Der späte Lohn des Mittelsitzes

Aus der Reihe „Umfragen, auf die die Welt gewartet hat“

"Wann sind wir da?" Sitzen in der Mitte macht nicht immer Spaß, fördert aber später die Karriere.  © Foto: Skoda
“Wann sind wir da?” Sitzen in der Mitte macht nicht immer Spaß, fördert aber später die Karriere. © Foto: Skoda

 

Berlin, 1. Mai (ssl) Wer sitzt schon gerne in der Mitte hinten im Auto? Wenig Fußraum, kein Fenster, keine Armlehne und rechts und links die Geschwister, die einen dorthin gemobbt haben.

Nun, das frühe Leid zahlt sich aus. Wer als Kind mit dem Mittelsitz vorlieb nehmen musste, hat später gute Karrierechancen. Diesen Schluss legt eine Studie nahe, die der Autobauer Skoda in Großbritannien in Auftrag gegeben hat.

Die Umfrage unter 1.002 Britinnen und Briten mit zwei oder mehr Geschwistern ergab, dass 90 Prozent der Menschen, die es bis zum „Direktor“-Niveau geschafft haben, „Mittelsitzkinder“ waren. Dasselbe gilt für 72 Prozent der Unternehmer und 62 Prozent der Senior-Manager.

Das kann gut mit den Eigenschaften und Fähigkeiten zusammenhängen, die solche Kinder mehr oder weniger zwangsläufig entwickeln. 44 Prozent der Mittelsitzkinder wurden beschrieben als entspannt, 28 Prozent als vernünftig, geduldig (25 Prozent), ausgeglichen und anpassungsfähig (21 Prozent). 80 Prozent der einstigen Underdogs stellen einen Beziehung zwischen der Sitzposition im Auto ihrer Eltern und ihrem beruflichen Erfolg her.

Die Kinderpsychologin und dreifache Mutter Laverne Antrobus, die als Beraterin bei der Studie fungierte, nennt den Innenraum des Autos eine „einzigartige Umgebung. Vieles kommt an die Oberfläche, wenn eine Familie in begrenztem Raum zusammensitzt.“ Es sei faszinierend zu sehen, wie eine Sitzposition hinten im Auto, „oft über Jahre hinweg, direkt die Persönlichkeit beeinflussen kann. Ob die Mittelsitzkinder zu dieser Position gezwungen wurden oder nicht, der Platz zwischen den Geschwistern scheint positive Charakterzüge zu entwickeln, die sich für sie im Berufsleben als wertvoll erweisen.”

Nach vorne schauen 

Was sie in der Studie nicht erwähnt haben, sind die Vorteile der Mittelsitzposition: Du kannst aus der Windschutzscheibe nach vorne schauen, ohne dass Mamas oder Papas Kopf im Weg ist. Du kannst auf den Tacho gucken und aufpassen, ob Papa oder Mama am Steuer die Tempolimits einhalten.

Es bleiben auch noch Fragen. Etwa zu den Einwirkungen des Lebensraums Auto auf die Charakterzüge der Insassen bei Familien mit weniger Kindern. Hier in Deutschland ist ja die Drei-Kind-Ehe nicht gerade das häufigste. Das mag praktisch sein, denn die Zahl der zu besetzenden Managerposten ist ja auch begrenzt. Hast du als Einzelkind im Umkehrschluss nur geringe Aussichten, es bis in die Managementebene zu schaffen? Wenn ihr zu zweit seid und die dicke Armlehne zwischen euch so viel Platz bietet, dass ihr euch nicht darum streiten müsst – fördert das etwa das Phlegma und hindert die Karriere? Regt euch nicht auf. Hauptsache, ihr könnt aus dem Fenster gucken und seid Herr über den Fensterheber. Aber nein, auch da kann Papa von vorne einen elektronischen Riegel vorschieben, während die Generation vor euch wenigstens noch heimlich mit der Fensterkurbel versuchen konnte, das Fenster einen Schlitz weit aufzumachen, wenigstens so lange, bis Mama es merkte oder die Schwester nebenan petzte. Also warten wir auf die nächste Psycho-Umfrage.