Wer steigt für Ryanair bei Aer Lingus ein? -Ausstiegsankündigung des Billigfliegers gibt Spekulationen Raum
Wer will eine nach der Papierform florierende Fluggesellschaft mehrheitlich erwerben? Zu haben wäre mehr als die Hälfte der Anteile an der einstigen irischen Staatslinie Aer Lingus, deren Halbjahreszahlen solides Wachstum ausweisen. Der größte inländische Wettbewerber Ryanair bot am Dienstag seinen Aer-Lingus-Anteil von 29,7 Prozent zum Verkauf. Der irische Staat hat schon vor einiger Zeit bekundet, sich von seinem noch 25 Prozent betragenden Anteil trennen zu wollen. Weiterer Anteilseigner ist unter anderen die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi mit 2,9 Prozent, der auch 29,7 Prozent an Air Berlin gehören.
Ryanair hat in der Vergangenheit dreimal versucht, Aer Lingus vollständig zu übernehmen, war damit aber an den Wettbewerbsbehörden der EU und des Vereinigten Königreichs gescheitert. Letzteres ist auch für Irland zuständig, weil die Grüne Insel kein eigenes Kartellamt hat. Für Anfang September wird eine Entscheidung der britischen Behörde zu der Frage erwartet, ob Ryanair seine bisher gehaltenen Anteile verkaufen muss oder nicht, und dem Unternehmen nahe stehende Kreise mutmaßten nun, das Verkaufsangebot wolle Ryanair einer entsprechenden Anweisung zuvorkommen, auch wenn es die Bedenken der Aufseher am Dienstag erneut zurückwies.
Etihad hat seine Beteiligung an Aer Lingus damit begründet, besser ins Nordatlantikgeschäft zu kommen, das nach wie vor lukrativ ist und mit einer transatlantischen Freihandelszone wohl einen neuen Boom erleben wird. Zurzeit läuft das im wesentlichen über Codesharing von „EY“ (Etihad) mit „EI“ (Aer Lingus). „Mit Blick nach vorn“, heißt es auf der Homepage von Etihad, „diskutieren wir eine weitere Integration unseres Treueprogramms in das von Aer Lingus; es werden andere Möglichkeiten in Bezug auf Werbung und Kosten untersucht, um eine engere Zusammenarbeit in Bereichen wie gemeinsame Beschaffung zu entwickeln.“
So wäre denkbar, dass die Araber versuchen könnten, einen größeren Anteil an Aer Lingus zu erwerben. Mehr als 49 Prozent wären aber aus rechtlichen Gründen ohnehin nicht drin. Außerdem hat Ryanair sein Verkaufsangebot nur an EU-Airlines gerichtet. Bisher ist noch keine bekannt, die sich entsprechend geäußert hat.