Ohne Kabel in die BER-Zukunft

Es geht auch ein paar Nummern kleiner – Ein Bausatz für den Airport

Kran und Betonmischer stehen bereit. Es kann losgehen: Der BER im Westentaschenformat. Copyright alle Fotos: Thomas Rietig

Berlin, 31. Oktober (ssl) Nun wird der Berliner Hauptstadtflughafen endlich eröffnet. Wer nicht selbst dabei sein kann oder vorerst nicht zum Fliegen kommt, kann sich trotzdem ein kleines BER-Event mit einem neuen Bausatz nebst Broschüre schaffen. Wir haben ihn zusammengebastelt.

Da in Corona-Zeiten fast alle Geschichten mit „Eigentlich…“ anfangen, schließen wir uns diesem Brauch an: Eigentlich ist das hier eine Buchbesprechung, denn der Bausatz hat eine ISBN-Nummer – wohl wegen der Broschüre, deren Text in Deutsch oder Englisch keine neuen BER-Witze birgt, aber die soll es ja jetzt auch nicht mehr geben. Wir finden eine Zeittafel ab 1909, als der Flughafen Johannisthal eröffnet wurde, ein Porträt des Flughafen-Namenspatrons Willy Brandt, einen kurzen Abriss der Baugeschichte und ein paar Baustellenbilder. Keine Überraschungen also. Daher besprechen wir jetzt den zugehörigen Bausatz.

Im Kleinen ist die Zukunft kabellos. Die Macher des Bausatzes haben sich den klassischen Satz aller WLAN-Befürworter und BER-Geschädigten zu Herzen genommen und darauf verzichtet, den Bausatz irgendwie zu verkabeln, und sei es für eine Batteriebeleuchtung. Es ist ohnehin kein Durchblick ins Innere möglich; nicht einmal der Tower verfügt über Fenster. Ein Vorbild für die Großen? Fluglotsen sitzen ja auch nur vor Monitoren.

Wie der Tower bestehen auch Vorfeld und Terminal aus „Noppensteinen“ (hier den Firmennamen zu nennen, den jeder erwartet, wäre falsch). 158 Teile sind es laut Hersteller; ich habe nicht nachgezählt. Für 20 Euro nicht gerade ein Schnäppchen. Aber der BER war ja auch teurer als erwartet. Sie sind voll kompatibel zu Lego-Steinen, fassen sich so an und sehen auch so aus (abgesehen vom Herstellernamen auf den Noppen), so dass man als Familienvater vor einer lösbaren Aufgabe steht.

Vorher aber das unvermeidliche Umwelt-Gemecker: Die stabile Pappschachtel ist in eine Plastiktüte eingeschweißt, die Steine sind in einer weiteren Plastiktüte eingeschweißt, in die wiederum eine dritte Plastiktüte für die ganz, ganz kleinen Teile eingeschweißt ist. Außer der Schere braucht der kleine Baumeister aber keine weiteren Werkzeuge.

Die Bauanleitung, die 20 der 40 Broschürenseiten einnimmt, ist so detailliert, dass der Zusammenbau problemlos vonstatten geht. Wir haben aber auch keine Behörden eingeschaltet. Wie bei dem tatsächlichen Bau-“Fortschritt“ auch, beginnt das Werk mit dem Vorfeld, dessen Platten die klassischen Noppen überdecken. Es folgt das Terminalgebäude selbst, und kurz vor Schluss stehen die acht weißen Fluggastbrücken auf dem Programm (Terminal 2, an dem weiter untergebracht werden könnten, ist noch nicht in Betrieb). Ohne Reklame für Autovermieter.

Das Bauwerk steht am Ende auf einer Grundfläche von 127 mal 143 Millimetern. Passt auf jeden Schreibtisch. Bauzeit 40 Minuten. Beim BER werden rund 15 Jahre zusammenkommen. Beide Bauwerke krönt ein Tower. Der des Bausatzes entspricht in Form und Bau-Abfolge nicht ganz der Realität; der Vorbildtower hat eine deutlich andere Form als das runde Noppenstein-Gebäude, und er ist auch schon einige Jahre in Betrieb. Dafür steht er an der richtigen Stelle, nämlich wie beim Vorbild optisch irgendwie im Weg. Aber immerhin haben es zwei – maßstäblich allerdings nicht ganz passende – historische Flieger zur Eröffnung unseres Mikro-BERs geschafft: eine Super-Connie der Lufthansa und ein Airbus der Interflug (letztere ist ja sozusagen die Haus-Airline dieses Flugfeldes gewesen).

Am Ende bleibt ein Teil übrig: Eine kleine weiße Fluggastbrücke. Die bewahren wir für die nächsten Terminals auf.

Nach 40 Minuten betriebsbereit. Zwei Oldtimer haben schon angedockt.

Am Ende bleibt ein Teil übrig: Eine kleine weiße Fluggastbrücke. Die bewahren wir für die nächsten Terminals auf.

Andreas Späth/Klaus Kiunke: Flughafen Berlin Brandenburg aus Noppensteinen. Buch und Bauset aus 158 Steinen. Königswinter 2020: Brandenburgisches Verlagshaus Math. Winter GmbH. ISBN 978-3-96058-309-7. 19,99 Euro.- Hinweis: Der Bausatz wurde uns vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.

Dieser Beitrag ist erstmals am 17. Oktober 2020 auf airliners.de erschienen.