Bahn spürt Wettbewerbsdruck besonders im Schienengüterverkehr

Grube: Deutschland als Modell und nicht als Problem sehen

Berlin, 21. Mai (ssl) Die Wettbewerber und die Konjunkturschwäche haben dem Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr arg zugesetzt. Während die Verkehrsleistungen der Konkurrenten auf der Schiene um 6,5 Prozent stiegen, gingen die von DB Schenker Rail um 6,3 Prozent deutlich zurück. Das teilte der Wettbewerbsbeauftragte des Konzerns, Frank Miram, bei der Vorstellung des Wettbewerbsberichts 2012 am Dienstag in Berlin mit. In allen Verkehrsbereichen stieg der Anteil der DB-Konkurrenz auf der Schiene.

 

Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube nahm die Zahlen als Beleg, dass der Wettbewerb in Deutschland funktioniert. Er regte an, die Entwicklung als Vorbild für andere Länder anstatt als Problem zu werten. „Wir haben kein Verständnis für Bestrebungen der EU-Kommission, die integrierten Eisenbahnsysteme in Europa zu zerschlagen“, sagte Grube mit Blick auf Brüsseler Vorschläge.

 

Miram führte den Rückgang der Leistungen im Güterverkehr auch darauf zurück, dass DB Schenker Rail mit Konsolidierungsprogrammen und der Streichung unwirtschaftlicher Verkehre die Leistungen bewusst verringert habe. Dafür sei das Ergebnis um 77 Millionen verbessert und damit ins Plus gebracht worden. Der Marktanteil der Wettbewerber stieg um 2,5 Punkte auf 28,6 Prozent bei einem Rückgang des gesamten Verkehrs um drei Prozent auf rund 110 Milliarden Tonnenkilometer — das ist immer noch weniger als vor der Krise 2008.

Der Gesamtmarkt im Schienenpersonenverkehr wuchs um knapp vier Prozent. Die DB allein fuhr vergangenes Jahr einen Fahrgastrekord mit erstmals mehr als zwei Milliarden Passagieren ein (plus fünf Prozent). Das Auftreten von Konkurrenten im Fernverkehr wie dem HKX zwischen Hamburg und Köln oder der Westbahn in Österreich wertete Miram als „neue Impulse“. Im Fernverkehr macht der Bahn seit Ende 2012 der Fernbus Konkurrenz. Dessen künftiger Anteil am Gesamtverkehr sei schwer zu schätzen, sagte Miram, und verwies auf Experten, die von fünf bis sechs Prozent ausgingen.

Im Schienennahverkehr erhöhten die Wettbewerber ihren Marktanteil auf 25 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Die DB konnte 2012 noch 52 Prozent der Vergaben im Regionalverkehr für sich verbuchen, gefolgt von Abellio Rail NRW GmbH, einer Tochter der niederländischen Staatsbahn, mit 13 und Netinera, einer Tochter der italienischen Staatsbahn, mit zehn Prozent.