Endlich ein Speisewagen: Die ersten ICE 3 sind renoviert

Nach 15 Jahren für weitere 15 fit – Bis 2020 sollen alle 66 Züge “redesignt” sein – Mehr Platz und ein digitalspezifisches Problem

ICE-3-Redesign: Endlich ein vollwertiges Bordrestaurant. Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Berlin, 7. März (ssl) 15 Jahre mussten die schnellen ICE-3-Züge erst alt werden, bevor die Deutsche Bahn den Fahrgästen einen richtigen Speisewagen gönnte. Jetzt haben die ersten beiden der insgesamt 66 Züge das DB-Werk Nürnberg verlassen. Sie erhielten nicht nur ein vollwertiges Bordrestaurant erhalten, sondern eine durchgreifende Renovierung der Inneneinrichtung. Damit erstrahlen sie jetzt weithin in dem Design, das auch der Ende vergangenen Jahre präsentierte ICE 4 auszeichnet. Dazu gehören unter anderem Eltern-Kind-Abteile, Reservierungsanzeigen an der Sitzlehne, mehr Gepäckraum und mehr Platz für Rollstuhlfahrer.

Als die ICE 3 zum ersten Mal auf die Schiene gesetzt wurden, gab es Kritik wegen des fehlenden Bordrestaurants. Der damalige Bahnvorstand versuchte das damit zu rechtfertigen, dass die schnellen Züge ja sowieso in Nullkommanix am Ziel sein (sie wurden und werden vornehmlich auf der für Tempo 300 zugelassenen Stecke zwischen Frankfurt und Köln eingesetzt), sodass es sich praktisch gar nicht lohne, im Speisewagen Platz zu nehmen. Passagiere der ersten Klasse könnten sich im übrigen am reservierten Platz versorgen lassen. Wer jemals eine lecker duftende Currywurst am Platz im Großraumabteil gegessen hat, erinnert sich bestimmt noch an die missbilligenden Blicke vieler anderer Passagiere. Die Leute in der 2. Klasse konnten entweder im kleinen Bistro essen und trinken oder versuchen, Essen und Trinken mit an den Platz zu nehmen, was nicht immer unfallfrei gelang.

Diese Philosophie ist inzwischen nicht mehr angesagt, wie Schienenverkehrsvorstand Berthold Huber am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung durchblicken ließ. Die Züge hätten jetzt ein Bordrestaurant, „wie sich das gehört“, sagte er. „Ich bin mächtig stolz auf den Zug“, fügte er hinzu. Beide Klassen haben neue Sitze erhalten, an deren Seiten die Reservierung deutlich erkennbar ist. Und fast an jedem Sitz lädt an der Gangseite ein Griff zum Festhalten ein, falls es mal schwankt.

ICE-3-Redesign: In der 1. Klasse wirkt die Bestuhlung geradezu locker. Das brachte ein bisher nicht gekanntes Problem mit sich. Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Displays in Gondeln an der Decke in Echtzeit Ankunfts- und Anschlusszeiten. In der 2. Klasse gibt es nur noch Großraumwagen, keine Abteile mehr. Nach Angaben von Stefan Wingenfeld vom Projektteam ist sogar der Sitzabstand um einige Millimeter auf nun 82 cm gewachsen. Die 1. Klasse – Sitzabstand 90 cm – ist mit angenehm luftig anmutendem Gestühl möbliert. Der verhältnismäßig große Abstand zwischen den Plätzen der Zweier-Bank brachte nun aber ein bisher nicht gekanntes, digitalspezifisches Problem mit sich: Der Fahrgast kann, wenn er will, auf dem Display des schräg vor ihm sitzenden Passagiers mitlesen. Deshalb soll in der Lücke noch ein Sichtschutz ergänzt, der zusätzlich auch eine stromführende USB-Buchse enthält, sodass man nicht auf die Steckdose unterm Sitz angewiesen ist. In der 2. Klasse gibt es einen Familienbereich plus ein Eltern-Kleinkind-Abteil mit diversen Spielmöglichkeiten.

ICE-3-Redesign: Das Kleinkindabteil in der 2. Klasse. Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Unter dem Blech hat sich auch einiges getan. So werden die WLAN-Router laut Huber mit Glasfasertechnologie versorgt, was besseren Empfang gewährleisten soll. Der Zug ist mit dem neuen europäischen Leit- und Sicherungssystem ETCS ausgestattet, da er ab Mitte Dezember die dann fertiggestellte Neubaustrecke 8.1/8.2 befahren soll und München und Berlin erstmals in einer Zeit von weniger als vier Stunden miteinander verbinden soll.

Auch in der 2. Klasse gibt es neue Sitze. An ihren Seiten laden Griffe zum Festhalten ein und Displays geben über die Reservierung Auskunft. Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

Die nicht ganz so gute Nachricht: Es wird vier Jahre dauern, bis Ende 2020 der letzte renovierte Zug das Werk Nürnberg durchlaufen hat. Unterm Strich stehen dann auf der Rechnung 210 Millionen Euro. Ein Umbau dauert neun bis zwölf Wochen, danach soll der Zug fit sein für die nächsten 15 Betriebsjahre. Und Fahrräder dürfen nach wie vor nicht rein, obwohl sie im ICE 4, dem Vorbild des Redesigns, nun Platz finden. Dafür hätte die Musterzulassung geändert werden des ICE 3 geändert werden müssen, sagte Huber, versprach aber, die Erfahrung mit dem ICE 4 für künftige Entwicklungen zu berücksichtigen. Es wird ihm auch kaum etwas anderes übrig bleiben. Die EU erwartet nämlich von Eisenbahn-Fernverkehrsunternehmen, dass Fahrradmitnahme ermöglicht wird.