Boeing sieht ungebrochenes Wachstum im Luftverkehr

Marktprognose aktualisiert – Airbus-Ansatz für weltfremd erklärt

Everett, 10. Juli (ssl) Mit ungebrochenem Wachstum im globalen Luftverkehr rechnet der Flugzeugbauer Boeing für die nächsten 20 Jahre. Marketing-Vizepräsident Randy Tinseth verband die Aktualisierung der jährlichen Marktprognose am Mittwoch in einer weltweit übertragenen Telefonkonferenz mit großer Skepsis über die Strategie von Airbus.

Montage der Boeing 787 in Everett. ©Thomas Rietig
Montage der Boeing 787 in Everett. ©Thomas Rietig

Über alle Größen der Verkehrsflugzeuge hinweg bezifferte Tinseth den Bedarf von 2014 bis 2033 auf 36.770 neue Flugzeuge im Gesamtwert von 5,2 Billionen US-Dollar. Das ist eine Steigerung von rund 4,2 Prozent gegenüber der Prognose des Vorjahres. Der Passagierverkehr wachse im Schnitt um fünf, der Frachtverkehr um 4,7 Prozent pro Jahr, sagte Boeing voraus. Das globale Bruttosozialprodukt steige dagegen lediglich um 3,2 Prozent pro Jahr.

Die weltweite Flotte der zivilen Flugzeuge mit mehr als 100 Sitzen beziehungsweise entsprechendem Frachtraum werde sich bis 2033 verdoppeln, prognostizierte der US-Konzern. Die größte Nachfrage entstehe bei den sogenannten „single-aisle“-Jets, also den Maschinen mit einem Mittelgang und einer Kapazität von 100 bis 180 Sitzen. Dieses mit mehr als 73 Prozent größte Segment des Marktes wird heute und auch künftig im wesentlichen von den Boeings der 737-Klasse und der Airbus A320-Familie abgedeckt. Den größten Zuwachs erwartet Boeing im asiatisch-pazifischen Raum, gefolgt von Europa und Nordamerika.

©Boeing
©Boeing

Für weltfremd hält Tinseth die Strategie von Airbus, wonach eine immer größere Zahl von Mega-Cities die weltweite Luftverkehr auf große Hauptstrecken kanalisiere und damit die Nachfrage nach Mega-Flugzeugen wie dem Airbus A380 steige, die mehr als 500 Passagiere befördern können. „Wir hören diese Geschichte seit 15 Jahren. Es hört sich gut an, aber es ist nicht eingetroffen.“ Die Prognose von Boeing senkt denn auch die Nachfrage nach den ganz Großen von 760 auf 620, während Airbus etwa mit 1.700 rechnet. Wegen der hohen Entwicklungskosten verzichten die Amerikaner daher konsequent ganz auf einen Megaliner, sondern belässt es bei der letzten Evolutionsphase des Jumbos, der Boeing 747-8 mit etwa 450 Sitzen. Selbst dieses Flugzeug findet derzeit am Markt nicht gerade reißenden Absatz.

Mit Blick auf die erwartete förmliche Ankündigung von Airbus, den in die Jahre gekommenen A330 als A330neo mit neuen, spritsparenden und leiseren Triebwerken und auch sonst runderneuert anzubieten, demonstrierte Tinseth Gelassenheit. „Das Flugzeug wäre vor zehn Jahren eine echte Neuerung am Markt gewesen.“ Ähnlich äußerte er sich zu der bevorstehenden, bereits beschlossenen Lang-Version des neuen A350: „Wir haben sechs Jahre Zeit, um die 777 zu einer 777X zu machen. Sie wird größer sein als der A350-1000, sie wird effizienter und weiter fliegen und früher auf dem Markt sein“, versprach er.