Zwei Wochen Bummelzüge zwischen Hannover und Kassel (Update: Förmliche Bestätigung und weitere Details)

Bahn bestätigt Sperrung der Neubaustrecke – Ersatzfahrplan in Arbeit – Einzelne Züge fallen aus

Berlin, 31. März (ssl) Bahnreisende auf der vielbefahrenen Nord-Süd-Verbindung Hannover-Kassel müssen sich auf deutlich längere Fahrzeiten einrichten: Die Deutsche Bahn will Ende April für zwei Wochen die wichtige Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Kassel vollständig für den Fernverkehr sperren. Die Vorstandsvorsitzende von DB Fernverkehr, Birgit Bohle, bestätigte entsprechende Meldungen am Donnerstag in Berlin. Die meisten Züge würden statt auf der für Tempo 280 ausgelegten Schnellstrecke über die Altbaustrecke fahren, erklärte sie. Auf der Neubaustrecke verkehren täglich rund 170 Züge, vornehmlich zwischen München, Basel und Frankfurt am Main über Hannover nach Hamburg, Bremen und Berlin. Am Abend nannte die Deutsche Bahn weitere Details.

Zentraler Abschnitt im deutschen ICE-Netz: Die Schnellstrecke Hannover-Kassel (Bildmitte). Grafik: Deutsche Bahn
Zentraler Abschnitt im deutschen ICE-Netz: Die Schnellstrecke Hannover-Kassel (Bildmitte). Grafik: Deutsche Bahn

Darin hieß es: “Von Samstag, 23. April bis Sonntag, 08. Mai 2016 erneuert die Bahn auf der Schnellfahrstrecke zwischen Hannover und Kassel rund 130.000 Tonnen Schotter. Die Arbeiten verteilen sich auf verschiedene Abschnitte mit einer Gesamtlänge von über 30 Kilometern.” Vier große Baumaschinen und vier Schotterpflüge würden parallel eingesetzt. Die hohe Beanspruchung der Strecke mache die Schottererneuerung erforderlich, “um möglichen Geschwindigkeitseinschränkungen vorzubeugen”.

Die Bahn werde im Fernverkehr über 90 Prozent der planmäßigen Kapazitäten anbieten. Auch der Messehalt in Hannover werde in dieser Zeit weiter bedient. In der niedersächsischen Metropole findet vom 25. bis 29. April die Industriemesse statt.

Reisende auf den betroffenen ICE Linien 11 (Berlin—Kassel—Frankfurt—Stuttgart—München) 12 (Berlin—Kassel—Frankfurt—Karlsruhe—Schweiz), 20/22 (Hamburg—Hannover—Kassel—Frankfurt—Karlsruhe—Schweiz/Stuttgart), 25 (Hamburg/Bremen—Hannover—Würzburg—Nürnberg/Augsburg—München) und der IC-Linie 26 (Hamburg—Hannover—Kassel—Gießen—Frankfurt—Karlsruhe) müssen bis zu einer Stunde längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Teilweise würden Halte oder auch ganze Züge ausfallen, meldete die Bahn weiter. “Im Nahverkehr werden bei DB Regio einzelne Linien mit Ausfällen auf Teilabschnitten betroffen sein.”
Die Bahn werde zusätzlich zu den gesetzlichen Fahrgastrechten verschiedene Kulanzregelungen anbieten. Unter anderem könnten bereits gekaufte Tickets zurückgegeben werden.

Auf der Altbaustrecke sind aber nicht nur die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten oft um mehr als die Hälfte geringer; der Personenfernverkehr muss sich die Trassen auch mit dem Güterverkehr teilen. Die Bahn arbeite mit Hochdruck an Ersatzlösungen und einem Fahrplan, der die verlängerten Fahrzeiten berücksichtige, sagte Bohle. Sie bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“.

Zur EM gibt’s eine Sieger BahnCard

Die Vorstellung einer „Sieger BahnCard“ zur bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft war der offizielle Anlass für den öffentlichen Auftritt Bohles. Die BahnCard, die es als 25er und als 50er-Variante für die 1. und 2. Klasse gibt, gilt drei Monate. Bei der Bestellung tippt der Kunde auf den künftigen Europameister. Er erhält eine Karte, auf der die Nationalflagge dieser Mannschaft aufgedruckt ist. Hat der Kunde richtig gewettet, so kann er im gesamten August kostenlos und unbegrenzt deutschlandweit im Fernverkehr mit der Deutschen Bahn fahren. Bohle tippte erwartungsgemäß auf Deutschland als Europameister, der ebenfalls bei dem Termin anwesende 1996er Europameister Mehmet Scholl ließ sich keine klare Prognose abringen, meinte aber: „Deutschland ist der klare Favorit.“ Als Halbfinalisten prognostizierte Bohle Deutschland, Belgien, England und Frankreich“, rief damit aber den Widerspruch Scholls hervor, der „England keine Chance“ gab, trotz des 3:2-Sieges gegen Deutschland am vergangenen Samstag. Die englischen Vereine steckten zwar viel Geld in ihre Premier League, gäben es aber für ausländische Spieler wieder aus, so dass die Nationalmannschaft davon nicht profitiere, meinte der ehemalige Bayern-Profi.