Noch nicht mal italienische Verhältnisse bei Schieneninvestitionen

Hunderte Güterzüge im Rückstau.
Zuwenig Investitionen in die Infrastruktur, kritisiert die Allianz pro Schiene. 

Berlin, 3. Juli (ssl) Deutschland investiert pro Kopf der Bevölkerung weniger als Italien in Ausbau und Erhalt seines Schienennetzes. Im Vergleich mit ausgewählten Staaten West- und Südeuropas liegt die Bundesrepublik mit 54 Euro im Jahr 2013 an drittletzter Stelle, wie die Allianz pro Schiene am Donnerstag in Berlin kritisierte.

Die Spitzenposition hat nach wie vor die Schweiz mit umgerechnet 366 Euro inne (das liegt unter anderem an den hohen Kosten der Alpenquerungen), gefolgt von Österreich und Schweden. Vor Deutschland liegen aber mit 139 Euro auch die Niederlande, „wo es überhaupt keine Berge gibt“, wie Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege anmerkte. Auch in Großbritannien, das wegen der angeblichen Vernachlässigung der Infrastruktur in Deutschland oft als Negativbeispiel angeführt wird, liegen die Investitionen nach der Erhebung des Hamburger Forschungsinstituts SCI mit 120 Euro mehr als doppelt so hoch, und selbst im krisengeschüttelten Italien bewegen sie sich bei 81 Euro.

Mit den Worten „Unsere wirtschaftlichen Verhältnisse geben das her“ forderte Flege eine Aufstockung der Investitionen „mindestens auf italienische Verhältnisse“. Dazu müsse unter anderem die Lkw-Maut auf alle Straßen und auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht ausgeweitet werden.

Maria Leenen von SCI Verkehr ergänzte, Deutschland sei prädestiniert für einen Zuwachs des Schienenverkehrs, weil die Struktur des Landes und die anhaltenden Wanderungsbewegungen in die Ballungsgebiete den Schienenverkehr förderten. Im übrigen wiesen die Prognosen ihres Instituts weltweit einen stärkeren Zuwachs des Schienenverkehrs im Vergleich zum Straßenverkehr aus. Global wachse der Güterverkehr demnach bis 2018 um elf und der Personenverkehr um 18 Prozent. Für Europa sagte sie beim Personenverkehr sieben und beim Güterverkehr fünf Prozent Zuwachs für die nächsten vier Jahre voraus.