Tickets für Busse und Bahnen werden wohl um 3,5 Prozent teurer

Verkehrsunternehmen beklagen mangelnde Nachhaltigkeit bei Finanzierungsinstrumenten – Kostendeckungsgrad gesunken – Lärmreduzierungs-Vorgaben des Koalitionsvertrags angeblich unerfüllbar

Nahverkehrspreise werden dieses Jahr um drei bis 3,5 Prozent steigen. Hier ein Doppelstock-Triebzug der ODEG, wie er in Berlin fährt. Foto: stadlerrrail.com
Nahverkehrspreise werden dieses Jahr um drei bis 3,5 Prozent steigen. Hier ein Doppelstock-Triebzug der ODEG, wie er in Berlin fährt. Foto: stadlerrrail.com

Berlin, 6. Februar (ssl) Trotz Fahrgastzuwachs und höherer Einnahmen aus Ticketpreisen ist der Kostendeckungsgrad im öffentlichen Nahverkehr auf 77,1 Prozent gesunken. Unter anderem deshalb dürften die Fahrpreise im öffentlichen Verkehr in diesem Jahr wieder um drei bis 3,5 Prozent steigen, wie der Präsident des Verbandes der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV), Jürgen Fenske, am Donnerstag in Berlin erklärte. „Der wirtschaftliche Druck wird in den nächsten Jahren nicht leichter werden“, sagte er und mahnte bei der Politik die seit Jahren anstehende Neuverhandlung der Finanzierungsinstrumente an.

Die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr stieg 2013 um 0,8 Prozent auf 9,8 Milliarden, die Ticketeinnahmen um 3,3 Prozent auf rund 11 Milliarden Euro. Das führte Fenske einerseits auf Tariferhöhungen zurück, andererseits seien aber auch Kunden dazugekommen. Selbst der wenig dynamische Bus-Nahverkehr habe durchschnittlich um 0,5 Prozent zugenommen. Das lasse allerdings keinen Rückschluss auf die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum zu, schränkte der VDV-Präsident ein. Dort nimmt er offenbar weiter ab, denn Fenske forderte, in Überlegungen zur Anpassung des Angebots an die Nachfrage auch die Ticketpreise ohne Tabus zu betrachten.

Fenske kritisierte die Koalitionsvereinbarung der schwarz-roten Bundesregierung: „Die alten Themen sind die neuen Themen.“ Weder bei der Frage der Infrastrukturfinanzierung seine Lösungen absehbar, die das Problem tatsächlich beheben könnten, noch bei der Neuverhandlung der auslaufenden Verträge über die Gemeindeverkehrsfinanzierung. Er lobte allerdings die Einigung auf ein Finanzierungsmodell für die großen Infrastrukturprobleme, das der jährlichen Neuverhandlung durch die Haushaltspolitiker entzogen werde, auch wenn noch kein konkretes Modell festgelegt sei. In der Schweiz wird am Sonntag (9. Februar) über eine Fondslösung zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur abgestimmt, die diese Forderung erfüllt.

Grafik: VDV
Grafik: VDV

VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff kritisierte das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel zur Minderung des Schienenlärms als unrealistisch. Um, wie dort gefordert, bis 2016 die Hälfte aller Güterwagen auf „leise Sohlen“ umzurüsten, fehle jegliche Kapazität. Es handele sich um 90.000 Güterwagen. Pro Stück würden 24 Bremssohlen benötigt, das entspreche rund zwei Millionen Stück. Die innerhalb von zwei Jahren herzustellen, dafür fehlten der Industrie schlicht die Kapazitäten. Und wenn dann die lauten Waggons nachts nicht mehr fahren dürften, bezweifele er, dass das Netz tagsüber die geforderte Kapazität für die Güterzugfahrten hergebe, sagte Wolff.