NABU bezieht Position gegen Feste Fehmarnbeltquerung (Elbtunnel-Vergleich im sechsten Absatz berichtigt: 150.000 Fahrzeuge täglich, nicht 15.000)
Berlin, 03. Juli (ssl) Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat seine Einwendungen gegen die Feste Fehmarnbeltquerung zwischen Deutschland und Dänemark eingereicht. Er hält den geplanten Tunnel für überflüssig, für zu teuer, für juristisch fragwürdig und ökologisch bedenklich. Nach Angaben der Betreiber soll die Straßen- und Eisenbahnverbindung alles in allem 6,5 Milliarden Euro einschließlich der Anbindung auf deutscher Seite kosten, nach Angaben des NABU könnten am Ende 14 Milliarden auf der Rechnung stehen.
Zurzeit läuft das Planfeststellungsverfahren; die Frist zum Einreichen der Einwendungen läuft am (heutigen) Donnerstag ab. Der Betreiber Femern A/S sprach erfreut von rund 2.000 Einwendungen, da bei Großprojekten dieser Art 18.000 bis 20.000 Einwendungen üblich seien.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke erklärte, sein Verband lehne das Projekt wegen der genannten Bedenken ab. Der Tunnel sei „Old School“ und basiere auf veralteten Berechnungen. Tschimpke forderte, derartige Großprojekte in Zukunft nur noch für öffentliche Verkehrsmittel zu realisieren.
Bisher rechnen die Betreiber mit einem Baubeginn vielleicht sogar schon im nächsten Jahr; Ende 2021 sollen die ersten Züge und Autos durch den 17,6 Kilometer langen Tunnel fahren. Dänemark trägt die Kosten, mit Ausnahme der Verkehrsanbindung auf deutscher Seite. Dazu gehören der Ausbau der bisher dorthin führenden zweispurigen Bundesstraße sowie der bisher eingleisigen Bahnstrecke einschließlich des Neubaus der gut 50 Jahre alten – wunderschönen, nebenbei bemerkt – Fehmarnsundbrücke. (Noch mehr Daten und Fakten zum Projekt gibt es hier.)
Der NABU bestreitet nach den Worten des Leiters Umweltpolitik für Norddeutschland, Malte Siegert, grundsätzlich die strategische Notwendigkeit des Projekts. „Praktisch verbindet man da zwei Rapsfelder“, sagte er am Donnerstag bei der Vorstellung der Einwände seines Verbandes. Die bestehenden festen Verbindungen über den Öresund und den Großen Belt seien völlig ausreichend, auch um den prognostizierten Verkehrszuwachs aufzunehmen.
Die Verkehrsprognosen seien schön gerechnet, erklärte Siegert. Die erwarteten 10.000 Fahrzeuge am Tag seien weniger als 10 Prozent der 150.000 Fahrzeuge, die täglich den Elbtunnel durchfahren. Und von den täglich 78 Güterzügen, die dort einmal täglich fahren sollen, würden die meisten von der derzeitigen Skandinavien-Route über die Storebelt- und Öresundquerung abgezogen. Zurzeit transportieren die Schiffe der Fehmarn-Route überhaupt keinen Güterzug, sondern lediglich ICE- und EC-Züge. Im übrigen entwickele sich der Verkehr nicht wie einst prognostiziert. Sei man vor einigen Jahren noch von einem Gesamtwachstum von 80 Prozent bis 2030 ausgegangen, so rechne etwa das Bundesverkehrsministerium jetzt nur noch mit 39 Prozent.
Juristisch sei das Projekt fragwürdig, sagte Siegert, weil nach Auffassung der NABU-Juristen der dänische Staat auf deutschem Hoheitsgebiet nicht als Vorhabenträger auftreten könne. Auf die Verankerung des Projekts in einem Staatsvertrag zu verweisen, schränke darüber hinaus die Freiheit der Behörden ein, es abzulehnen, und hebele die eigentlich geforderte „strategische Umweltprüfung“ aus. Dabei handelt es sich um die Prüfung, ob ein Vorhaben unter Berücksichtigung der vorhandenen Infrastruktur überhaupt nötig ist.
Ökologisch geht es beim Widerstand gegen die Querung neben lokalen Umweltbelastungen um die zumindest vorübergehende Zerstörung des Lebensraums am Meeresboden – der Tunnel soll nicht gebohrt, sondern durch die Versenkung 200 Meter langer Elemente auf dem Meeresgrund gebaut werden – sowie um den Erhalt der Schweinswale, für die die Ostsee um Fehmarn herum einen wichtigen Lebensraum darstelle. Zusammen mit den anderen Großprojekten werde überdies der Wasseraustausch zwischen Ost- und Nordsee erheblich verringert.
Zu dem von den Befürwortern angeführten gesellschaftspolitischen Aspekten, etwa der größeren Annäherung Skandinaviens an den Kontinent, merkte Siegert an: „Die Barrieren bleiben bestehen“, und führte die Sprache, die Währung und nicht zuletzt die Maut an. Er sprach von 150 Euro Pkw-Maut, die erhoben würden. Eine einfache Fahrt mit der Fähre per Auto kostet zurzeit zwischen 70 und 100 Euro.