Den deutschen Autoherstellern droht nach Ansicht von VDA-Präsident Matthias Wissmann echte Konkurrenz zurzeit nur aus Korea und Japan. Auf eine Frage nach der Bedeutung der west- und südeuropäischen Hersteller antwortete Wissmann am Dienstag in Berlin: „Die härtesten Wettbewerber kommen aus Asien.“ Italien beispielsweise habe im vergangenen Jahr lediglich 400.000 bis 500.000 Fahrzeuge produziert, die deutschen Hersteller im Inland jedoch 5,4 Millionen.
Auch die Märkte in Spanien, Frankreich und Italien hätten deutlich an Volumen verloren, erklärte Wissmann bei der Halbjahres-Pressekonferenz des Verbandes der Automobilhersteller. „Allein in diesen drei Ländern werden 2013 2,5 Millionen Autos weniger verkauft als im Jahr 2007 – statt 6,2 Millionen nur noch 3,7 Millionen Neuwagen.“ Er führte das auf Kaufzurückhaltung wegen der Unsicherheiten über die Staatsschuldenkrise zurück und vermutete, dass sich ein Nachholbedarf aufbaue. „Die rund drei Millionen Neuwagenkäufer, die heute fehlen, sind nicht etwa alle auf die S-Bahn umgestiegen oder nutzen nur noch Carsharing-Angebote.“
Der Rückgang trifft allerdings auch den deutschen Markt, wo im ersten Halbjahr die Neuzulassungen um acht Prozent zurückgingen. Er gab sich dennoch zuversichtlich, dass die Hersteller diesen Rückgang unbeschadet überstehen würden, da in China und vor allem in den Vereinigten Staaten der Markt deutlich gewachsen sei. Ende 2013 würden die Zahlen zeigen, dass in den letzten vier Jahren „der zusätzliche Absatz in den USA und China viermal so groß sein wird wie der Verlust auf dem westeuropäischen Markt“.
Wissmann räumte für die deutschen Hersteller ein: „Wir sitzen auf einem hohen Ross.“ Der größte Fehler wäre allerdings, darüber so stolz zu werden, dass man die Konkurrenz aus den Augen verliere. Die deutsche Industrie habe selbst hohes Interesse, dass der westeuropäische Markt sich erholt. „Wir müssen in Brüssel gemeinsam antreten.“
Scharf kritisierte der VDA-Präsident den jüngsten Vorstoß der EU-Kommission zur weiteren Reduzierung der CO2-Emissionen auf 95 Gramm bis 2020. Das sei nicht allein mit konventionellen Antrieben machbar, sagte Wissmann, und forderte deshalb weitere Maßnahmen zur Implementierung alternativer Antriebe auf dem Markt. Sollte der Vorstoß verbindlich werden, wären es die weltweit schärfsten Vorgaben zur Reduzierung des Treibhausgases.