Dampflokfreunde verlieren Kampf um alte Wagenhalle

Bahn will abreißen – Kein Denkmalschutz – Zugfans wollten Halle mieten (aktualisiert im 1. Absatz und am Schluss: Denkmalschutzantrag offenbar abgelehnt)

Die Geschichte klingt ein bisschen wie aus Hausbesetzerzeiten: Im Südosten Berlins standen sich am Mittwoch bei klirrender Kälte Abrissbagger und Dampflokfreunde in herzlicher Zwietracht gegenüber. Die Dampflokfreunde Berlin e.V., die mit historischen Zügen Nostalgiefahrten organisieren, wollten verhindern, dass eine 135 Jahre alte Wagenhalle neben ihrem Lokschuppen abgerissen wird. Am Abend mussten sie eine Niederlage hinnehmen: Der Landeskonservator signalisierte den Dampflokfreunden, dass der von ihnen gestellte Antrag auf Denkmalschutz für das Gebäude abgelehnt wird.

Eigentümer von Halle und Gelände ist die DB Netz AG, eine Tochter der Deutschen Bahn, die das seit Jahren weitgehend ungenutzte Grundstück in der Nähe der S-Bahn-Station Betriebsbahnhof Schöneweide mit der Halle und angrenzende Flächen vermarkten will. Die Dampflokfreunde, die das Nachbargrundstück mit einem bereits denkmalgeschützten Rundlokschuppen und anderen Gebäuden von der DB gemietet haben, wollen diese Halle aber ebenfalls mieten, um dort  historische Waggons unterzustellen.

Wohl wissend, dass die Bahn sich lukrativere Nutzungen vorstellen kann, hatten sie  Denkmalschutz für die Wagenhalle bantragt und zunächst Hinweise erhalten, dass dem Antrag stattgegeben werde. Deshalb ließ die Bahn am Mittwoch die Bagger kommen, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Nun hat sie aber in der Vergangenheit den Dampflokfreunden gestattet, in der Halle Fahrzeuge unterzustellen. Unter anderem ein Kranwagen und ein Feuerwehrwagen haben dort eine vorübergehende Heimstatt gefunden. „Wir haben da ein bisschen den Hausmeister gemacht“, sagte ein Dampflokfreund zu Schiene Straße Luft.

Der Aufforderung, ihr Material aus der Halle zu entfernen, kamen die Dampflokfreunde am Mittwochvormittag daher ziemlich vorsichtig und gemächlich nach, offiziell mit der Begründung, viele Mitglieder müssten arbeiten und könnten deshalb nicht helfen. Außerdem riefen sie die Polizei in der Annahme, dass keine Abrissgenehmigung für das Gebäude vorliege. Die Beamten protokollierten das, machten den Dampflokfreunden aber nur geringe Hoffnung auf Erfolg, da das mögliche Bußgeld für den ungenehmigten Abriss eines eigenen Gebäudes kein Unternehmen schrecken dürfte.

Am Abend informierte der Landeskonservator dann den Vereinsvorstand, dass die Halle nicht unter Denkmalschutz gestellt würde. Was ihn dazu bewogen haben mag, blieb offen. Mitglieder des Vereins deuteten gegenüber Schiene Straße Luft an, dass man wohl klein beigeben werde.