Air Berlin hat 2012 zum ersten Mal seit fünf Jahren einen Nettogewinn erzielt. Im operativen Geschäft stieg das Ergebnis vor Steuern und Zinsen von minus 270 Millionen auf plus 70 Millionen Euro. Netto blieben davon nach Angaben von Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer 6,8 Millionen Euro. Für 2013 sagte er wiederum eine schwarze Null in der Bilanz voraus. 2014 will Air Berlin wieder profitabel sein. Erkauft wird der Flug in die Profitzone neben immer engeren Bindungen an den Hauptaktionär Etihad Airways aus Abu Dhabi mit dem Abbau von 900 Stellen oder zehn Prozent der Belegschaft, der ersten Reduzierung in der Unternehmensgeschichte, wie Finanzchef Ulf Hüttmeyer bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Berlin betonte.
Air Berlin will auch die Flotte im Rahmen des laufenden Konsolidierungsprogramms „Turbine“ weiter verkleinern. Von derzeit 155 Flugzeugen soll sie dieses Jahr um 12 auf 143 Maschinen zurückgehen, durchweg aus der Airbus-A320- und der Boeing-737-Familie. 20 „verlassen“ (Hüttmeyer) Air Berlin, acht neue kommen hinzu. Zugleich sollen weitere Strecken gestrichen werden. 2012 sank die Zahl bereits von 523 auf 438. Auf den verbleibenden Destinationen sollen aber die Frequenzen steigen, damit Air Berlin als Wettbewerber wahrgenommen werde, sagte Prock-Schauer. Er ordnete seine Fluggesellschaft als „Premium-Airline“ in den Wettbewerb ein.
Mit dem Personal wird auch über einen Gehaltsverzicht von fünf Prozent verhandelt. Ein Drittel der Stellen soll ganz abgebaut werden. Ein weiteres Viertel soll wegfallen, indem Piloten oder Technikpersonal für einige Jahre an den „strategischen Kernaktionär“ (Prock-Schauer) Etihad ausgeliehen werden. Die zunehmende Bedeutung von Etihad sowohl für die Bilanz als auch für den Betrieb von Air Berlin zeigt sich auch darin, dass die Sitze der neuen Business Class komplett von dem arabischen Aktionär „quasi gemietet“ wurde, wie es Hüttmeyer formulierte. „So definiert man Partnerschaften“, fügte er hinzu.
Hüttmeyer sprach von einem „steinigen Weg“, den Air Berlin in den nächsten Jahren gehen müsse. Einerseits will sie keine Billigfluglinie werden, andererseits stehe sie unter hohem Kostendruck, der sich 2012 etwa in hohen Kerosinpreisen und der Luftverkehrssteuer manifestiert habe. Positiv wirkten aber die gestiegenen Preise und das bereits länger laufende Sparprogramm „Shape and Size“, das allein für 250 Millionen gut sei, sagte Hüttmeyer.
2012 sank auch die Nettoverschuldung von 813 auf 770 Millionen Euro. Sie soll 2013 sogar auf 500 Millionen zurückgehen. Die erhoffte Steigerung der Eigenkapitalquote blieb allerdings weitgehend aus, statt auf 13,8 Prozent stieg sie lediglich von fünf auf sechs Prozent, weil in der Bilanz ein „Readjustment“ nach mehrjährigen Verlustvorträgen erforderlich wurde, wie Hüttmeyer erklärte. Für 2013 sagte er daher keine Zahl für die Erhöhung des Eigenkapitals voraus, sondern nannte lediglich ein „mittelfristiges“ Ziel von 20 Prozent. Auch das erste Quartal 2013 zeige ein schlechteres Ergebnis als der Vergleichzeitraum 2012, weil die „Turbine“-Maßnahmen erst vom 2. Quartal an ihre Effekte entfalteten. Sie sollen bei insgesamt 400 Millionen Euro liegen.