Bahn gibt Berufseinsteigern seit zehn Jahren zweite Chance

Bis jetzt 4.000 „Chance plus“-Teilnehmer – Erfolgsquote von 75 Prozent höher als der Bundesdurchschnitt

Berlin, 27. Januar (ssl) Rund 4.000 junge Leute haben seit 2004 das Berufsvorbereitungsprogramm „Chance plus“ der Deutschen Bahn durchlaufen. Mit einer Erfolgsquote von 75 Prozent liegt der Staatskonzern deutlich über dem Bundesdurchschnitt der Berufseinstiegsprogramme von zwei Dritteln, wie DB-Personalvorstand Ulrich Weber und Raimund Becker von der Bundesagentur für Arbeit am Montag in Berlin berichteten. Weber erklärte zum zehnjährigen Jubiläum von „Chance plus“, die Bahn werde das Programm auf jeden Fall fortführen. Es sei „unverändert aktuell und zeitgemäß“.

Das Programm war vor zehn Jahren in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit Teil des „Nationalen Pakts für Ausbildung“. Es besteht aus Berufsvorbereitungskursen, die bis zu zwölf Monate dauern. Ansprechpartner sind vor allem Jugendliche, die mehrmals vergeblich versucht haben, eine Ausbildungsstelle zu finden oder Hilfe brauchen, „um auf den Pfad der Tugend zurückzufinden“, wie es Weber ausdrückte.

„Wir versuchen, einen fairen und offenen Zugang zu Arbeit und Ausbildung sicherzustellen“, sagte Weber. Erst Ende vergangenen Jahres seien für die Weiterführung des Programms mit der Gewerkschaft EVG zusätzliche Leistungen wie etwa ein Jobticket ausgehandelt worden. „Erst haben wir als großes deutsches Unternehmen vor allem die Verpflichtung gesehen, uns an dem Pakt zu beteiligen; dann hat sich erwiesen, dass es auch Nutzen bringt, indem wir neue Arbeitskräfte aus Bereichen mit verborgenen Talenten rekrutieren.“ Das Unternehmen habe allein im vergangenen Jahr 11.500 Menschen vom externen Arbeitsmarkt neu eingestellt. Dazu kämen 3.700 Auszubildende und rund 300 junge Leute aus dem Programm „Chance plus“.

Zeugnisnoten nicht mehr im Mittelpunkt

Weber wies darauf hin, dass die DB AG seit einiger Zeit die Zeugnisnoten nicht mehr in den Mittelpunkt ihrer Auswahlkriterien bei Bewerbungen stelle. Vielmehr gehe es in Bewerbungstests darum, Eigenschaften wie „Sozialverhalten, Zuverlässigkeit, Fleiß oder Neugierde“ beurteilen zu können. Bisher habe etwa ein Drittel der 23.000 Bewerber, die die Online-Tests durchlaufen hätten, erfolgreich bestanden. Die Deutsche Bahn hat das Programm „Chance plus“ nach eigenen Angaben bisher eine Summe „deutlich im siebenstelligen Bereich“ gekostet. Genau „quantifizieren kann ich es nicht“, sagte Weber, „aber das Qualifizieren fällt mir nicht schwer“, und verwies auf die Qualität der gewonnenen Arbeitskräfte, die sich durch eine Hohe Loyalität auszeichneten.

Raimund Becker von der Bundesagentur für Arbeit nannte die Summe von einer halben Milliarde Euro, die das gesamte Berufseinsteigerprogramm mit rund 240.000 Teilnehmern bislang gekostet habe. Seit drei bis vier Jahren habe sich der Ausbildungsmarkt „gedreht“, sagte er. Hätten die Betriebe früher sich „die Olympioniken“ aus dem Markt picken können, so seien solche Förderprogramme heute unabdingbar, um den eigenen Bedarf an Arbeitskräften decken zu können.

Es gebe auch trotz einer bundesweit in etwa gleichen Zahl angebotener Stellen und nachfragender Jugendlicher große regionale Unterschiede, die von beiden Seiten Flexibilität verlangten. Becker ließ durchblicken, dass Schulen mehr tun könnten, um die Qualifikationen ihrer Schüler besser herauszuarbeiten und dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt anzupassen.

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