Autohersteller vor großen Herausforderungen

Tiefer Einbruch im Dezember in Deutschland – Hohe US-Zahlen beim Autoabsatz zeigen nur Volatilität

Autos in Deutschland ...
Autos in Deutschland …

Drastische Einbußen haben die Autohersteller im Dezember in Deutschland hinnehmen müssen. Minus 16 Prozent insgesamt, minus 19 Prozent bei den deutschen, minus 10 Prozent bei den ausländischen Produzenten meldete der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Jahresende. Tags darauf gab er einen gegenteiligen Trend bekannt: fast genau so hohe Zuwachsraten der deutschen Autobauer am US-Markt für das Gesamtjahr 2012.

Trotz dieses Wachstums steht die Autoindustrie in den großen Märkten vor enormen Herausforderungen. Wenige Tage vor der am 14. Januar beginnenden Autoshow in Detroit konnte VDA-Präsident Matthias Wissmann zwar verkünden, dass die deutschen Konzernmarken mit deutlich höheren Zulassungszahlen als die heimischen Hersteller gewachsen sind. Sie setzten 1,27 Millionen Autos ab, 21 Prozent mehr als im Jahr davor, während der US-Gesamtmarkt für Pkw und „Light Trucks“ nur um gut 13 Prozent zulegte.

Diese Rekordmarken sind aber nach Einschätzung von Analysten auch „Angstkäufen“ zu verdanken – Kunden, die eine Rezession wegen höherer Steuern fürchteten, haben schnell noch ein Auto gekauft. Was der Welt bei extrem nachlassender Kaufbereitschaft der US-Bürger droht, wurde ja in Horrorszenarien vor der halbherzigen Überwindung der Fiskalklippe ausführlich beschrieben. Diese Gefahr ist noch nicht gebannt, sondern nur um zwei Monate vertagt.

Aber selbst wenn die Rezession nicht kommt, ist damit zu rechnen, dass die Dynamik nur von kurzer Dauer ist, wie Wissmann auch zwischen den Zeilen in dem Statement durchblicken ließ: „Wir setzen alles daran, um die Erfolgsgeschichte der deutschen Automobilindustrie in den Vereinigten Staaten auch in diesem Jahr fortzuschreiben.“ Die deutsche Industrie, die ja zu weiten Teilen von der Autoproduktion bestimmt wird, und ihre Arbeitnehmer sollten daher die Warnsignale wahrnehmen und nachhaltiger denn je wirtschaften.

Für den zweiten großen Markt, Deutschland und Westeuropa, sind die Aussichten auch alles andere als rosig. Für Deutschland registrierte der VDA 2012 einen von Wissmann als moderat bezeichneten Rückgang bei den Neuzulassungen von drei Prozent auf 3,1 Millionen Einheiten, für Westeuropa sogar einen Rückgang von etwa acht Prozent. Für Deutschland machte der VDA-Präsident ausschließlich externe Faktoren verantwortlich wie etwa „Verunsicherung durch die Schuldenkrise“ trotz „ordentlicher“ Einkommens- und Beschäftigungslage.

Die Verunsicherung dürfte aber anhalten. Entsprechend fiel auch seine Prognose aus. In Deutschland würden 2013 drei Millionen Autos zugelassen, was einem weiteren Rückgang um drei Prozent entspricht. Bezogen auf die Gesamtkonjunktur meinte er: „Mit Wachstum ist also 2013 im Inland nicht zu rechnen, aber auch nicht mit einem Absturz. Eines ist sicher: Der Gegenwind nimmt zu. Darauf richten wir uns ein“, betonte er.

Das klang fast wie eine Ermahnung. Denn die Industrie hat offenbar bis zum Herbst deutlich über den Bedarf hinaus produziert: „Gerade in den letzten Monaten haben die Hersteller die Produktion stärker zurückgenommen, als es die aktuelle Marktnachfrage eigentlich erfordert. Damit wird auch das Ziel verfolgt, die Pkw-Lagerbestände zu verringern“.

Und für Dezember, in dem der Absatz der deutschen Hersteller um 19 Prozent zurückging, konnte er noch den Kalender als Ursache bemühen: Der Weihnachtsmonat habe 2012 weniger Arbeitstage weniger gehabt als 2011, also „ein Fünftel“. Ob in diesen vier Tagen zwischen dem 20. und 30. Dezember auch ein Fünftel der Autoproduktion an den Mann gebracht worden wäre, darf bezweifelt werden. Und warum der Absatz der ausländischen Autobauer „nur“ um zehn Prozent zurückging, erklärt der Kalender auch nicht. Vielleicht sieht der Kunde das Preis-Leistungsverhältnis anders als die deutsche Industrie? Klarheit wird erst in zwei, drei Monaten der Autofrühling 2013 schaffen.