Eine Mauer ohne Dauer im S-Bahnhof

Ben Wagins Installation steht nahe der Mauer-Gedenkstätte – S-Bahn legt Mauerfall-Wochenendticket auf

Aktionskünstler Ben Wagin (2.v.rechts) erklärt Besuchern seine Installation. Im Hintergrund der Berliner Bausenator und designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (Mitte). Foto: Rietig
Aktionskünstler Ben Wagin (2.v.rechts) erklärt Besuchern seine Installation. Im Hintergrund der Berliner Bausenator und designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (Mitte). Foto: Rietig

Berlin, 23. Oktober (ssl) Eine Berliner Mauer aus Aktenordnern, zerschnittenen Arbeitskitteln, CDs und skelettierten Menschen, die durch Mauerzinnen schauen – so sieht die Installation „Mauer – keine Dauer“ des Aktionskünstlers Ben Wagin aus, die seit Donnerstag, 23. Oktober im Berliner S-Bahnhof Nordbahnhof gezeigt wird. Sie wird damit aus Anlass des 25. Jubiläums des Mauerfalls Teil der Dokumentation über die „Geisterbahnhöfe“ in der Schalterhalle des Bahnhofs. Von 1961 bis 1989 war der Nordbahnhof eine von vielen unterirdischen U- und S-Bahn-Stationen, durch die Züge von West-Berlin unter Ost-Berlin hindurch wieder nach West-Berlin ohne Halt durchfuhren.

Der Künstler selbst war bei der Präsentation in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße dabei, und auch der designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ließ es sich nicht nehmen, seinen Freund Wagin zu begrüßen. Müller sprach die Erwartung aus, „dass das, was hier vor 25 Jahren passiert ist, als Hoffnung begriffen wird, dass Grenzen, Leid und wirtschaftliche Not friedlich und ohne Blutvergießen überwunden werden kann“.

Die im wesentlichen aus teils geteerten Aktenordnern bestehende Installation soll verdeutlichen, wie sehr mit der Betonmauer zwischen beiden Teilen Berlins auch eine bürokratische Mauer errichtet wurde. Schädel, die aus kleinen Wachttürmen herausschauen, stehen für die Grenzsoldaten, „die Menschen, die das gemacht haben, was Teilung, Trennung und Tod gebracht hat“, wie Müller sagte. Er wies darauf hin, dass die Mauer sehr wohl Lücken hatte, wenn es wirtschaftlich opportun erschien, beispielsweise wenn sich für den Westen Vorteile dadurch gewinnen ließen, Waren in der DDR herstellen zu lassen. Er nannte es „peinlich, dass DDR-Bürger unter unwürdigen Umständen für den Wohlstand der Bundesrepublik gearbeitet haben“.

Die S-Bahn Berlin, die neben anderen Aktivitäten zum Mauerfall-Jubiläum auch diese Aktion unterstützt, hat für das Jubiläums-Wochenende ein besonderes Ticket aufgelegt. Es gilt vom 7. bis 9. November (genau: bis 10. November 03.00 Uhr) und kostet 15 Euro für die drei Verkehrsverbund-Zonen A, B und C.