Harald Schmidt und die Spontanheilung durchs Autoradio

Deutsche Bahn Stiftung unterstützt Depressionshilfe „in der Größenordnung von Millionenbeträgen“

Berlin, 29 April (ssl) Harald Schmidt hat schon einmal mit Rüdiger Grube zusammen Musik gemacht. Vielleicht war es dieses Treffen eines bekennenden Bahn-Vielfahrers mit dem Bahnchef, das jetzt dazu führte, dass die Deutsche Bahn Stiftung die Deutsche Depressionshilfe „in der Größenordnung von Millionenbeträgen“ (Grube) unterstützt. Der Entertainer Schmidt ist nämlich der Schirmherr der Stiftung Depressionshilfe. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, für die Bekämpfung einer Volkskrankheit zu werben, die vielfach tabuisiert wird oder sich hinter dem Modebegriff „Burnout“ versteckt. Auch die lange Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz bewirkt, dass die Krankheit zu lange unbehandelt bleibt. Das kann mit einem Suizid enden.

„Es war bei einem Interview für die Kundenzeitschrift db mobil“, schildert Grube seine Begegnung mit Schmidt. „Wir haben über Liebe zur Musik gesprochen. Da hat er sich ans Klavier gesetzt, und ich habe meine Mundharmonika rausgeholt.“ Schmidt ist seit vier Jahren für die Depressionshilfe aktiv. Er habe überlegt, wo er sich engagieren könne, sagte er bei der Auftaktveranstaltung im Berliner DB-Tower. „Eine Knuddel- und Tränendrüsen-Hilfsorganisation“ sei nicht das Richtige für ihn gewesen, meinte er.

So unterstützt er die Depressionshilfe mit vielfältigem Engagement, auch mit offenbar beachtlichen Geldspenden, auch wenn er selbst nicht darüber redet. Er moderiert Veranstaltungen wie die erwähnte, aber auch große Patiententreffen. Und er setzt seine Kontakte ein, um die Organisation bekannt zu machen, aber auch, um das Tabu von der Krankheit zu nehmen.

Unipolare Depression, so der Fachbegriff, ist einer Studie der Weltgesundheitsorganisation zufolge die in den entwickelten Ländern meist verbreitete Volkskrankheit. Trotz sicherer Therapien bleibt sie oft unerkannt. Mangelnde Therapieplätze und weit verbreitete Tabuisierung bewirken, dass Depression in 90 Prozent aller Fälle unbehandelt bleibt, wie der Stiftungsvorsitzende Professor Ulrich Hegerl erklärte. Auch wenn die Zahl der Selbstmorde in Deutschland in den letzten Jahren zurückgegangen sei – vor 30 Jahren waren es mit 18.000 jährlich rund doppelt so viele wie heute -, sei Suizid als Todesursache drei Mal so häufig wie ein Verkehrsunfall.

Thomas Müller-Rörich, Vorstandsmitglied der Stiftung Depressionshilfe, war selbst davon betroffen. Es habe mit schleichendem Nachlassen der Denkfähigkeiten im Alter von etwa 40 Jahren über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg ohne einen konkreten Anlass begonnen, schilderte er seine Krankheitsgeschichte. Am Ende habe der völlige „Zusammenbruch meines gesamten Lebens“ gestanden. Erst dann hätten Ärzte die richtige Diagnose gestellt. Da sei es aber zu spät gewesen. Er habe sich als selbständiger Unternehmer zu lange und zu intensiv Sorgen um die Zukunft seiner Familie gemacht; dazu seien genetische Veranlagungen und wohl auch soziale Umstände gekommen, sagte er zu den möglichen Ursachen.  Müller-Rörich nannte die psychiatrische Unterversorgung angesichts von vier Millionen behandlungsbedürftigen Menschen einen Skandal. „Schnelle Hilfe und Ansprechpartner sind sehr wichtig“, betonte er.

Manchmal geht es auch anders: Schmidt berichtete von einer „Selbstheilung über das Autoradio“: Bei einer Taxifahrt habe er mit dem Fahrer über sein Engagement gesprochen, und der habe einen Radiospot über die Netzwerke zur schnellen Hilfe gehört, „und da war es weg“, habe jedenfalls der Taxifahrer betont. Ansonsten spüre auch er die Tabuisierung: „Wenn man versucht, eine Gala zu diesem Thema im Fernsehen unterzubringen“, habe man kaum Chancen, sagte Schmidt. Andererseits unterstützt aber auch der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen die Stiftung, unter anderem mit solchen Radiospots.

So ist eines der Ziele der Depressionshilfe, das bereits bestehende Netzwerk von Beratungsstellen auszubauen und eine Hotline zu schalten. Bahnchef Grube hofft, dass die Zuwendungen der Deutsche Bahn Stiftung dazu signifikant beitragen können. Er wies darauf hin, dass die DB AG das erste deutsche Großunternehmen sei, das sich diesem Thema widme. „Wir haben im Bereich psychische Gesundheit eine hohe Sensibilität und Expertise entwickelt. Beides wollen wir nun durch die Fördertätigkeit der Deutsche Bahn Stiftung in die Gesellschaft einbringen und für sie nutzbar machen.“

Zur Website der Stiftung Deutsche Depressionshilfe: http://www.deutsche-depressionshilfe.de