Bahn will zu den Ferien wieder geordneten Fahrplan bieten

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Strecke Berlin-Hannover noch Wochen gesperrt – 1.000 Züge ausgefallen

 

Wittenberge/Berlin, 14. Juni (ssl) Bahnfahrer müssen sich noch für mehrere Wochen auf hochwasserbedingte Verspätungen und Zugausfälle einstellen. „Wir tun alles, damit in den Sommerferien das Angebot wieder steht“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube am Freitag bei einem Besuch des DB-Instandhaltungswerks Wittenberge. Dort haben die Mitarbeiter in tagelangen 24-Stunden-Schichten einen 1,6 Kilometer langen Deich aus Sandsäcken um das Werk gebaut, um die Fluten des Flüsschens Stepenitz von den Anlagen fernzuhalten. Der sonst drei Meter breite Nebenfluss der Elbe hat die Gegend westlich Wittenberges in eine Seenlandschaft verwandelt.

Die nun schon mehr als zwei Wochen andauernde Hochwasserlage hat die Deutsche Bahn AG schwer getroffen, wie Grube erklärte. 13.000 Züge konnten nicht planmäßig gefahren werden, 1.000 davon fielen ganz aus und 5.000 konnten nur Teilstrecken fahren. Den möglichen Schaden bezifferte Grube auf eine „sehr hohe dreistellige Millionensumme“. Bei der Flut 2002 verzeichnete die Bahn AG 850 Millionen Euro Schäden sowie 90 Millionen Einnahmeausfälle. Genaueres könne erst gesagt werden, wenn das Wasser wieder weg sei und die betroffenen Strecken untersucht worden seien.

Die schwersten Auswirkungen hatte die Katastrophe auf die ICE-Schnellstrecke Berlin-Hannover. Sie wurde auf mehrere Kilometer länger überflutet, nachdem in Sachsen-Anhalt bei Fischbeck ein Deich gebrochen war. Zuvor war die Strecke zwar auch zunächst nur mit geringem Tempo befahrbar und dann wegen einer Brückensperrung unbefahrbar. Durch die Überspülung könnte aber der Unterbau beschädigt worden sein, von der elektronischen Ausrüstung der Strecke ganz zu schweigen, wie Grube berichtete. Es werde damit gerechnet, dass das Wasser in etwa einer Woche wieder zurückgegangen sein werde. Dann müsse die Strecke auf Schäden untersucht werden, was mindestens eine weitere Woche dauere. Wie lange eventuelle Reparaturarbeiten dann dauerte, sei noch nicht absehbar, sagte der Bahnchef.

Grube äußerte sich insagesamt zufrieden darüber, dass der Verkehr trotzdem „relativ ordentlich“ abgelaufen sei. Im Fernverkehr seien 70 Prozent aller Züge pünktlich. Gesperrt sind neben der Strecke Berlin-Hannover, deren Züge jetzt über Magdeburg mit rund 60 Minuten Fahrzeitverlängerung umgeleitet werden, auch noch Strecken in Sachsen-Anhalt und Bayern gesperrt.

 

„Das schweißt zusammen“

 

In Wittenberge, wo die DB der größte Arbeitgeber neben der Stadt selbst ist, dankte Grube den rund 1.000 Beschäftigten für ihren unermüdlichen Einsatz. Werksleiter Dietmar Schmidt berichtete, wie er in der Nacht zum 3. Juni eine Alarmmeldung erhalten habe und sofort einen Krisenstab einberief. Er ernannte einen ehemaligen Feuerwehrmann zum Baustellenleiter, und bald wurde ihnen klar, dass sie mehr oder weniger das gesamte Werk mit einem Wall aus Sandsäcken errichten müssten, „sonst läuft uns das Werk von hinten voll“. Die Strecke Hamburg-Berlin, an der das Werk liegt, verläuft auf einem Damm.Schmidt sagte, er sei auf das Bauwerk stolz, „auch wenn es nicht gebraucht worden ist“. Die Fluten machten wider Erwarten unterhalb der Acht-Meter-Marke halt. Dennoch wird mit Blick auf künftige Witterungsentwicklungen erwogen, den Damm aus rund 100.000 Sandsäcken um das Werk stehen zu lassen. Grube sagte, auch wenn der Deich seine Stabilität letztlich nicht unter Beweis stellen musste, habe die Arbeit „doch einen schönen Nebeneffekt gehabt: Sie schweißt zusammen.“

 

Bernd Lindow, Leiter der Unteren Wasserbehörde in Wittenberge.