Spanische Flugsicherung in der Kritik

Blogger brichtet von Überforderung der Lotsen in Barcelona vor Weihnachten

Eine interessante Momentaufnahme der Luftraumkontrolle über Barcelona liefert der Branchenblog „Aviation Herald“.  Wegen Nebels und deshalb zunehmenden Anflugrestriktionen stauten sich am Tag vor Heiligabend die anfliegenden Maschinen so sehr und brachten die Controller derart ins Schwitzen, dass – schenkt man den Angaben Glauben – das Wort „Kontrolle“ als Beschreibung ihrer Arbeit sehr euphemistisch war. Die Lage endete glimpflich, alle Flugzeuge landeten ohne Schaden, wenn auch nicht immer dort, wo die Passagiere eigentlich in wollten.

Es begann damit, dass nur noch eine der drei Pisten nutzbar war. Dann gab es keinen Parkplatz mehr. Schließlich lief auch der Ausweichflughafen Girona voll, so dass manche Maschinen im französischen Perpignan auf der anderen Seite der Pyrenäen oder gar in Marseille landeten. Die Fluglotsen hatten dem Bericht zufolge große Probleme, den in der Luft wartenden Crews einigermaßen präzise Angaben zur verbleibenden Wartezeit oder zu möglichen Ausweichflughäfen zu machen. Solche Angaben brauchen Piloten aber dringend, um Entscheidungen über den Anflughafen zu treffen.

In den Kommentaren zu dem Bericht wird problematisiert, dass die Zahl der spanischen Fluglotsen wegen der schuldenkrisenbedingten Sparmaßnahmen verhältnismäßig gering ist. Andererseits sollen gerade Piloten von Billigfluglinien – die in großer Zahl spanische Flughäfen bedienen – zu zurückhaltendem Umgang mit der Betankung angehalten werden, so dass bei ihnen in solchen Situationen relativ schnell die Notwendigkeit auftritt, einen exakten Plan zur Landung zu erhalten.

Fluggesellschaften aus anderen europäischen Ländern beklagen außerdem drastische Erhöhungen der Überfluggebühren über das spanische Festland in jüngster Zeit. So wird für Destinationen wie die spanischen Atlantikinseln oder Südamerika der Umweg über den Atlantik oft kostengünstiger als die direkte Route über die iberische Halbinsel. Für die spanische Regierung dürfte die Rechnung dennoch positiv ausfallen, da die Tourismusflieger aus Mittel- und Nordeuropa zu den Festlands- und Balearen-Zielen praktisch keine Ausweichmöglichkeit haben.

Der Autor verweist auf einen Eurocontrol-Bericht über die Zustände im europäischen Luftraum (PDF-Dokument, 9,8 MB, Seite 101) und deren mögliche Verbesserung vom Juni 2012. Darin wird der Flugsicherung über Barcelona ein so starker Personalmangel bescheinigt, dass es „kollabierte Kontrollzonen“ (Collapsed ACC sectors) gebe.