Schnell ist beim ICE wieder wichtig

Deutsche Bahn bestellt 43 weitere ICE 3neo – Spitzengeschwindigkeit 320 km/h

ICE 3neo Baureihe 408 (Velaro) des Herstellers Siemens Mobility auf Versuchsfahrt / Sonderfahrt durch das EVU RailAdventure GmbH auf dem Netz der DB. Die ICE 3 Baureihe 408 wird im Laufe des Jahres 2022 Bestandteil der ICE-Flotte des DB Fernverkehr.

© Foto: Deutsche Bahn AG /Volker Emersleben

Berlin, 01. Februar (ssl) Die Deutsche Bahn macht wieder Tempo. Vorstandschef Richard Lutz und Siemens-CEO Roland Busch gaben am Dienstag in Berlin die Bestellung von 40 Hochgeschwindigkeitszügen des Typs ICE 3neo mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro bekannt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der bestellten Züge auf 73. Vor dem ersten Exemplar dieser 320 km/h schnellen Variante des Siemens-Erfolgszuges Velaro standen bei der Präsentation im DB-Werk Berlin-Rummelsburg Busch, Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

Der neue Zug ist in der Rekordgeschwindigkeit von gut einem Jahr entwickelt worden, nachdem die erste Bestellung über 30 Exemplare im Sommer 2020 herausgegangen war, wie Lutz betonte. Die Bahn habe damit einen guten Mix aus Zügen mit unterschiedlichen Geschwindigkeits-Kennlinien. Der bisher modernste Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn, der ICE 4, von dem auch noch nicht alle bestellten Exemplare ausgeliefert sind, ist lediglich auf 250 km/h ausgelegt. Das hatte die Bahn seinerzeit damit begründet, dass die meisten ICE-Verbindungen wegen der polyzentrischen Struktur des Netzes ohnehin nicht auf langen für Tempo 300 ausgelegten Strecken wie Berlin-München und Frankfurt -Köln fahren. Inzwischen gebe es aber wegen der zu erwartenden erhöhten Nachfrage mehr Bedarf auf genau diesen Strecken, und deshalb müssten auch weiter schnellere Züge her. Auch der ICE 4 sei jetzt für 265 km/h zugelassen. „Wir müssen vor die nächste Nachfragewelle kommen“, wandelte Lutz einen Satz aus der Corona-Diskussion ab.

Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz (DB, links) und Roland Busch (Siemens AG, rechts) gaben den Auftrag in Berlin im Beisein von Bundesverkehrsminister Volker Wissing bekannt. Die DB erweitert ihre Flotte so um insgesamt 73 ICE 3neo.

© Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Lutz betonte außerdem, dass er noch weiteren Bedarf zum Ausbau des Netzes insbesondere in Ost-West-Richtung für solche schnellen Strecken sehe, und nannte insbesondere die bereits diskutierte Neubaustrecke Hannover-Bielefeld und eine Ertüchtigung der bestehenden Strecke Hannover-Berlin auf 300 km/h. Hier wird derzeit fahrplanmäßig „nur“ mit Tempo 250 gefahren.

Busch nannte den künftigen Fuhrpark der Deutschen Bahn mit sehr schnellen und nicht ganz so schnellen Zügen vernünftig, weil eine Zulassung für mehr als Tempo 250 teure Veränderungen im Design verlange und die Energieffizienz geringer sei, weil der Zug schwerer und gleichzeitig schneller werde. Er nannte den ICE das Herzstück des Deutschland-Takts, den Lutz jetzt Schritt für Schritt umzusetzen versprach.

Der ICE 3neo (Baureihe 408) bietet nach Lutz’ Angaben zahlreiche Verbesserungen für die Fahrgäste: Es gibt Fahrrad-Abstellplätze, mehr Platz für Gepäck und eine Tür mit einem Hublift für Rollstühle. Dazu kommt eine fast unsichtbare, aber lange gewünschte Verbesserung: Die Scheiben lassen Mobilfunk-Wellen durch. Das ist bei den alten ICEs nicht der Fall und führt zu häufigen Ausfällen beim Handy-Empfang.

Laut Busch sollen alle 73 Züge bis Ende 2029 ausgeliefert sein; bis Ende dieses Jahres werden weitere zwei erwartet. Ihre ersten Einsätze sind zwischen Nordrhein-Westfalen und München geplant. Grundsätzlich sind sie dank modularen Aufbaus auch für die Fahrstromnetze in Belgien, den Niederlanden und der Schweiz geeignet, sodass sie auch die Verbindungen zwischen Amsterdam und Zürich oder Wien umsteigefrei bedienen können.

ICE 3neo Baureihe 408, Innenaufnahme. © Foto:Deutsche Bahn AG/ Volker Emersleben

Das Grundmodell des ICE 3 ist der Siemens-Typ Velaro, laut Busch der Hochgeschwindigkeitszug, „der die meisten Länder sieht“. Er verkehrt in unterschiedlicher Auslegung unter anderem in Russland und Spanien. Busch sagte, auch für die USA gebe es interessante Export-Aussichten. Das sagen Siemens-Chefs allerdings schon seit Jahrzehnten, ohne dass ein Exporterfolg bisher gemeldet werden konnte.

Züge des Typs ICE 3 fahren bereits seit 2000 als Baureihe 403/406 auf deutschen Schienen. Es waren die ersten, die für eine fahrplanmäßige Geschwindigkeit von 300 km/h zugelassen waren, die damals lediglich auf der Strecke Köln-Frankfurt erlaubt war. 2013 kam eine zweite Generation hinzu. 2017 wurde die erste Generation grunderneuert. Sie verbinden inzwischen auch auf der Schnellfahrstrecke Paris-Ostfrankreich die französische Hauptstadt mit Frankfurt und Stuttgart.

Fahrradstellplätze gibt es auch. © Foto: Deutsche Bahn AG/Volker Emersleben.