Bahnindustrie an Jobsuchende: „Wir sind sexy“

Stellenbörse „Schienenjobs“ gestartet – Bahnindustrie, Verkehrsunternehmen und Gewerkschaft wollen mehr Interesse für die Branche wecken – Unter der Regie der Allianz pro Schiene

Die neue Stellenbörse für Jobs in der Bahnbranche.
Die neue Stellenbörse für Jobs in der Bahnbranche.

Berlin, 24. Oktober (ssl) Mit einer umfassenden Jobbörse will die deutsche Schienenbranche ihr Image bei Berufseinsteigern aufbessern und  neues Personal gewinnen, insbesondere für ihre absoluten Mangelberufe Lokführer und Ingenieur. Unter der Regie der Allianz pro Schiene startete am Donnerstag in Berlin das Portal schienenjobs.de . 

Zurzeit sind den Angaben zufolge rund 5.000 Stellen in der Börse zu finden. Sie wirkt in ihrer jetzt gestarteten ersten Stufe als Metacrawler, sucht sich also die Daten aus den Karriereseiten der Allianz-pro-Schiene– Mitglieder und anderer Unternehmen zusammen und bietet sie an. Später soll sie auch die Möglichkeit bieten, dass der Stellensucher sein persönliches Karriereprofil speichert und automatisch benachrichtigt wird, wenn in der Börse passende Jobs angeboten werden.

Mit im Zug sind die Deutsche Bahn AG, der Verband der Bahnindustrie (VDB), der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der internationale Konzern Bombardier und die Gewerkschaft EVG. Ihren Angaben zufolge gibt die Branche rund 600.000 Menschen Arbeit. Bombardier-Arbeitsdirektorin Susanne Kortendick wies darauf hin, dass – anders als etwa bei der Autoindustrie – Ingenieure sich kreativ einbringen könnten und weltweite Entwicklungs- und Aufstiegschancen hätten. VDB-Hauptgeschäftsführer Ronald Pörner gab die Parole aus: „Wir sind nicht old-fashioned; wir sind sexy.“ Er verwies darauf, dass in seinem Verband auch viele Mittelständler seien, die zwar global agierten, aber oft nicht über die Ressourcen verfügten, nach qualifizierten Arbeitskräften zum Beispiel in Südeuropa zu suchen.

Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege erklärte, Lokführer sei im Moment derjenige Beruf in Deutschland, bei dem die Neubesetzung einer Stelle mit sieben Monaten am längsten dauert. Der Vizevorsitzende der EVG, Klaus-Dieter Hommel, führte den großen Bedarf der Branche darauf zurück, dass in der Vergangenheit die Entwicklung vor lauter Rationalisierungsdruck wohl „verschlafen“ worden sei. „Wir wollen Menschen gewinnen, die noch nicht bei der Bahn arbeiten“, sagte er. Mainz, wo im Sommer aus Mangel an Fahrdienstleitern große Teile des Zugverkehrs ausfielen, sei zum Synonym dafür geworden, dass die Tätigkeiten in der Branche „nicht von heute auf morgen“ erlernbar seien. Für ihn glichen aus der Personalnot geborene Ausbildungszeiten von drei bis vier Monaten für Lokführer oder Fahrdienstleiter einer „Schnellbesohlung“. So etwas dürfe nicht dauerhaft eingeführt werden. Für den VDV sagte Geschäftsführer Martin Henke, der Nahverkehr einschließlich der Busbetriebe benötige bis 2020 rund 30.000 Neueinstellungen. Die Deutsche Bahn alleine kalkuliert mit rund 10.000 Neueinstellungen pro Jahr – allein das seien mehr als die gesamte deutsche Autoindustrie einstellen wolle, sagte Flege.