumfahrt mit 1,4 Milliarden Euro pro Jahr.

Für die Jüngeren: „Raumschiff Orion“, offizieller Titel „Raumpatrouille“, ist eine legendäre Science-Fiction-Fernsehserie der ARD. Sie lief 1966 als Samstagabend-Unterhaltung und genießt wegen origineller Kulissen und phantasievoller Plots Kultstatus.