Friedensangebot aus Arabien: Emirates offen für Lufthansa

Clark reagiert auf Öffnung der großen Allianzen (aktualisiert im 2. und 7. Absatz)

Der Airbus A380 "Berlin" der Lufthansa bei der Taufe in seiner Patenstadt vor einem Jahr. Nach Berlin möchte Emirates auch gerne fliegen.
Der Airbus A380 „Berlin“ der Lufthansa bei der Taufe in seiner Patenstadt vor einem Jahr. Nach Berlin möchte Emirates auch gerne fliegen.

Die arabische Fluggesellschaft Emirates hat überraschend Kooperationssignale in Richtung Lufthansa geschickt. Emirates-Präsident Tim Clark zeigte sich auf einer Konferenz in Dubai offen für ein „bilaterales Abkommen über eine bestimmte Zeitspanne“ mit der größten deutschen Airline. Als Gründe führte er, wie das Wirtschaftsmagazin „Arabian Business“ am Dienstag berichtete, die beginnende Öffnung der großen Allianzen im Luftverkehr an und nannte als Beispiel die seit einigen Monaten vom Emirates-Konkurrenten Etihad aktiv betriebene Zusammenarbeit mit Air France-KLM.

 

Lufthansa und Emirates pflegen seit Jahren eine gegenseitige Abneigung, weil Emirates mit Macht auf den europäischen Markt drängt und damit in einem der profitablen Langstreckenmärkte, nämlich dem nach Fernost, der Kranich-Linie erheblich zu schaffen macht. Die Lufthansa-Manager werden nicht müde, auf die strukturellen Vorteile der arabischen Gesellschaften hinzuweisen, die sie einerseits in der geostrategischen Lage der Hubs am Golf und andererseits in den für Arbeitgeber günstigeren sozialen und ökologischen Bedingungen dort sehen. „Sobald jemand bei Lufthansa sagt: Es ist eine gute Idee, mit Qatar, Emirates oder Etihad zu verhandeln, wird es eine Menge Ideen geben. Und das könnte der Anfang von irgendetwas sein“, zitierte das Blatt Clark.

Auf der anderen Seite beklagt Emirates die von der Lufthansa massiv unterstützte Verweigerungshaltung der Bundesregierung zur Forderung nach einer Ausdehnung der Emirates-Landerechte über die vier bereits bedienten Flughäfen in Deutschland – Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und München – hinaus. Die Bundesregierung argumentierte sinngemäß: „Wenn Emirates nach Berlin wollen, sollen sie einen anderen Zielhafen aufgeben.“

 

Clark lobte nun erstmals in seiner Stellungnahme die Haltung der Bundesregierung als im europäischen Vergleich „besonders großzügig“, wenngleich er nach wie vor die Verweigerung weiterer Landerechte als „Verlust nicht nur für uns, sondern auch für die deutschen Reisenden“ beklagte.

Etihad wächst sehr schnell

Die Friedensangebote sind wohl auch darin begründet, dass der direkte Emirates-Konkurrent Etihad in jüngster Zeit weltweit reichlich Code-Sharing-Abkommen abgeschlossen hat und damit aus der Rolle des „kleinen aber feinen“ Carriers, den ein Global Player wie Emirates neben sich tolerieren kann, herauswächst. Beide Gesellschaften haben sich bisher aus den greoßen Allianzen herausgehalten, aber mit Mitgliedern verschiedener Bündnisse bilaterale Kooperationen geschlossen.

In Europa schöpft Etihad mit seinen Beteiligungen an Air Berlin und in kleinem Rahmen auch an Aer Lingus sowie mit der Kooperation mit Air France einen großen Teil des Fernost-Marktes ab. Am anderen Ende hat Etihad gerade mit den indischen Jet Airways ein Kooperationsabkommen geschlossen. Für die Lufthansa könnte das Angebot interessant werden, weil sie sich durch das Air-Berlin-Etihad-Modell ebenfalls in Zugzwang sieht und ohnehin unter starkem Kostendruck steht.

Ferner erwächst ihr, aber auch den Golf-Airlines in Istanbul eine starke Konkurrenz: Dort soll der größte Flughafen der Welt entstehen. 150 Millionen Fluggäste sollen ab dem kommenden Jahrzehnt dort ein- und aussteigen (Zum Vergleich: der neue Berliner Flughafen ist auf 27-30 Millionen ausgelegt), und die Bausumme wird mit umgerechnet 22 Milliarden Euro veranschlagt (Berlin etwa fünf Milliarden). Außerdem verfolgt Turkish Airlines gewaltige Expansionspläne: Zur bisherigen Flotte von etwa 200 Flugzeugen sind in den letzten Wochen Bestellungen über 117 Airbus- und 95 Boeing-Jets dazugekommen.

Die Rollen der erwähnten Gesellschaften in der internationalen Zivilluftfahrt

Die Lufthansa Gruppe (einschließlich Swiss, Austrian, Brussels Airlines) gilt nach der Zahl der beförderten Passagiere als drittgrößte Fluggesellschaft der Welt (103 Millionen Passagiere 2012) Air France-KLM notiert die IATA mit 77,5 Millionen auf Platz acht, während Emirates mit 32,7 Millionen nicht unter den ersten zehn der global operierenden Gesellschaften zu finden ist, obwohl sie weltweit präsent ist. Etihad aus Abu Dhabi nannte für 2012 rund 10,2 Millionen Passagiere, Tendenz stark steigend  mit einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Air Berlin beförderte 2012 mehr als 33 Millionen Fluggäste. Turkish nannte für 2012 rund 39 Millionen Fluggäste, will diese Zahl aber jährlich im zweistelligen Prozentbereich erhöhen. Die Rangliste wird von US-Gesellschaften wegen des hohen Inlands-Flugaufkommens dominiert, mit dem keine andere Fluggesellschaft der Welt bisher mithalten kann – von der Lufthansa-Gruppe abgesehen. Die ersten acht der Top Ten bei Inlandsflügen sind ausschließlich US-amerikanische und chinesische Airlines.