Meine Lektüre in den ersten vier Monaten 2024 – Folge 14 des Lesetagebuchs
Berlin, Juni 2024 (ssl) Ein Bestseller und zwei uralte Bücher sind die Highlights der Lektüre des ersten Drittels dieses Jahres. Am meisten beeindruckt hat mich neben „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke der mehr als 200 Jahre alte Reisebericht von Georg Forster „Reise um die Welt“, der viele der heute diskutierten ethischen Probleme des „Westens“ bereits andiskutiert, und zwar aus einer Perspektive, die von der deutschen Geschichtsschreibung lange Zeit bewusst ignoriert wurde.
Dieses Faksimile einer Einladung an Kant mit handschriftlichen Notizen des Philosophen ist Bestandteil des hier besprochenen Buchs “Der alte Kant”.
Timo Küntzles Buch „Landverstand“ kämpft gegen Wissenschaftsfeindlichkeit
Berlin, 09. April (ssl) Die Agentur, die „Landverstand“ von Timo Küntzle promotet, nennt es ein „Streitbuch“, und das ist es auch. Es streitet für eine sachlichere Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken, den Irrwegen und Notwendigkeiten einer modernen Landwirtschaft, deren Aufgabe es ist, bald zehn Milliarden Menschen das tägliche Brot zu sichern. Mit ausführlichem Zahlenmaterial, mit Studien und Quellen kämpft der Autor heldenhaft und zu Recht gegen Verallgemeinerungen und Herabwürdigungen industrieller und wissenschaftlicher Leistungen. Er gleitet dabei aber hin und wieder in Pauschalurteile über die Bio-Befürworter ab, obwohl er selbst Journalist ist, aber auch Agrarwissenschaftler.
Meine Lektüre im ersten Quartal 2022 – Von Younghusband über Zweig zu Schrott
Berlin, 17. Februar 2022 (ssl) Nun gehen meine gesammelten pandemischen Leseerfahrungen schon ins dritte Jahr. Es ist eher Zufall, dass sie diesmal mit Büchern über individuelle Methoden und Erfahrungen beginnen, wie sich der/die Einzelne durch Naturerfahrung, ob extrem oder alltäglich, möglicherweise höhere, auf jeden Fall aber optimistische Lebensperspektiven aneignen kann, aber in anhaltenden Corona-Zwängen kann das ja nicht schaden. Bemerkenswert ist dabei, dass das Erscheinungsdatum der beiden ersten Bücher knapp 90 Jahre auseinander liegt.
Mohn. Zu dem Buch “Wo die wilden Pflanzen wohnen” (#54)
(Zur Systematik, oder besser gesagt: Anarchie, der Buchauswahl finden Sie etwas am Ende des Posts.)
Ewald Webers Pflanzenbuch: Wo die wilden Pflanzen wohnen
Berlin, 03. Februar (ssl) Wussten Sie, dass es Rechtswinder und Linkswinder gibt? Im Gegensatz zu den HänderInnen beim Menschen sind bei den Schlingpflanzen die Rechtswinder die Ausnahme, also jene, die sich – wie der Hopfen – im Uhrzeigersinn um ihre Stütze herum hochwinden. Dies und andere botanische Details wild wachsender heimischer Pflanzen lernt, wer „Wo die wilden Pflanzen wachsen“ des Potsdamer Biologen Ewald Weber liest. In dem mit anschaulichen bunten Aquarellen und Schwarzweiß-Zeichnungen von Rita Mühlbauer ausgestatteten Buch nimmt er sich kleine und große, unscheinbare und geradezu gewaltige Pflanzen vor und erklärt, wo ihr Platz im Gefüge der Biosphäre ist beziehungsweise wo der Mensch in seinem Bemühen, die Welt zu kultivieren, ihnen einen Platz gelassen hat.